Finanzen

Anleihen von Air Berlin verlieren deutlich an Wert

Die Anleihen der Fluggesellschaft Air Berlin haben sich in den vergangenen Tagen deutlich verbilligt. Investoren befürchten, dass das Unternehmen seine Schulden nicht zurückzahlen wird. Das Ende der Airline könnte nur eine Frage der Zeit sein.
29.09.2016 01:56
Lesezeit: 2 min

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Die Anleihepreise der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft sind in den vergangenen Tagen deutlich gesunken. Eine Anleihe aus dem Jahr 2011 mit einem Gesamtumfang von 225 Millionen Euro, welche mit über 8 Prozent verzinst wird, notiert derzeit bei 84 Cent für den Euro, nachdem sie in der Vorwoche fast bei Par gelegen hatte, berichtet das Finance Magazin.

Eine andere Anleihe mit einem Volumen über 170 Millionen Euro und einer Verzinsung von fast 7 Prozent sank auf 80 Cent für den Euro. In den vergangenen Wochen lag dr Preis dieser Anleihe zwischen 90 und 95 Cent. „Ein mit 5,625 Prozent verzinster Bond über 100 Millionen Schweizer Franken steht sogar nur noch bei 72 Prozent. Beide Anleihen muss Air Berlin in knapp drei Jahren zurückzahlen“, schreibt Finance.

Air Berlin steckt in der Krise. „Im ersten Halbjahr erwirtschaftete die Airline einen Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) in Höhe von 235 Millionen Euro. Das negative Eigenkapital türmt sich aktuell auf über 1 Milliarde Euro auf. Zudem hat sich Air Berlin im vergangenen Jahr beim Kerosin-Hedging verzockt und deshalb wesentlich mehr Geld für Treibstoff ausgeben müssen als die Konkurrenz.“

Die notorisch verlustreiche Fluggesellschaft soll Branchenkreisen zufolge nun mit einer Halbierung ihrer Flotte gerettet werden. Air Berlin würde nach der Aufspaltung nur noch etwa 70 Flugzeuge betreiben, in der Verwaltung würden rund 1000 Arbeitsplätze wegfallen, berichtet Reuters. Air Berlin und sein Großaktionär Etihad sprächen mit dem Reisekonzern TUI darüber, 30 bis 40 Maschinen der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki mit dem Ferienflieger TUIfly zusammenzulegen, der bereits mit Air Berlin kooperiert, sagten drei mit den Plänen vertraute Personen am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Darüber hatte zuerst die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Air Berlin, Etihad und TUI wollten sich dazu nicht äußern.

Die Gespräche seien aber noch nicht so weit fortgeschritten wie die Verhandlungen mit der Lufthansa, die etwa 40 Air-Berlin-Maschinen einschließlich Besatzungen in ihre Tochter Eurowings eingliedern will, sagten zwei der Insider. Dabei geht es um Flugzeuge, die auf Strecken abseits der Drehkreuze Berlin und Düsseldorf unterwegs sind. Die Entscheidung hierüber könnte am Mittwoch fallen, wenn sich der Aufsichtsrat der Lufthansa trifft.

Air Berlin hat in den vergangenen acht Jahren nur einmal einen Nettogewinn eingeflogen. Auch unter Chef Stefan Pichler gelang keine Wende. Er will Air Berlin stärker auf Langstrecken und Geschäftskunden ausrichten, die mehr zahlen als Touristen. Der Nettoverlust wuchs aber trotz rapide gefallener Öl- und damit Kerosinpreise im vergangenen Jahr auf knapp 450 Millionen Euro. Das Unternehmen hängt am Tropf von Etihad, die schon mehr als eine Milliarde Euro in Air Berlin gesteckt hat. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit mahnte ein Ende der Spekulationen an. Sie seien „untragbar“ für die Belegschaft. Air Berlin müsse Farbe bekennen.

TUIfly unterhält 41 Flugzeuge, von denen 14 von Air Berlin betrieben werden. Eine Zusammenlegung mit Niki dürfte auf den Widerstand der Arbeitnehmervertreter stoßen. Niki arbeitet mit den geringsten Kosten aller Einheiten von Air Berlin. TUI hatte in der vergangenen Woche Kontakte mit Air Berlin bestätigt. Man müsse für den Fall vorbereitet sein, dass sich die Situation bei Air Berlin verschlechtern sollte, hieß es in einem Brief an die Mitarbeiter. Ein TUIfly-Sprecher hatte verneint, dass TUI Niki gemeinsam mit der Lufthansa übernehmen wolle.

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