Die russische Botschaft in Damaskus wurde am Dienstag von islamistischen Söldnern mit Granatwerfern angegriffen, berichtet CBS News. Nach Informationen des russischen Außenministeriums soll der Angriff vom Stadtviertel Jobar aus von der Al-Nusra-Front ausgeführt worden sein.
Das Ministerium macht zudem die US-amerikanische Syrien-Politik für den Vorfall verantwortlich, die „noch mehr Blutvergießen provoziert“. Beweisfotos oder Videos hat das russische Außenministerium nicht veröffentlicht. Es ist daher nicht unabhängig nachzuprüfen, ob der Angriff wirklich stattgefunden hat. Die Tatsache, dass CBS den Vorfall meldet, erhöht allerdings die Plausibilität.
Am Montag hatten die USA die mit Russland ausgehandelte Waffenruhe für Syrien einseitig aufgekündigt. Außenminister John Kerry sagte allerdings laut CBS, dass sich Russen und Amerikaner weiter abstimmen, um zu verhindern, dass es zu Zwischenfällen zwischen russischen und amerikanischen Kampfjets in Syrien kommt. Kerry sagte in Brüssel, dass die USA das syrische Volk nicht im Stich lassen würden und nach "anderen Möglichkeiten" suchen, den Krieg - "the multilateral field" - zu beenden.
Es ist unklar, ob der Angriff eine Provokation oder Teil einer neuen Offensive ist. Russland hat stets betont, dass es von größter Wichtigkeit sei, dass Damaskus nicht in die Hände der islamistischen und internationalen Söldner falle. Aktuell versucht die syrische Armee mit Hilfe Russlands, die Stadt Aleppo von den Söldnern zurückzuerobern.
Russland reagiert auf die verschärfte Lage und hat auf seiner Marinebasis im syrischen Tartus ein Luftabwehrsystem stationiert. Das Raketenabwehrsystem vom Typ S-300 sei in die westsyrische Stadt am Mittelmeer gebracht worden, erklärte ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums am Dienstag. Dabei handle es sich um ein "reines Abwehrsystem", das niemanden bedrohe, betonte der Sprecher. Es diene dazu, die Sicherheit der Basis in Tartus zu gewährleisten. Die Russen haben allen Grund, auf der Hut zu sein: Die US-Regierung hatte vor wenigen Tagen ihre Erwägungen öffentlich gemacht, islamistische und internationale Söldner mit schweren Waffen auszustatten, damit sie gegen Russen und Syrer kämpfen. Die Zusammenarbeit mit den Söldnern wird laut US-Angaben von der CIA koordiniert.
Russland hatte im November vergangenen Jahres bereits Abwehrsysteme vom Typ S-400 auf seinem Luftwaffenstützpunkt in Hmeimim stationiert. Diese sollten die Sicherheit der russischen Kampfflugzeuge in Syrien gewährleisten, hieß es damals aus dem Kreml.
Moskau unterstützt im Syrien-Krieg die Führung in Damaskus. Am Montag hatten die USA angesichts der heftigen Angriffe auf die Stadt Aleppo die Gespräche mit Russland über eine Beilegung der Krise für beendet erklärt. Die syrischen Regierungstruppen führen derzeit mit russischer Hilfe eine Offensive auf die umkämpfte Stadt, um sie vollständig zurückzuerobern.