Politik

Griechenland erhält weitere Milliarden für Schuldendienst

Lesezeit: 2 min
11.10.2016 00:21
Griechenland bekommt von der Euro-Zone einen weiteren Milliardenkredit, um seinem Schuldendienst nachzukommen. Die griechische Bevölkerung muss im Gegenzug weitere Austeritätsmaßnahmen hinnehmen.
Griechenland erhält weitere Milliarden für Schuldendienst

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Finanzminister der Euro-Zone haben den Weg freigemacht für die Auszahlung einer weiteren Rate von Krediten an Griechenland in Höhe von zunächst 1,1 Milliarden Euro. Die Eurogruppe verständigte sich am Montag auf einem Treffen in Luxemburg nach Überprüfung von weiteren Austeritätsvorgaben darüber, dass der ESM einen Teil der nächsten Tranche an das hochverschuldete Land überweisen kann. Zur Diskussion bei dem Treffen hatte eigentlich die Auszahlung von insgesamt 2,8 Milliarden Euro gestanden. Über die verbleibenden 1,7 Milliarden Euro soll aber erst später entschieden werden.

Die Finanzminister bescheinigten nach ihrem Treffen dem Land Fortschritte bei der Umsetzung von 15 wichtigen Austeritätsvorgaben im Zuge der ersten Überprüfung des Kreditprogramms. Das laufende dritte Kreditpaket für das schuldengeplagte Land hat insgesamt ein Volumen von bis zu 86 Milliarden Euro. Es wird derzeit allein von den europäischen Ländern geschultert. Im Juni hatte Griechenland bereits eine erste Tranche von 7,5 Milliarden Euro erhalten. Das Paket koppelt die Hilfsgelder an die Umsetzung strenger Austeritätsvorgaben. Darunter sind auch politisch schwierige Themen wie die Privatisierung von Staatsbetrieben, Reformen des Renten- und Steuersystems und ein Umbau des Energiesektors. Der Griechenland-Blog berichtet, dass das neue Rentensystem zu drastischen Einschnitten für die Rentner führen werde. Vielen Rentnern droht die Altersarmut, Witwen kann unter bestimmten Voraussetzungen die Rente gestrichen werden. Erst vor wenigen Tagen hatten Rentner gegen die Pläne demonstriert und waren von der Polizei harsch zurückgedrängt worden.

Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem erwartet, dass auch die verbleibenden 1,7 Milliarden Euro aus der Tranche freigegeben werden können, wenn das Land noch im Oktober fehlende Angaben zur Begleichung von Zahlungsrückständen liefert. Dabei geht es um Angaben für den Monat September. Es brauche Zeit, diese Daten zu sammeln, sagte Dijsselbloem und äußerte sich zugleich optimistisch: "Wir sind ganz zuversichtlich, dass sie gut ausfallen werden." Die EU-Kommission hatte dem Ägäis-Staat zuvor Fortschritte bescheinigt. Alle 15 Zielmarken seien erfüllt worden, hatte EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici zu Journalisten vor Beginn des Finanzminister-Treffens laut Reuters gesagt.

Die Eurogruppe richtet nun den Blick nach vorne auf die nächsten Stufen des Pakets. Sie rief das Land auf, die Austerität voranzutreiben, die für den Abschluss der zweiten Überprüfung des Kreditprogramms notwendig sind. Dies ist auch eine wichtige Voraussetzung für den Beginn von Gesprächen über Schuldenerleichterungen, die für das Land vereinbart wurden. Einen Schuldenschnitt fordert unverändert der IWF, der sich am aktuellen Kreditprogramm nicht beteiligt.

Der Vize-Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), David Lipton, weist die Behauptung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zurück, der Fonds werde bis zum Jahresende seine finanzielle Beteiligung am dritten Programm für Griechenland zusagen. Lipton sagte der Süddeutschen Zeitung, es gebe bislang keine entsprechende Einigung. Vielmehr verlange der IWF weiter Schuldenerleichterungen für Athen, die Deutschland ablehne. Auch lasse man sich von der Bundesregierung keine Fristen setzen. Damit droht Schäuble ausgerechnet im Wahljahr Ungemach in den eigenen Reihen, denn er hat der CDU/CSU-Bundestagsfraktion die Beteiligung des Fonds am Kreditprogramm versprochen.

IWF-Sprecher Gerry Rice teilte am Sonntag mit, dass der Fonds noch keine Entscheidung getroffen habe, welche Rolle er bei dem Programm spielen werde. Zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen hatten am Samstag gesagt, dass der IWF dem Programm nicht betreten werde. Allerdings werde er voraussichtlich einen Sonderstatus mit einer Art beratenden Funktion akzeptieren. Die genaue Rolle des IWF sei noch nicht festgelegt. Der Fonds würde aber mehr Macht haben als ein einfacher Berater, berichtet Reuters.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...