Politik

Saudi-Arabien behauptet: Massaker im Jemen war Irrtum

Die Saudis behaupten, der Angriff auf eine zivile Trauerfeier sei ein Irrtum gewesen. Damit wollen die Saudis - und mit ihnen die USA und Großbritannien - einer Anklage wegen eines Kriegsverbrechens entgehen. Ein Video zeigt allerdings, dass es sich beim Angriff sogar um einen Doppelschlag gehandelt hat, bei dem auch die ersten Helfer gezielt getötet wurden.
16.10.2016 01:44
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr als 140 Menschen im Jemen fielen nach Angaben aus Riad einem Irrtum zum Opfer: Die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition hat am Samstag zugegeben, dass eines ihrer Kampfflugzeuge am 8. Oktober "irrtümlicherweise" eine Trauerfeier in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa bombardiert hat. "Wegen der Missachtung der Einsatzregeln und -prozeduren der Koalition sowie der Herausgabe falscher Informationen hat ein Flugzeug der Koalition irrtümlicherweise den Ort angegriffen und damit zivile Tote und Verletzte verursacht", erklärte der von der Koalition eingesetzte Untersuchungsausschuss in Riad.

Der Angriff vom 8. Oktober mit mehr als 140 Toten hatte international für scharfe Kritik gesorgt und auch die USA in Bedrängnis gebracht, die die Militärkoalition mit Informationen, Munition und logistischer Hilfe unterstützen. Unter den Opfern waren hochrangige Offiziere der mit den Huthi-Rebellen verbündeten Militäreinheiten. Die schiitischen Aufständischen machten umgehend die Koalition verantwortlich, die seit März 2015 Luftangriffe auf die Huthis und ihre Verbündeten in der Armee fliegt.

Die Erklärung des Massakers als Irrtum erscheint zweifelhaft: Videoaufnahmen zeigen, dass die Halle zweimal kurz hintereinander mit Präzisionsangriffen getroffen wurde:

Die Koalition stand unter Druck, den Angriff rasch zu untersuchen. Der eingesetzte Ausschuss erklärte nun, es müssten "angemessene Maßnahmen" gegen die Verantwortlichen getroffen werde und eine Entschädigung an die Familien der Opfer gezahlt werden. Der Ausschuss beschuldigte das Umfeld des jemenitischen Generalstabs, einen sofortigen Angriff angefordert zu haben, weil bewaffnete Huthi-Kämpfer versammelt seien.

Bei Luftangriffen des Militärbündnisses werden im Jemen immer wieder zivile Ziele bombardiert, darunter auch wiederholt Krankenhäuser. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bezeichnete den Angriff auf die Trauerfeier angesichts der offensichtlichen Präsenz hunderter Zivilisten als mutmaßliches "Kriegsverbrechen". Bei dem Angriff wurden auch 525 Menschen verletzt, 300 von ihnen schwer.

Die US-Regierung war bereits vor Jahren von den eigenen Juristen und Beamten gewarnt worden, dass die Zusammenarbeit mit den Saudis die USA in die Nähe der Mittäterschaft bei Kriegsverbrechen bringen könnten.

Ein Vertreter der Huthi-Rebellen teilte am Samstag mit, 115 Verletzte des Angriffs würden mit einem Flugzeug des Oman in das Sultanat ausgeflogen. Mit dem Flugzeug war zuvor eine Delegation der Huthi-Rebellen aus Maskat nach Sanaa gebracht worden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...