Politik

Tesla Motors will SolarCity übernehmen

Tesla Motors will SolarCity übernehmen. Doch der Deal ist wegen Interessenkonflikten und des Verdachts der Vetternwirtschaft höchst umstritten.
17.11.2016 10:05
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Tesla Motors steht vor einer gewagten Fusion. Dass Elon Musk vor Risiken nicht zurückscheut, ist bekannt - nun stellt der Tech-Milliardär einmal mehr seinen unternehmerischen Wagemut unter Beweis. Für 2,6 Milliarden Dollar (2,4 Mrd Euro) soll sein Elektroautobauer Tesla die Ökostromfirma SolarCity schlucken. Beide Unternehmen schreiben regelmäßig rote Zahlen und sind bislang nicht viel mehr als große Versprechen. An diesem Donnerstag sollen die Aktionäre über die Fusion abstimmen.

Musk schwärmt von einer «idealen Verbindung» mit offensichtlichen Vorteilen, berichtet die dpa. Die Übernahme schaffe den einzigen vollintegrierten Energiekonzern der Welt, mit Nachhaltigkeit aus einer Hand: Stromerzeugung und Energiespeicher von SolarCity, umweltschonender Transport mit dem Elektroauto von Tesla. Als «einzigartige Kombination, die übertrifft, was jedes andere Unternehmen bieten kann», preist der Superstar des Silicon Valleys seinen Plan an.

Dennoch gibt es erhebliche Zweifel. Kritiker werfen Tesla-Chef Musk Interessenkonflikte vor, da er zugleich größter Anteilseigner und Verwaltungsratschef bei SolarCity ist. Er war Geburtshelfer der von Cousins gegründeten und geführten Firma. Auch Tesla-Mitgründer JB Straubel sitzt bei SolarCity im Verwaltungsrat. Der Großinvestor Jim Chanos bezeichnete den geplanten Deal deshalb als «schlimmstes Beispiel für schamlose Unternehmensführung».

Der bekannte Hedgefonds-Manager spricht von einer «wandelnden Insolvenz» und geht davon aus, dass das fusionierte Unternehmen rund eine Milliarde Dollar pro Quartal verbrennen wird. Chanos macht keinen Hehl daraus, dass er von Musks Geschäftsgebaren nichts hält und auf einen Kursverfall der Aktien seiner Firmen wettet. Der Finanzinvestor mag ein Extrembeispiel für besonders verschärfte Ansichten sein, doch auch gemäßigtere Stimmen sind skeptisch.

Würde es sich bei der Übernahme nicht durch und durch um einen «Silicon Valley Deal» handeln, so wäre der Plan schon bei seiner Ankündigung gescheitert, schrieb etwa Experte Steven Davidoff Solomon in seiner «New York Times»-Kolumne «Deal Professor». Das Vorhaben sei angesichts der Verflechtungen der Firmen «inzestuös» und so stark von Interessenkonflikten behaftet wie nur möglich. Dass Musk damit durchkomme, liege an seinem Bonus als Tech-Visionär.

Tatsächlich hat der 45-jährige Selfmade-Milliardär wenig Probleme, Anlegern den heiklen Deal zu vermitteln. Der gebürtige Südafrikaner, der sein Startkapital als Mitgründer des Bezahldienstes Paypal verdiente, kann als Guru der Tech-Szene ohnehin so ziemlich alles verkaufen: Musk betreibt nebenher noch die Raumfahrtfirma SpaceX und den Hyperloop - eine Art futuristische Rohrpost, die Menschen mit bis zu 1200 Kilometern pro Stunde transportieren soll.

Nüchtern betrachtet sehen die Geschäftszahlen von SolarCity indes bedenklich aus: Im letzten Quartal fiel ein Verlust von 225 Millionen Dollar an, obwohl der Umsatz lediglich bei 200 Millionen Dollar lag. Der Aktienkurs des Unternehmens, das «Powerwall»-Akkus als Energiespeicher im Eigenheim und Solar-Dachziegel anbietet, ist seit Jahresbeginn um gut 60 Prozent abgestürzt. Kein Wunder, dass einige Beobachter Musks Interesse an der Firma als Weg einschätzten, sein dort investiertes Geld zu retten, meint «Deal Professor» Davidoff.

Der Tesla-Chef hält knapp 22 Prozent an SolarCity und ist damit nicht nur größter Anteilseigner, sondern auch im Besitz wesentlicher Stimmrechte. Dahinter folgen neben anderen Führungsmitgliedern der Unternehmen Schwergewichte der Investmentszene wie etwa die Vermögensverwalter und Fonds-Riesen Fidelity, Vanguard und Blackrock. Sie alle sind Musk wohlgesonnen. Deshalb gilt die Zustimmung zu dem Deal trotz aller Kritik als so gut wie sicher.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...