Finanzen

Anleger verkaufen europaweit Bank-Aktien

Lesezeit: 2 min
28.11.2016 15:03
Die Aktien europäischer Banken standen am Montag unter Verkaufsdruck. Besonders die Aussicht auf eine Regierungskrise in Italien machte Anleger skeptisch.
Anleger verkaufen europaweit Bank-Aktien

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aus Sorge vor einer Regierungskrise in Italien sind Anleger am Montag auf Nummer sicher gegangen und haben sich mehrheitlich von Aktien getrennt, berichtet Reuters. Vor allem Finanzwerte gerieten unter Druck, da Investoren Rückschläge bei der Sanierung italienischer Institute befürchteten. Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils rund ein Prozent auf 10.628 und 3030 Punkte. Der italienische Bankenindex rutschte sogar um bis zu 3,7 Prozent auf ein Zwei-Monats-Tief ab. „Die Investoren blicken mit Angst nach Italien“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. „Die Auswirkungen eines Nein-Votums könnten immens sein.“

Meinungsumfragen deuten darauf hin, dass die Italiener die Verfassungsreform am 4. Dezember ablehnen. „Ob die Regierung dem innenpolitischen Druck nach einem Scheitern standhalten wird, ist zu bezweifeln“, erklärten die Analysten der National-Bank. „Neuwahlen mit ungewissen Ausgang wären die Folge.“

Aktionäre befürchten, dass ein Sturz der Regierung um Ministerpräsident Matteo Renzi die Sanierung der italienischen Banken erschwert. So benötigt die krisengebeutelte Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS) weitere fünf Milliarden Euro. Eckpfeiler des Deals ist der Tausch von Schulden in Eigenkapital, für den die italienische Finanzaufsicht grünes Licht gab. BMPS-Titel brachen dennoch um rund elf Prozent ein. Unicredit verloren drei Prozent. Die HVB-Mutter benötigt bis zu 13 Milliarden Euro.

Auch US-Händler, die nach dem langen Wochenende wegen des Thanksgiving-Festes wieder an ihre Schreibtische zurückkehrten, stellten sich auf sinkende Kurse ein. Die Futures lagen kurz vor Handelsstart an der Wall Street im Minus.

Aktien von Banken aus anderen Ländern warfen Investoren ebenfalls aus ihren Depots. Deutsche Bank und Commerzbank rutschten um jeweils gut zwei Prozent ab. Der europäische Banken-Index büßte 1,5 Prozent ein. Die Anlagestrategen der DZ Bank verkauften ihre Positionen in europäischen Bankaktien. „Sollte Renzi tatsächlich die Abstimmung verlieren, droht eine erneute Phase der Unsicherheit am Markt, welche den Kursen europäischer Banken vermutlich überdurchschnittlich zusetzen könnte“, betonten sie.

Zu den größten Verlierern im Dax zählte auch die Lufthansa mit einem Kursminus von 1,9 Prozent. Die Piloten wollen am Dienstag und Mittwoch erneut die Arbeit ruhen lassen. Die Lufthansa will das gerichtlich angehen.

Im SDax verloren Stabilus 2,2 Prozent. Der Auto- und Industriezulieferer steigerte dank eines Zukaufs seinen Umsatz, enttäuschte Aktionäre aber mit einem zu konservativen Ausblick.

An den Rohstoffmärkten kamen Zweifen an den Plänen der Opec zur Förderbegrenzung von Öl auf, weil Top-Exporteur Saudi-Arabien eine Förderkürzung in Frage stellte. Der Preis für die Nordsee-Sorte Brent schwankte stark und lag zuletzt 0,7 Prozent im Plus bei 47,58 Dollar je Fass. Die Opec-Staaten treffen sich diese Woche in Wien, um konkrete Pläne zur Produktionsdrosselung zu vereinbaren. Experten zweifeln aber daran, ob ein Deal überhaupt gelingt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...