Politik

Knorr-Bremse kurz vor Haldex-Übernahme

Nach einem harten Übernahmekampf ist Knorr-Bremse beim schwedischen Lkw-Bremsenspezialisten Haldex kurz vor dem Ziel. Die Münchner kommen nach Ablauf der ursprünglichen Annahmefrist auf 86,1 Prozent der Anteile.
08.12.2016 10:00
Lesezeit: 1 min

Wie die dpa berichtet habe Knorr-Bremse im Zuge der Offerte 71,2 Prozent angedient, einschließlich des 20-prozentigen Anteils des ursprünglich rivalisierenden Bieters ZF Friedrichshafen. Die Münchner selbst hatten bereits knapp 15 Prozent erworben. Knorr-Chef Klaus Deller sagte, die starke Unterstützung durch Investoren "bestätigt die Attraktivität unseres Angebots und die strategische Logik" des Zusammenschlusses. Die Münchner hatten 125 Kronen je Haldex-Aktie geboten - fünf Kronen mehr als ZF. Weil die kartellrechtlichen Freigaben noch nicht vorliegen, verlängerte Knorr nun aber die Angebotsfrist bis 28. Februar.

Neben dem Erreichen der Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent hatten die Münchner die Zustimmung der Behörden als Voraussetzung für ihre Offerte genannt. Die Freigaben ziehen sich jedoch länger hin als Knorr-Bremse erwartet hatte. Vorstandschef Klaus Deller sagte mit Blick auf Anmeldeverfahren in der EU und den USA, es seien bereits zwei wichtige Meilensteine erreicht worden. "Aufgrund des offenen Dialogs mit den Behörden sind wir zuversichtlich, dass wir sämtliche Freigaben erhalten werden."

Der Haldex-Aufsichtsrat hatte im Zuge des Übernahmekampfes die Befürchtung geäußert, dass die Wettbewerbsaufsicht einschneidende Auflagen verhängt, weil die Schweden und die Bayern direkte Konkurrenten mit vielen Überschneidungen sind. Unter der Voraussetzung, dass die Behörden zustimmen, rang sich die Haldex-Führung nach langem Widerstand gegen Knorr dazu durch, ihren Aktionären die Annahme der Offerte aus München zu empfehlen. Zuvor hatte sie sich für das Angebot von ZF Friedrichshafen stark gemacht. Knorr schlug den schwäbischen Autozulieferer aus dem Feld; ZF Friedrichshafen zog sein Angebot zurück und kündigte an, seinen gut 20-prozentigen Haldex-Anteil an die Münchner zu verkaufen.

ZF-Chef Stefan Sommer sagte, das Haldex-Management habe die Hedgefonds mit ihrem Anteil von mehr als 40 Prozent unterschätzt. Diese hätten mit einem Bieterkampf den Preis nur noch weiter nach oben getrieben. "Haldex ist der größte Verlierer", sagte er am Dienstagabend in Stuttgart. Bei der noch länger andauernden Unsicherheit werde der Zulieferer Aufträge verlieren.

Der schwedische Spezialist für Anhänger-Bremsen ist so umkämpft, weil die deutschen Zulieferer um die führende Stellung als Anbieter von Bremssystemen für autonom fahrende Nutzfahrzeuge ringen. Das fränkisch-amerikanische Unternehmen SAF-Holland hatte im Sommer einen Anlauf gemacht, Haldex zu übernehmen, wurde aber rasch von ZF Friedrichshafen mit einer höheren Offerte ausgestochen. Kurze Zeit später trat Knorr-Bremse mit seinem noch höheren Angebot auf den Plan. ZF will nun selbst die Bremstechnik entwickeln, die sie mit Haldex eingekauft hätten. "Wir geben das Thema Bremse nicht auf", sagte Sommer.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...