Politik

Italien: Außenminister Paolo Gentiloni soll neue Regierung bilden

Lesezeit: 1 min
11.12.2016 13:02
Die Lösung der Regierungskrise in Italien scheint zum Greifen nah: Der Staatspräsident trifft am Mittag den bisherigen Außenminister Gentiloni.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Italien  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der bisherige Außenminister Paolo Gentiloni soll nach dem Rücktritt von Matteo Renzi neuer Ministerpräsident Italiens werden. Der 62-Jährige sei von Staatschef Sergio Mattarella mit der Regierungsbildung beauftragt worden, teilte ein Sprecher des Präsidenten am Sonntag in Rom mit.

Die neue Regierung solle das Land zu den Wahlen im Jahr 2018 führen.

Der bisherige Außenminister gilt als Vertrauter Renzis. Er war im November 2014 Außenminister geworden, nachdem Federica Mogherini als EU-Außenbeauftragte nach Brüssel gegangen war. Gentiloni muss nun rasch ein neues Kabinett zusammenstellen: Dieses soll sich bereits am Mittwoch einer Vertrauensabstimmung im Parlament stellen. Die neue Regierung muss gewaltige Probleme lösen, darunter die Krise des Bankensektors und die Bewältigung der Folgen der schweren Erdbeben von August und Oktober.

Der Chef der Fünf Sterne-Bewegung, Beppe Grillo, quittierte die Ernennung mit Spott und sagte: "Wir wollen uns lieber an die Bürger halten als an die Wendehälse", berichtet der Corriere della Sera. Grillos Bewegung fordert Neuwahlen. Tatsächlich wäre Gentiloni der zweite Ministerpräsident in Folge, der sich nie einer Wahl gestellt hat. Matteo Renzi war durch eine Intrige gegen Enrico Letta an die Macht gekommen.

Mattarella hatte am Samstagabend angekündigt, rasch über einen Ausweg aus der politischen Krise des Landes zu entscheiden. Für Sonntagmittag bestellte er Gentiloni zu einem Gespräch ein, kurz darauf wurde der 62-Jährige als neuer Regierungschef nominiert.

Der Staatschef hatte zuvor in Gesprächen mit Vertretern aller politischen Kräfte vergeblich versucht, einen Ausweg aus der Krise zu finden. Im Gespräch waren vor allem vorgezogene Neuwahlen oder die Bildung einer Regierung aus Fachleuten. Mattarella machte jedoch deutlich, dass vor Neuwahlen die unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen für die Wahlen von Abgeordnetenhaus und Senat angeglichen werden müssten.

Derzeit wird der Senat nach dem Verhältniswahlrecht und das Abgeordnetenhaus nach dem Mehrheitswahlrecht bestimmt, Wahlen nach zwei verschiedenen Systemen würden nach Auffassung der meisten politischen Beobachter aber zu weiterer politischer Lähmung führen.

Renzi hatte am Mittwoch seinen Rücktritt eingereicht, nachdem eine von ihm vorgeschlagene Verfassungsänderung bei einem Volksentscheid gescheitert war.

Kern der abgelehnten Änderung war es, das bisherige parlamentarische Zweikammernsystem abzuschaffen und den Senat durch eine deutliche Verkleinerung zu entmachten.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...