Politik

Ermittlungen: Russland nicht für Bundestags-Leak verantwortlich

Peinliche Enthüllung: Hinter dem Leak der NSA-Papiere dürfte ein Bundestags-Mitarbeiter stecken, nicht Russland.
17.12.2016 17:35
Lesezeit: 1 min

Die dpa berichtet, dass der Bundestag im Zusammenhang mit Wikileaks wohl nicht von Russland, sondern von einem eigenen Mitarbeiter geschädigt wurde. Die Erkenntnis wäre peinlich für viele Kalte Krieger, die in den vergangenen Wochen Russland die Verantwortung zugeschoben hatten - ohne Beweise:

Als die Enthüllungsplattform Wikileaks Tausende geheime Dokumente aus dem NSA-Untersuchungsausschuss veröffentlichte, dachten viele zunächst an Hacker, eventuell sogar aus Russland. Nun aber suchen die Behörden im Bundestag selbst nach der undichten Stelle.

Berlin (dpa) - Nach der Veröffentlichung vertraulicher Akten aus dem NSA-Untersuchungsausschuss sucht die Bundestagspolizei den Täter einem «Spiegel»-Bericht zufolge im Parlament. Ermittelt werde «wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses und einer besonderen Geheimhaltungspflicht», bestätigte ein Bundestagssprecher dem Magazin. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) habe die Ermittlungen gegen unbekannt genehmigt. Der Deutsche Bundestag ist ein eigener Polizeibezirk.

Dem Bericht nach sind Sicherheitsbehörden des Bundes überzeugt, dass nicht Hacker die Anfang Dezember von der Internetplattform Wikileaks veröffentlichten 2420 Dokumente entwendet haben. Erst recht gebe es keinen Hinweis darauf, dass das Material 2015 beim Cyberangriff auf den Bundestag gestohlen wurde, heiße es in Sicherheitskreisen.

Der «Spiegel» verwies darauf, dass das Wikileaks-Material 90 Gigabyte umfasse, aus den infiltrierten Bundestagsrechnern aber nur rund 16 Gigabyte an Daten gestohlen worden seien. Von der Cyberattacke sei dem Anschein nach auch kein Bundestagsabgeordneter oder Mitarbeiter aus dem Umfeld des NSA-Untersuchungsausschusses betroffen gewesen.

Die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» hatte vor einer Woche noch einen hohen Sicherheitsbeamten mit den Worten zitiert, es gebe eine «hohe Plausibilität» dafür, dass die von Wikileaks veröffentlichten Geheimakten beim Cyberangriff auf den Bundestag erbeutet wurden. Für den Angriff machen Sicherheitskreise russische Hacker verantwortlich. Auch der Ausschuss-Vorsitzende Patrick Sensburg (CDU) hatte unmittelbar nach der Veröffentlichung der Unterlagen einen ausländischen Hackerangriff nicht ausgeschlossen.

Laut Wikileaks stammen die rund 2400 Dokumente aus verschiedenen Bundesbehörden wie dem Bundesnachrichtendienst und den Bundesämtern für Verfassungsschutz und Sicherheit in der Informationstechnik. Unter den Dokumenten soll es demnach Beweise geben, die die Zusammenarbeit zwischen der amerikanischen National Security Agency (NSA) und dem BND belegen.

Der Ausschuss befasst sich seit April 2014 mit der scheinbar allumfassenden Datenspionage der Geheimdienste, vor allem der NSA. Zahlreiche Unterlagen sind als vertraulich eingestuft. Oft tagt der Ausschuss unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Denn es geht auch um die Zusammenarbeit der Geheimdienste bei der Terrorabwehr oder um die dem zugrundeliegenden, ebenfalls vertraulichen Vereinbarungen zwischen Regierungen. Im Fokus steht auch die Arbeit des Bundesnachrichtendienstes.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...