Bei der Fahndung nach dem mutmaßlichen Weihnachtsmarkt-Attentäter durchkämmen die Ermittler das Umfeld des mysteriösen "Tunesiers Anis Amri". Der Generalbundesanwalt bestätigte am Donnerstag zwar Medienberichte über Razzien in Berlin und in Nordrhein-Westfalen nicht, wies sie aber auch nicht zurück. Es gebe im gesamten Bundesgebiet Ermittlungsmaßnahmen. Aus ermittlungstaktischen Gründen würden aber keine Auskünfte über die auf Hochtouren laufende Fahndung gegeben, sagte der Sprecher des obersten Strafverfolgers.
Im Führerhaus des Lkw hatten die Ermittler eine Geldbörse mit einer Duldungsbescheinigung Amris gefunden, die auf die Spur des Tunesiers führte. Nach einem unbestätigten rbb-Bericht soll laut Reuters "der Attentäter auf der Flucht auch sein Handy verloren haben". Nach Angaben aus Sicherheitsbehörden bewegte sich Mann in islamistischen Kreisen.
Die Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR berichteten von Kontakten Amris zum Netzwerk des kürzlich verhafteten Predigers Abu Walaa, der erst vor wenigen Wochen der deutschen Öffentlichkeit als "Deutschland-Chef" des IS präsentiert worden war. Der Mann war vom Bundesgerichtshof verhört worden. Davor und danach hatte man von dem Mann nichts gehört. Innenminister Thomas de Maiziere sagte, der Tunesier müsse nicht identisch mit dem Attentäter sein. Eine US-Website berichtete, dass der IS die Verantwortung übernommen habe. Für dieses "Bekennerschreiben" gibt es keinerlei objektive Verifizierung.
Dieselben drei Medien melden am Dienstag, dass die Fingerabdrücke des gesuchten Tunesiers an der Tür des bei dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt eingesetzten Lkw gefunden worden seien. Die drei Medien nennen anonyme Quellen. Eine offizielle Bestätigung lag nicht vor, wäre aber ebenfalls schwer zu überprüfen.
In Berlin wurde am Donnerstag der Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz, in den der Attentäter den Lkw gesteuert hatte, wieder für das Publikum geöffnet. Wie andere Weihnachtsmärkte in Berlin wurde das Areal durch schwere Betonklötze gesichert. Viele Passanten legten Blumen am Eingang des traditionellen Weihnachtsmarktes ab, um der Opfer zu gedenken.