Die von der Europäischen Zentralbank (EZB) veranschlagten Negativzinsen auf Einlagen der Geschäftsbanken belastet die Ertragskraft der europäischen Banken. Im vergangenen Jahr mussten deutsche Kreditinstitute bereits etwa 1,1 Milliarden Euro an die EZB abführen. Die Basis für diese Strafzahlung bilden jene rund 380 Milliarden Euro, welche deutsche Banken auf Konten der Bundesbank hielten. Im Jahr 2015 hingegen lag der Umfang der Strafzinsen mit etwa 300 Millionen Euro deutlich niedriger, berichtet das Magazin Finance unter Verweis auf Berechnung des Analysehauses Barkow Consulting.
Insgesamt überwiesen die Banken der Eurozone der EZB im vergangenen Jahr 3,6 Milliarden Euro Strafzinsen. Diese Zahlungen belasten die Ertragskraft der Institute. Die Strafzinsen von rund 1,1 Milliarden Euro repräsentieren beispielsweise 4,3 Prozent der Vorsteuergewinne deutscher Banken im Jahr 2015, berichtet Finance.
Problematisch ist, dass die Einlagen der Geschäftsbanken bei den Zentralbanken seit Monaten beständig zunehmen, was die durch die Negativzinsen hervorgerufene Sonderbelastung weiter erhöht. Würden etwa die Zahlen des Dezembers auf das Jahr hochgerechnet, hätten die deutschen Banken im vergangenen Jahr etwa 1,5 Milliarden Euro bezahlen müssen, was fast 6 Prozent der Vorsteuergewinne des Vorjahres repräsentiert. Die Entwicklung ist gerade für europäische Banken problematisch, deren Gewinnkraft ohnehin schwächer ist als jene der amerikanischen Rivalen.
Europas Großbanken waren im ersten Halbjahr 2016 beim Gewinn weiter hinter ihre US-Konkurrenz zurückgefallen. Einer Studie des Beratungshauses EY zufolge sank der Nettogewinn der zehn nach der Bilanzsumme größten europäischen Banken im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Viertel auf 22,1 Milliarden Euro, während der Gewinn der amerikanischen Großbanken um 20 Prozent auf umgerechnet 47 Milliarden Euro zurückging.
Einen Teil der Strafzinsen geben die meisten Banken inzwischen in Form höherer Gebühren an die Kunden weiter. Die meisten scheuen sich derzeit noch, die Strafzinsen offen weiterzugeben. Bei einer Beibehaltung oder sogar Ausweitung der Strafgebühren könnte sich dies jedoch ändern. Erste Großkonzerne wie der Versicherer Allianz haben inzwischen damit begonnen, Bargeld und Gold in eigenen Tresoren zu halten, um ihre Eigenmittel vor den negativen Auswirkungen der Geldpolitik der EZB zu schützen.