Politik

Deutsche Wirtschaft wächst wegen Staats-Ausgaben für Flüchtlinge

Die staatlichen Ausgaben für Flüchtlinge sind nach Ansicht von Ökonomen der Grund für das überraschend gute Wachstum des deutschen BIP.
12.01.2017 13:10
Lesezeit: 1 min

Trotz vieler internationaler Krisenherde ist die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr wieder kräftig gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt stieg um 1,9 Prozent und damit so stark wie seit 2011 nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Berlin mitteilte. 2015 hatte es ein Plus von 1,7 Prozent gegeben.

Schwung kommt vor allem vom privaten Konsum. Denn Rekordbeschäftigung, steigende Löhne sowie billiges Tanken und Heizen beflügelten die Kaufkraft der Verbraucher. Vor allem der Staatskonsum legte zu, da die öffentliche Hand erneut Milliarden ausgab, um Flüchtlinge unterzubringen und zu integrieren.

Von Reuters befragte Experten hatten mit 1,8 Prozent gerechnet. Sie sagten in ersten Reaktionen:

ANDREAS SCHEUERLE, DEKABANK:

"2016 war das dritte Jahr in Folge, in dem das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts über dem Potenzialwachstum lag, und das trotz Schwellenländerkrise und politischer Unsicherheit. Einmal mehr war der private Konsum dank Vollbeschäftigung und Preisniveaustabilität der Wachstumstreiber Nummer eins. Unterstützung bekam er in besonderem Maße vom Staatskonsum, der in Folge des Flüchtlingsstroms so schnell wie zuletzt 1992 im Zuge der Wiedervereinigung wuchs. Aufgrund einer nur verhaltenen Ausfuhraktivität und politischer Unwägbarkeiten nahmen die Investitionen in Ausrüstungen nur vergleichsweise verhalten zu."

CARSTEN BRZESKI, ING-DIBA:

"Die deutsche Wirtschaft ist eine Insel der Glückseligen. In der Tat haben sich die oft kontrovers diskutierte Flüchtlingskrise und die ultra-laxe Geldpolitik der EZB als Segen für die Konjunktur erwiesen. Dadurch wurde der Wirtschaftsaufschwung künstlich verlängert. 2017 wird er sich fortsetzen, wenn auch weniger stark."

OLIVER RAKAU, DEUTSCHE BANK:

"Die Zahl ist minimal höher als von vielen Experten erwartet. Allerdings ist das Wachstumstempo überzeichnet. Das liegt daran, dass die Kosten für die Versorgung und Unterbringung der Flüchtlinge den staatlichen und auch privaten Konsum nach oben getrieben haben. 2017 wird dies wohl nicht mehr in gleichem Maße der Fall sein. Wir erwarten daher nur noch ein Wachstum von 1,1 Prozent."

JÖRG ZEUNER, KFW BANKENGRUPPE:

"Deutschland überzeugte 2016 bereits das dritte Jahr infolge mit einem ordentlichen Realwachstumsergebnis und geht dank des guten Schlussquartals mit einigem Schwung in das neue Jahr. Die Binnennachfrage dürfte weiter solide zulegen, während die Exportmärkte in der Breite vor einer leichten Erholung stehen."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...