Die Türkische Lira hat seit Beginn des Jahres 2017 zehn Prozent an Wert verloren. Um sie zu stützen, hat die türkische Zentralbank bislang lediglich die Anforderungen für die Mindest-Devisenreserven der Geschäftsbanken gelockert und dem Finanzsystem Liquidität in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar zugeführt. Nach Angaben von zwei führenden Wirtschaftsbeamten könnte die türkische Inflation im ersten Quartal zum ersten Mal seit fast fünf Jahren im Zuge des Lira-Verfalls zweistellig zulegen, wodurch die Zentralbank gezwungen wäre, den Leitzins zu erhöhen, berichtet die Zeitung Hürriyet. Der Verbraucherpreis-Index könnte bis auf acht Prozent ansteigen.
„Wir haben Januar und die Lira steht bereits schlechter als die meisten Leute es für das Jahresende vorhergesagt haben“, zitiert Reuters den Anlagestrategen Kiran Kowshik von der Unicredit. So lange die türkische Zentralbank die Zinsen nicht anhebe, werde die Talfahrt weitergehen. „Sie müssen es in einem Schritt und schnell machen.“ Kowshik bezeichnete eine Anhebung um 300 Basispunkte für angemessen. Aktuell liegt der Schlüsselsatz bei acht Prozent. Doch der Ökonom Nouriel Roubini von Global Economics ist der Ansicht, dass auch eine Erhöhung des Leitzinses den Druck von der Türkischen Lira nicht nehmen könnte, berichtet Business HT.
Da nach zahlreichen Anschlägen wie an Sylvester in Istanbul das wichtige Touristik-Geschäft eingebrochen ist, würden Zinserhöhungen die Konjunktur belasten. Gleichzeitig muss das Land dem Unicredit-Experten Kowshik zufolge rund 30 Prozent seines Kapitalbedarfs im Ausland decken.
Es ist unklar, ob die Zentralbank gegensteuern kann. Sie befindet sich in einem Dauerkonflikt mit Präsident Erdogan, der die Unabhängigkeit der Notenbank nicht schätzt. In Russland war es der Zentralbank dagegen gelungen, die Inflation trotz des Verfalls des Rubels unter Kontrolle zu bringen.
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