Finanzen

Schwache Lira: Inflation in Türkei steigt deutlich

Die Türkei kämpft gegen eine steigende Inflation. Immerhin wächst die Wirtschaft trotz des politischen Instabilität.
03.04.2017 11:06
Lesezeit: 2 min

Die türkischen Konsumenten bezahlen die Abwertung ihrer Landeswährung Lira mit deutlichen Kaufkraftverlusten. Die Inflationsrate in der Türkei kletterte im März mit 11,29 Prozent auf den höchsten Stand seit Oktober 2008, wie aus amtlichen Daten am Montag hervorging. Bei Lebensmitteln, Alkohol und Verkehrskosten lag der Anstieg im Jahresvergleich jeweils im zweistelligen Prozentbereich.

Die höchste monatliche Zunahme betraf Kleidung und Schuh Kategorie mit 1,99 Prozent, gefolgt von Lebensmitteln und Nicht-alkoholische Getränke mit 1,93 Prozent sowie Gesundheit mit 1,88 Prozent. Freizeit und Kultur stiegen um 1,55 Prozent, Wohnen um 1 Prozent.

Die höchste jährliche Zunahme wurde bei alkoholischen Getränken und Tabak-Waren mit 21,71 Prozent beobachtet, gefolgt von Transport mit 17,69 Prozent, Gesundheit mit 13,28 Prozent, Lebensmitteln und alkoholfreie Getränke mit 12,53 Prozent und diverse Waren und Dienstleistungen mit 12,51 Prozent.

Ursache für den Preisanstieg ist die chronische Schwäche der Lira. Anleger haben aus Sorge wegen des politischen Kurses das Vertrauen in die Währung verloren, die binnen eines Jahres um rund 30 Prozent zum Dollar abgewertet hat. Das verteuert die Importe des rohstoffarmen Landes. Auch der Kurs der Zentralbank - die eigentlich ihre Leitzinsen wegen der hohen Inflation deutlich anheben müsste - sorgt für wenig Vertrauen bei Anlegern. Sie steht unter dem Verdacht politischer Einflussnahme, seit sich Präsident Recep Tayyip Erdogan als "Feind" von Zinsen bezeichnet und die Kreditkosten in der Türkei als zu hoch bezeichnet hat.

Erdogans Berater Bülent Gedikli bezeichnete die hohe Inflation auf dem Kurznachrichtendienst Twitter als vorübergehend. Ab dem zweiten Quartal würden Gegenmaßnahmen der Regierung Wirkung zeigen. Welche das konkret sein sollen, ließ er offen. Reuters analysiert: "Für Erdogan kommen die kräftig steigenden Preise ungelegen, schüren sie doch Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Erdogan will bei einem Referendum am 16. April eine Verfassungsänderung durchsetzen, die ihm mehr Macht geben würde."

Doch Erdogan hatte kommunikativ bereits vorgebaut: Wie die regierungsnahe Zeitung Sabah berichtet, verwies Erdogan auf die vergleichsweise gute Wachstumszahlen der türkischen Wirtschaft im Vergleich mit der EU: Die türkische Wirtschaft ist trotz des Putschversuchs, des Kriegs in Syrien und zahlreicher Anschläge im Jahr 2016 um 2,9 Prozent gewachsen, während die Wirtschaft der EU im selben Zeitraum nur um 1,5 Prozent gewachsen sei, sagte Erdogan am Sonntag bei der Vorstellung von 193 Hauptstadt-Projekten in Ankara.

Bei einer Eröffnungszeremonie von 193 Projekten in der Hauptstadt sagte Erdogan, dass, obwohl einige auf die Wachstumsrate der Türkei zurückblicken können, im Vergleich zu anderen erheblich ist.

"Die durchschnittliche Wirtschaftswachstumsrate der Europäischen Union beträgt im selben Zeitraum 1,5", sagte Erdogan und fügte hinzu, dass diese Zahl durchschnittlich 1,7 Prozent in den OECD-Ländern liegt.

Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt Zahlen des türkischen Statistischen Instituts (Turkstat) zufolge 10.807 US-Dollar.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldverbot 2025: Panikmache oder reale Gefahr für Ihr Gold?
15.07.2025

Mehrere Goldhändler warnen vor einem staatlichen Zugriff auf Barren und Krügerrands – Millionen Anleger fürchten um ihre Ersparnisse....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sollen bleiben – weil er sie als Erfolg verbucht
15.07.2025

Donald Trump sieht seine Zollpolitik als Erfolg – und will sie verschärfen. Was der transatlantische Handelskrieg für Europa,...