Finanzen

Wallstreet-Banken wollen gegen Trennbanken-System kämpfen

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09.04.2017 02:37
Lesezeit: 2 min

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Die großen Wallstreet-Banken erwarten keine zügige Einführung des Trennbanken-Systems in den USA. Das Vorhaben der US-Regierung, welches manche Beobachter als Vorbedingung eines stabilen Finanzsystems betrachten, werde scheitern. Doch nicht alle sind so pessimistisch.

Die großen amerikanischen Wallstreet-Banken erwarten keine zügige Wiedereinführung des Trennbanken-Systems in den USA, berichtet Bloomberg. Das Vorhaben werde scheitern, weil sich die Überlegungen der US-Regierung unter Donald Trump noch in einem sehr frühen und unkonkreten Stadium befinden und weil die politische Unterstützung im Kongress fehlen werde.

Das Trennbanken-System existierte in den USA zwischen 1933 und 1999, bis es durch US-Präsident Bill Clinton aufgehoben wurde. Es basierte auf dem Glass-Steagall Act. Es sah vor, dass Banken entweder als Geschäfts- oder Investmentbanken tätig sind. Im ersten Fall besteht ihr Geschäftsmodell vornehmlich darin, Kredite an Unternehmen zu vergeben und Spareinlagen zu verwalten. Investmentbanken hingegen finanzieren Übernahmen und Fusionen, handeln mit Wertpapieren und begleiten Börsengänge. Befürworter einer Wiedereinführung des Glass-Steagall Act gehen davon aus, dass die Trennung zwischen der Spekulation der Investmentbanken und dem Kundengeschäft der Geschäftsbanken dazu führen würde, dass die Steuerzahler nicht mehr für marode Banken einspringen müssen, weil ein Übergreifen auf ihre Ersparnisse nicht mehr möglich ist.

Wallstreet-Analysten sehen in der Tatsache, dass die Pläne der Regierung zur Wiedereinführung des Trennbanken-Systems noch in einem sehr frühen Stadium der theoretischen Überlegung stecken, den Hauptgrund für ein Scheitern des Vorhabens. „Alles was mit Glass-Steagall zu tun hat ist so weit hergeholt, dass es schwierig ist, sich das vorzustellen. Es ist einfach keine Priorität des Kongresses“, wird ein Analyst der Bankenberatungsgesellschaft Capital Alpha Partners zitiert.

Vor wenigen Tagen hatte der wichtigste Wirtschaftsberater Trumps, Gary Cohn, für Aufregung an der Wall Street gesorgt, weil er sich eine Wiedereinführung von Glass-Steagall vorstellen konnte (Video am Anfang des Artikel). Cohn war ein hochrangiger Manager von Goldman Sachs, bevor er als Wirtschaftsberater in Trumps Kabinett eintrat. Cohns Eintreten für die Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken wurde von einigen Kommentatoren als Überwindung einer wichtigen Hürde für das Vorhaben dargestellt. „Cohn war das wahrscheinlichste Hindernis für Glass-Steagall im Weißen Haus. Wenn er nun für eine Restauration des Gesetzes ist, gibt es im inneren Zirkel niemanden mehr, der dagegen kämpft“, sagt ein Analyst des Finanzdienstleisters Cowen Group.

Trumps Finanzminister Steven Mnuchin – welcher ebenfalls lange Jahre bei Goldman Sachs gearbeitet hatte – sprach sich öffentlich gegen eine Wiedereinführung des Glass-Steagall Act aus, favorisiert aber eine „Version des 21. Jahrhunderts“, welche er nicht näher erläuterte.

Die Wallstreet-Banken gehen zudem davon aus, dass die republikanische Partei in ihrer Mehrheit weniger Regulierung für die Banken und Unternehmen des Landes anstrebt und deswegen mehrheitlich gegen eine Aufspaltung und Reorganisation des US-Bankensektors ist. „Wenn Sie sich all die Wortmeldungen zu zur Regulierung angehört haben, dann wissen Sie, dass die Sache derzeit keine klare Richtung hat. Die Unsicherheit ist immens und man muss davon ausgehen, dass alles so bleibt wie es war“, wird ein Analyst der Londoner Atlantic Equities von Bloomberg zitiert.

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