Politik

OPEC-Kartell verliert die Kontrolle über den Öl-Preis

Das Öl-Kartell OPEC bringt den Ölpreis nicht in die Höhe. (Artikel für Abonnenten zugänglich)
21.04.2017 02:03
Lesezeit: 3 min

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Die seit Jahresbeginn geltende Vereinbarung zu Förderkürzungen im Erdölmarkt ist bislang praktisch wirkungslos verpufft. Die Ölstaaten der OPEC sowie 11 andere Staaten inklusive Russlands waren vergangenen November übereingekommen, ihre tägliche Gesamtförderung um etwa 1,8 Millionen Barrel (159 Liter) zu senken, um den Preis für Rohöl angesichts des seit 2014 anhaltenden Preisverfalls zu stabilisieren. Nachdem das Abkommen verkündet wurde, stieg der Ölpreis der Marke Brent innerhalb kurzer Zeit von etwa 46 Dollar pro Barrel auf etwa 52 Dollar pro Barrel – ein Niveau, dass seitdem zwar gehalten wurde aber nicht ausgebaut werden konnte.

Die Internationale Energie Agentur hält in einem aktuellen Bericht nun fest, dass die Lagerbestände in den Staaten der OECD mit rund 330 Millionen Barrel nicht nur weiterhin über dem fünfjährigen Durchschnitt liegen, sondern sogar leicht gestiegen sind. 300 Millionen Barrel entsprechen in etwa jener Menge, die weltweit in drei Tagen gefördert wird. Der Ölminister Saudi-Arabiens, dem wichtigsten Land in der OPEC, gestand das Scheitern des Abkommens ein: „Obwohl sich viele an die Verabredung halten, haben wir unser Ziel nicht erreicht, wieder den Fünf-Jahresdurchschnitt zu erreichen“, wird er vom Handelsblatt zitiert. Dass sich die Lagerbestände vergrößert haben ist signifikant für den Ölpreis, weil das globale Überangebot ein wichtiger Grund für die Schwäche der Notierungen ist.

Derzeit schwirren Spekulationen durch die Branche, dass die OPEC-Staaten unter Leitung von Saudi-Arabien eine Verlängerung des im Juni endenden Abkommens anstreben. Doch auch die Erfolgsaussichten einer Verlängerung werden von Beobachtern kritisch gesehen. „Eine Verlängerung der Förderkürzung könnten den Preisen sicherlich Auftrieb geben – aber für wie lange? Was wir bisher seit Ende November gesehen haben, als die OPEC und elf weitere Staaten die Produktionskürzungen beschlossen, legt nahe, dass die Kürzungen allein die Preise nicht anheben können. Es braucht mehr dazu, etwa geopolitische Spannungen oder signifikante Entwicklungen bei den großen Produzenten und Verbrauchern“, schreibt Irina Slav von oilprice.com.

Zu beachten ist, dass es wichtigen Förderländern trotz der Produktionskürzungen bislang nicht gelungen ist, die Preise auf das Wunschniveau von 60 Dollar pro Barrel zu schieben. Im Februar wurde bekannt, dass Saudi-Arabien einen Preis von 60 Dollar als optimalen Preis anstrebt, bei dem Investitionen in die heimische Industrie wieder lukrativ werden und welcher den Konkurrenten aus der nordamerikanischen Fracking-Industrie im Gegenzug keine allzu großen Produktionssteigerungen mehr erlaube. Wie das Wall Street Journal nun berichtet, halten auch der Irak und Kuwait einen Preis von 60 Dollar für wünschenswert. Iraks Ölminister Jabbar al Luaibi sagte: „Der Irak strebt einen Preis von 60 Dollar an. Das ist unser Ziel.“ Zuvor hatten Repräsentanten verschiedener Golfstaaten einen Preis von 55 Dollar noch als optimal bezeichnet. Die US-Ratingagentur Fitch prognostizierte zu Beginn des Monats, dass viele Produzenten in Nahost und in Afrika bei den gegenwärtig herrschenden Notierungen um 52,50 Dollar im laufenden Jahr eine negative Haushaltsbilanz aufweisen werden.

Ein Hauptgrund für die stagnierenden Preise ist der Aufschwung der Fracking-Produzenten in den USA. Diese können zu Preisen um 50 Dollar mit ihrer teuren Schieferölproduktion wieder Geld verdienen. Das sogenannte Fracking läuft erneut auf Hochtouren und sorgt zumindest in den USA für eine Ölschwemme. Zwar gehen Experten nicht von einem Preisrutsch wie vor einem Jahr aus. Die Gretchenfrage bleibt aber, wie die Opec und Russland auf den US-Schieferölboom reagieren.

„Die Realität ist nun einmal so, dass die US-Ölförderer bei Preisen über 50 Dollar wieder zu bohren beginnen“, sagte Dean Rogers, Chef-Analyst beim auf Energie spezialisierten Hedge-Fonds Kase & Co schon im Herbst voraus. In den USA sind dem Ölindustrie-Dienstleister Baker Hughes zufolge derzeit mehr als 600 Bohrlöcher aktiv. Das sind so viel wie zuletzt vor eineinhalb Jahren. Aus diesem Grund platzen die US-Lagertanks aus allen Nähten. Für eine gute Stimmung in der US-Ölindustrie sorgte auch der Amtsantritt von Donald Trump. Der neue US-Präsident ist ein Freund der Branche und hält nichts von kostspieligen Umweltauflagen.

Analysten hatten von Anfang an mit Blick auf die US-Produktion bezweifelt, dass der Preisanstieg nachhaltig sein würde. Schließlich haben die Amerikaner während des für sie besonders schmerzlichen Preisverfalls – Mitte Januar 2016 fiel der Preis für die Sorte Brent aus der Nordsee auf ein Zwölf-Jahres-Tief von 27,10 Dollar je Barrel – keineswegs geschlafen. Inzwischen können sie dank technischer Innovationen Öl aus Schiefergestein zu einem Preis herauslösen, der bisher Opec-Ländern wie Iran und Irak vorbehalten war. Der russische Ölgigant Rosneft sieht daher nur eine Möglichkeit, den Markt längerfristig ins Gleichgewicht zu bringen: Die US-Förderer müssten sich dem Kartell anschließen. Das ist in den USA allerdings aus rechtlichen Gründen nicht möglich.

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