Politik

Sachverständige fordern drastische Preiserhöhungen für Fleisch und Milch

Sachverständige fordern drastische Preiserhöhungen für Fleisch und Milch. (Dieser Artikel ist nur für Abonnenten zugänglich).
23.04.2017 00:51
Lesezeit: 1 min

Deutschland ist von einem guten Zustand seiner Gewässer weit entfernt: Zuviel Nitrat und mangelnde Gegenmaßnahmen haben 2016 zur Klage der EU-Kommission beim Europäischen Gerichtshof gegen Deutschland geführt. Die Reform der Düngeverordnung (DüV) sollte eigentlich hier Abhilfe schaffen – auch, um die Vorgaben der übergeordneten EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen. Seit zwei Jahren wird die DüV überarbeitet, jedoch von Umweltverbänden und der Wasserwirtschaft als unzureichend kritisiert.

Auch die Wissenschaftlichen Beiräte für Agrarpolitik (WBA) und für Düngungsfragen (WBD) beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie der Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung (SRU) fordern, dass es zur guten fachlichen Praxis gehören soll, die Düngung am Bedarf der Pflanzen und des Bodens so auszurichten, dass Gefahren für den Naturhaushalt weitestgehend vermieden werden. Zudem sollte eine Rechtsgrundlage dafür geschaffen werden, dass alle relevanten Nährstoffströme eines Betriebes in einer Hoftorbilanzierung erfasst werden können. Außerdem werden die Kontrolle der Einhaltung der Düngeverordnung und schärfere Sanktionen bei Verstößen gefordert. Und obwohl in der Wasserrahmenrichtlinie das Verursacherprinzip verankert ist, werden die Landwirte nicht zur Deckung der Kosten der Gewässerbelastung herangezogen.

„Die intensive Landwirtschaft ist eine der größten Verursacherinnen negativer Umweltfolgen“, so die Präsidentin des Umweltbundesamtes Maria Krautzberger. „Es ist davon auszugehen, dass in Deutschland mindestens eine Halbierung der Stickstoffeinträge notwendig ist, um bestehende nationale und europäische Qualitätsziele zu erreichen“, so der SRU. Und: Stickstoffüberschüsse könnten nur dann ausreichend verringert werden, wenn höhere Umweltanforderungen an die Landwirtschaft in Deutschland mit veränderten Konsummustern einhergehen. 85 Prozent der Bevölkerung isst täglich oder fast täglich Fleisch.

Der hohe Konsum tierischer Produkte wie Fleisch, Eier und Milch sollte laut SRU gesenkt und Lebensmittelabfälle reduziert werden. Um einen schrittweisen Wandel zu erreichen, empfehlen der SRU, das UBA und Umweltverbände Verbraucherinformationen über die Umwelt- und Gesundheitsschäden eines überzogenen Konsums von tierischem Eiweiß und ökonomische Instrumente, die dafür sorgen, dass die Umweltkosten sich stärker im Preis von tierischen Produkten spiegeln. Beispielsweise sollte der reduzierte Mehrwertsteuersatz für Fleisch, Eier und Milchprodukte abgeschafft werden. Solche Forderungen weist das Bundeslandwirtschaftsministerium zurück, da man den Verbrauchern nicht vorschreiben wolle, was sie essen sollen.

Wasserwerke wie in München oder Leipzig kaufen Flächen auf, regeln die Bewirtschaftungsweise vertraglich mit den Landwirten und gewähren Ausgleichszahlungen für Einkommensverluste. Diese Vorgehensweise ist um ein Vielfaches günstiger als Investitionen in Millionenhöhe für Trinkwasseraufbereitungsanlagen. Die Stadtwerke München unterstützen die Bauern zudem bei der Vermarktung ihrer Bio-Produkte, indem sie über die Zusammenhänge zwischen Lebensmitteln und Trinkwasserschutz informieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drei Anzeichen für ein brüchiges Arbeitsleben
07.07.2025

Neue Führung, neue Arbeitszeiten, neue Karriereträume: Wer im internationalen Wettbewerb mithalten will, muss verstehen, wie sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börse-Ausblick: Europa trotzt Trump – doch wie lange noch?
07.07.2025

Ein halbes Jahr voller Turbulenzen: Trump, Zölle, Währungskrise – die Börsen zeigen extreme Bewegungen. Welche Märkte profitieren,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...