Politik

Schäuble findet bei Draghi kein Gehör: Zinsen bleiben niedrig

Schäuble findet bei Draghi kein Gehör: Die Zinsen bleiben niedrig.
28.04.2017 01:37
Lesezeit: 1 min

Spekulationen auf weiterhin niedrige Leitzinsen in der Euro-Zone haben die europäische Gemeinschaftswährung am Donnerstag belastet. Der Euro fiel während einer Pressekonferenz mit EZB-Präsident Mario Draghi um 0,4 Prozent auf ein Tagestief von 1,0865 Dollar. "Die zinstechnische Attraktivität des Euro wird sich auf absehbare Zeit nicht verbessern", fasst Devisenexperte Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank zusammen. Auch Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank erwartet nach Draghis Aussagen keine rasche Kursänderung der Währungshüter. "Draghi schlug zwar einen leicht optimistischeren Ton hinsichtlich des Wirtschaftsausblickes an, doch dies sollte nicht gleichgesetzt werden mit einer baldigen Normalisierung der Geldpolitik."

Der Aufschwung hat sich aus Sicht von EZB-Präsident Mario Draghi zuletzt gefestigt. Die jüngsten Daten signalisierten, dass die konjunkturelle Erholung zusehends solider werde, sagte Draghi am Donnerstag in Frankfurt. "Die Abwärtsrisiken sind gesunken." Dennoch sei weiterhin "ein sehr substanzieller Grad" an Konjunkturunterstützung nötig. Insbesondere bedürfe es sehr günstiger Finanzierungsbedingungen, um die Inflation in Richtung des Ziels der EZB von knapp zwei Prozent zu treiben.

Die Europäische Zentralbank (EZB) werde weiterhin über "vorübergehende Ausschläge" bei der Teuerung hinwegsehen. Die Preissteigerungsraten dürften sich bis zum Jahresende um das derzeitige Niveau herum einpendeln. Die bisherigen Hinweise genügten nicht, um den Ausblick für die Inflation zu ändern.

In Deutschland legte die Teuerungsrate im April auf 2,0 Prozent zu. Für die am Freitag anstehenden Inflationsdaten für den gesamten Währungsraum rechnen Experten mit einem Anstieg auf 1,8 von 1,5 Prozent im März. Die Hüter des Euro pumpen Monat für Monat Milliarden in das Finanzsystem, um Banken dazu zu bewegen, statt in Anleihen stärker in Kredite an Firmen und Haushalte zu investieren und so die Inflation und auch die Konjunktur anzuheizen.

EZB-Präsident Mario Draghi hat die Rufe aus Deutschland nach einer geldpolitischen Wende zurückgewiesen. Es entbehre nicht einer gewissen Ironie, dass sich "Verfechter der Unabhängigkeit der Notenbank" so äußerten, sagte Draghi am Donnerstag in Frankfurt. Weiter kommentieren wolle er das aber nicht.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatte vergangene Woche von der EZB einen Kurswechsel gefordert. Die ultra-lockere Geldpolitik schüre Risiken wie Preisblasen, wodurch es zu einer neuen Krise kommen könne, so der CDU-Politiker. Banken in Deutschland klagen seit längerem über die ultra-niedrigen Zinsen im Währungsraum, durch die sie im angestammten Kreditgeschäft kaum noch auskömmliche Gewinne erzielen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen VW-Aktie unter Druck: Kräftiger Gewinneinbruch enttäuscht Anleger – jetzt VW-Aktie verkaufen?
30.04.2025

Die VW-Aktie ist im frühen Mittwochshandel kräftig unter die Räder geraten. Die Anleger strafen die Volkswagen-Aktie ab, weil der...

DWN
Politik
Politik EVP-Parteitag: Weber bestätigt – doch Aufbruch bleibt aus
30.04.2025

Manfred Weber wird erneut zum EVP-Chef gewählt – ohne Gegenkandidaten, aber auch ohne Schwung. Der Parteitag in Valencia gerät zur...

DWN
Politik
Politik Selenskyj lehnt US-Pläne ab: Kein Frieden auf Kosten der Ukraine
30.04.2025

Die Ukraine steht unter internationalem Druck, Gebiete aufzugeben. Präsident Selenskyj widersetzt sich – noch.

DWN
Politik
Politik Künftiger Kanzleramtschef: Härterer Migrationskurs ab 6. Mai
30.04.2025

Illegale Migration soll gestoppt, die Grenzen schärfer kontrolliert werden: Der designierte Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) legt vor...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gewinne bei VW und Mercedes brechen um jeweils rund 40 Prozent ein
30.04.2025

Europas Autoriesen spüren den Gegenwind: Bei VW und Mercedes brechen die Gewinne ein – teils dramatisch. Während Sonderkosten und...

DWN
Technologie
Technologie Höflichkeit kostet Millionen: Liefert ChatGPT durch Respekt bessere Antworten?
30.04.2025

Das Rennen um generative künstliche Intelligenz (KI) ist für Technologieunternehmen, die grundlegende Modelle entwickeln, ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kyle Bass: „Europa ist eine Ansammlung gescheiterter Volkswirtschaften“ – Was der US-Investor wirklich meint
30.04.2025

US-Starinvestor Kyle Bass rechnet mit Europa ab – und liefert eine scharfe Analyse, warum der Kontinent für Investoren zur...

DWN
Technologie
Technologie Cyberbedrohungen: Unternehmen stehen vor einer Zeitenwende – Sicherheit wird zur wirtschaftlichen Überlebensfrage
29.04.2025

Die Weltwirtschaft hat einen neuen, unsichtbaren Frontverlauf – und dieser verläuft mitten durch die digitalen Netzwerke globaler...