Die US-Notenbank Fed will vor der zweiten Zinserhöhung in diesem Jahr weitere Hinweise auf eine Festigung des Aufschwungs sehen. Aus Sicht der Währungshüter ist es klug, zusätzliche Anzeichen dafür abzuwarten, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Protokollen der Fed-Sitzung von Anfang Mai hervorgeht. Allerdings gehen die Notenbank-Führungskräfte davon aus, dass sich die Konjunktur nach dem schwachen Jahresauftakt berappeln wird. Sollten sich die Erwartungen erfüllen, halten es die Währungshüter für angebracht, die Zinsen bald anzuheben.
Jan Hatzius von Goldman sieht die Mitteilung der Fed als Indiz für eine baldige Erhöhung an. Auch die Citi stimmt dieser Einschätzung in einer Mitteilung an die Klienten zu.
Die Notenbank hatte im März die geldpolitischen Zügel erstmals in diesem Jahr gestrafft. Sie hob den Zins auf die aktuelle Spanne von 0,75 bis 1,0 Prozent an und fasste zwei weitere Anhebungen für dieses Jahr ins Auge.
Viele Experten rechnen damit, dass die Währungshüter im Juni nachlegen werden. Der vorsichtige Ton, der in den Protokollen angeschlagen wird, könnte jedoch Zweifel daran nähren, ob die Notenbank den Schritt bereits in wenigen Wochen wagen wird. Dennoch sehen Händler weiter eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es im nächsten Monat dazu kommen wird. Allerdings schwinden nach ihrer Einschätzung die Aussichten, dass vor dem Jahresende eine weitere Erhöhung hinzukommt.
Der Euro stieg zum Dollar nach Veröffentlichung der Fed-Mitschriften und auch am US-Aktienmarkt legten die Kurse etwas zu.
Die US-Wirtschaft war zu Jahresbeginn so schwach gewachsen wie seit drei Jahren nicht mehr. Zuletzt lag die Arbeitslosenquote mit 4,4 Prozent jedoch nahezu auf einem Zehnjahrestief. Damit ist das erklärte Ziel der Notenbank - Vollbeschäftigung - so gut wie erreicht.
Doch ist die Fed bei der angestrebten Inflationsrate noch nicht so weit. Sie richtet ihr Hauptaugenmerk auf Preisveränderungen bei persönlichen Ausgaben der Amerikaner, wobei Energie- und Nahrungsmittelkosten außen vor bleiben. Dieser Wert war zuletzt auf 1,6 Prozent gefallen und hat sich damit weiter von der Fed-Zielmarke von zwei Prozent entfernt.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging knapp 0,4 Prozent im Plus bei 21.012 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P-500 stieg um 0,25 Prozent auf 2404 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq legte um 0,4 Prozent auf 6163 Punkte zu. Europas Anleger hatten sich dagegen zurückgezogen. Der Dax schloss 0,1 Prozent im Minus bei knapp 12.643 Punkten, der EuroStoxx50 verlor 0,2 Prozent auf 3587 Zähler.
Aus den Fed-Protokollen ging zwar auch hervor, dass die Notenbank vor der zweiten Zinserhöhung in diesem Jahr weitere Hinweise auf eine Festigung des Aufschwungs sehen will. Aus Sicht der Währungshüter ist es klug, zusätzliche Anzeichen dafür abzuwarten. Experten wie Chefmarktstratege Michael O'Rourke, von JonesTrading gingen aber dennoch davon aus, dass es im kommenden Monat wohl soweit sein dürfte, so lange der Arbeitsmarktbericht für den Monat Mai "ok" ausfallen werde.
Bei den Einzelwerten stand in New York unter anderem Tiffany im Fokus. Die Kaufzurückhaltung von Touristen und die starke Konkurrenz auf dem heimischen US-Markt machen dem Luxusjuwelier zu schaffen. Tiffany-Aktien verloren nach enttäuschenden Quartalszahlen 8,7 Prozent an Wert
Beim Rohstoffhändler Bunge ging es ein Prozent nach oben. Das Unternehmen erklärte, nicht in Fusionsverhandlungen mit dem Rivalen Glencore zu stehen.
Praxair verteuerten sich um 1,8 Prozent. Praxair und Linde kommen ihrem umstrittenen Zusammenschluss zum weltgrößten Industriegasekonzern einen wichtigen Schritt näher. Die Unterhändler einigten sich grundsätzlich über den Fusionsvertrag.. Linde-Papiere kletterten in Frankfurt um 2,8 Prozent auf 170,70 Euro an die Dax-Spitze.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 0,8 Milliarden Aktien den Besitzer. 1645 Werte legten zu, 1265 gaben nach und 169 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,66 Milliarden Aktien 1444 im Plus, 1352 im Minus und 258 unverändert.
Die US-Kreditmärkte legten zu. Die zehnjährigen Staatsanleihen stiegen um 9/32 auf 100-3/32. Die Rendite sank auf 2,252 Prozent. Der 30-jährige Bond kletterte 14/32 auf 101-17/32 und rentierte mit 2,922 Prozent.