Politik

Wahlkampf: Merkel und Schulz schießen sich auf Trump ein

Zu Auftakt des Wahlkampfs haben sich Angela Merkel und Martin Schulz auf US-Präsident Donald Trump eingeschossen.
29.05.2017 02:16
Lesezeit: 1 min

Die Spitzenkandidaten von CDU und SPD, Angela Merkel und Martin Schulz, setzen im Wahlkampf auf eine kalkulierte Anti-Trump-Rhetorik. Beide Politiker versuchen offenbar, ein vermutetes Unbehagen der Wähler auf einen Gegner von außen zu projizieren.

Merkel sagte bei einer Wahlkampfveranstaltung in einem Bierzelt in München, ohne Trump ausdrücklich zu nennen: "Die Zeiten, in denen wir uns auf andere verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei. Das habe ich in den letzten Tagen erlebt." Die Europäer müssten ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen und selbst für ihre Zukunft kämpfen. Wichtig seien dabei aber auch die Freundschaft mit den USA und Großbritannien sowie eine gute Nachbarschaft mit weiteren Staaten wie Russland. Dem neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron wünschte Merkel alles Gute und sagte: "Wo Deutschland helfen kann, wird Deutschland helfen, weil es Deutschland nur gutgehen kann, wenn es Europa gutgeht."

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz wählte in der ARD noch etwas deftigere Worte als die Kanzlerin im Bierzelt: „Ich glaube, man hätte sich auch schon auf dem Nato-Gipfel, aber ganz sicher auf dem G7-Gipfel sehr deutlich positionieren müssen. Gegen einen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, der ja andere demütigen will. Der ja im Stile eines autoritären Herrschers auftritt.“ So habe der damalige SPD-Kanzler Gerhard Schröder gegenüber US-Präsident George W. Bush, der sich ähnlich verhalten habe, klar Haltung bezogen. Er erwarte, „dass wir auch jetzt wieder eine solche Haltung einnehmen“, sagte Schulz.

Schulz sagte: „Europa ist die Antwort. Eine stärkere Kooperation der europäischen Staaten auf allen Ebenen ist die Antwort an Donald Trump. Und vor allen Dingen dürfen wir uns nicht der Aufrüstungslogik von Trump unterwerfen.“

Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, deutete in der Bild-Zeitung die Aussagen Merkels als Hinweis, dass Deutschland und die EU mehr Geld für Rüstung und Sicherheit ausgeben müssten. Ischinger warnte jedoch vor einer Abkehr von der transatlantischen Partnerschaft: „Zum einen werden wir die Sicherheit Europas nicht weiterhin einfach an die USA auslagern dürfen, müssen also mehr für Sicherheit und Verteidigung ausgeben und die EU zum Sicherheitsprovider ausbauen. Zum anderen wäre es ganz falsch, jetzt denen zu folgen, die die transatlantische Nabelschnur am liebsten gleich ganz durchtrennen möchten. Auch wenn’s sehr ärgerlich wird – wir Europäer können alle unsere globalen Ziele leichter durchsetzen, wenn wir sie gemeinsam mit den USA vertreten. Deshalb müssen wir mit strategischer Geduld weiter daran arbeiten, dass Trump erkennt, dass wir Europäer weit und breit seine besten Partner sind."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...