Politik

Verkehrsministerium wirft Audi illegale Abgas-Manipulationen vor

Das Bundesverkehrsministerium wirft Audi illegale Abgas-Manipulationen vor. Der Konzern ist unter Druck.
02.06.2017 01:00
Lesezeit: 1 min

Das Bundesverkehrsministerium hat Audi am Donnerstag laut Reuters vorgeworfen, in etwa 24.000 Oberklassewagen der Typen A7 und A8 eine illegale Software eingesetzt zu haben. Demnach ist der Ausstoß der gesundheitsschädlichen Stickoxide (NOx) im realen Betrieb zweimal höher als auf dem Prüfstand. Der Ingolstädter Hersteller erklärte, man habe die Auffälligkeiten bei eigenen Untersuchungen gefunden. Die betroffenen Dieselfahrzeuge würden zurückgerufen und eine neue Software erhalten.

VW wird seit 2015 vom Abgasskandal erschüttert, der dem Wolfsburger Konzern bereits etliche Milliarden Euro gekostet hat. Erstmals steht nun auch der A8 im Visier, der das Flaggschiff der Ingolstädter ist und in der günstigsten Variante aktuell 84.000 Euro kostet.

Von den jetzigen Enthüllungen sind laut Ministerium Wagen betroffen, die zwischen 2009 und 2013 gebaut wurden. Etwa die Hälfte sei in Deutschland verkauft worden. Den Angaben zufolge erkennt eine Software, ob das Auto auf einem Prüfstand steht. Werde die Lenkung um mehr 15 Grad eingeschlagen, erhöhten sich die Emissionen.

Das vom CSU-Politiker Alexander Dobrindt geleitete Ressort erklärte, VW-Konzernchef Matthias Müller sei wegen des Falls bereits am Donnerstag im Ministerium gewesen. Die Aufseher fordern einen Rückruf der Autos und verlangen bis zum 12. Juni Vorschläge, wie der Hersteller weiter vorgehen will.

Audi zufolge soll die Softwareaktualisierung, die eine halbe Stunde dauert, im Juli beginnen. "Audi wird auch weiterhin vollumfänglich mit den Behörden und dem Kraftfahrtbundesamt zusammenarbeiten und entschuldigt sich bei seinen Kunden für die Unannehmlichkeiten und setzt alles daran, die gefundenen Auffälligkeiten so schnell als möglich zu korrigieren", erklärte das Unternehmen.

Audi hatte Aktionäre bereits darauf vorbereitet, dass sich die Bewältigung des Dieselskandals noch lange hinziehen wird. "Der Weg des Aufarbeitens ist noch lange nicht abgeschlossen", sagte etwa Vorstandschef Rupert Stadler im Mai auf der Hauptversammlung. Das Unternehmen müsse Vertrauen zurückgewinnen.

Behörden, Kunden und Investoren haben Audi und VW illegale Täuschungen und Intransparenz bei der Aufklärung vorgeworfen. So durchsuchte die Staatsanwaltschaft die Vorstandsetage von Audi, die VW-Zentrale in Wolfsburg und die vom Konzern mit der Aufklärung beauftragte Kanzlei.

Stadler selbst sah sich in der Affäre mit Kritik konfrontiert, er habe bei der Aufklärung keine glückliche Figur abgegeben. Er erhielt jedoch wiederholt Rückendeckung des Kontrollgremiums und von VW. Am Tag vor der Hauptversammlung verlängerte der Audi-Aufsichtsrat Stadlers Vertrag um fünf Jahre bis 2022.

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