Finanzen

Börsen im Minus: Ölpreis-Verfall beunruhigt Anleger weltweit

Der anhaltende Verfall der Preise für Rohöl irritiert Anleger weltweit. Von einigen wird er als Vorbote einer Abschwächung in der Weltwirtschaft betrachtet.
21.06.2017 11:45
Lesezeit: 2 min

Der anhaltende Preisverfall beim Rohöl hat Aktienanleger am Mittwoch nervös gemacht. Sie gingen auf Nummer sicher und nahmen Gewinne mit. Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils etwa 0,3 Prozent auf 12.778 beziehungsweise 3555 Punkte. Zu den größten Verlierern im Dax gehörten die Deutsche Börse mit minus 1,6 Prozent sowie  Vonovia mit minus 1.3 Prozent und Fresenius mit minus 1 Prozent.

Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,3 Prozent auf 45,43 Dollar je Barrel (159 Liter) und lag damit nur einen US-Cent über ihrem Sieben-Monats-Tief vom Dienstag. „Wenn die Opec-Staaten gehofft haben, dass die Verlängerung der Förderbremse die Preise stabilisieren hilft, haben sie sich geirrt“, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Sollten die US-Förderer ihre Produktion weiter erhöhen und gleichzeitig die Nachfrage aus Asien anhaltend schwächeln, sei ein Abrutschen des Ölpreises auf bis zu 40 Dollar nicht ausgeschlossen. Vor diesem Hintergrund warfen Investoren Aktien von Ölkonzernen erneut aus ihren Depots. BP, Shell, Total und Repsol verloren bis zu 0,8 Prozent.

Der Verfall der Rohstoffpreise habe auch Auswirkungen auf die Geldpolitik der US-Notenbank (Fed), weil dadurch die Inflation zurückgehe, betonte CMC-Experte Hewson. „Das könnte darauf hindeuten, dass wir dieses Jahr keine weitere Zinserhöhungen mehr sehen, unabhängig davon, was US-Notenbanker uns glauben machen wollen.“ Am Montag hatte sich ein einflussreiches Fed-Mitglied gegen eine Pause im Zinserhöhungszyklus ausgesprochen. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stagnierte am Mittwoch bei 97,746 Punkten, und der Euro kostete 1,1133 Dollar.

Mark Carney, der Chef der Bank von England (BoE), erteilte einer baldigen Anhebung des Schlüsselsatzes ebenfalls eine Absage. Dies drückte das Pfund Sterling auf ein Zwei-Monats-Tief von 1,2590 Dollar. Da zudem die Konjunktur schwächele, stehe die Währung vor einer weiteren Abwertung, sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. „Mit einer instabilen politischen Lage zu Hause in die Brexit-Verhandlungen in Brüssel zu gehen, kann ebenfalls kein Pluspunkt sein.“ Im Tagesverlauf sollte zwar die neue Legislaturperiode des Unterhauses offiziell eröffnet werden, aber die Konservativen konnten sich mit der nordirischen Regionalpartei DUP bislang nicht auf eine Kooperation einigen. Ohne eine Vereinbarung fehlt Premierministerin Theresa May die absolute Mehrheit im Parlament.

Der gesunkene Ölpreis belastete auch die Märkte in Asien. Wie schon zuvor an der New Yorker Wall Street schürte der Preisrückgang Konjunktursorgen. Anleger befürchteten, dass die Nachfrage versiegen und das globale Wirtschaftswachstum abnehmen könnte. Der japanische Leitindex Nikkei gab 0,45 Prozent auf 20.138 Punkte nach. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans rutschte 0,8 Prozent ab. Zu den größten Verlierern gehörte der rohstofflastige Index in Australien. Auch die Märkte in Hongkong und im südkoreanischen Seoul gaben nach. Die Börse in Schanghai notierte dagegen wenig verändert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trotz US-Verboten finden chinesische Tech-Giganten Wege, um im KI-Rennen zu bleiben
14.06.2025

Die USA wollen Chinas Aufstieg im KI-Sektor durch Exportverbote für High-End-Chips stoppen. Doch Konzerne wie Tencent und Baidu zeigen,...

DWN
Technologie
Technologie Einsatz von Tasern: Diskussion um „Aufrüstung“ der Polizei
14.06.2025

Taser gelten als umstritten, nun will Innenminister Alexander Dobrindt damit die Bundespolizei ausrüsten. Kritik kommt von Niedersachsens...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividendenstrategie: Für wen sie sich im Aktiendepot lohnen kann
14.06.2025

Mit einer Dividendenstrategie setzen Anleger auf regelmäßige Erträge durch Aktien. Doch Ist eine Dividendenstrategie sinnvoll, wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krisenmodus in der Industrie: Autohersteller weichen Chinas Regeln aus
14.06.2025

Weil China den Export kritischer Magnetstoffe drastisch beschränkt, geraten weltweite Lieferketten ins Wanken. Autohersteller suchen eilig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft H&M baut Milliardenhandel mit Secondhand-Mode aus
14.06.2025

H&M will das Image der Wegwerfmode abschütteln – mit gebrauchten Designerstücken mitten im Flagshipstore. Wird ausgerechnet Fast...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Atomkraftgegner fordern Ende der Uran-Geschäfte mit Kreml
14.06.2025

Atomkraftgegner wenden sich an die Bundesregierung: Sie fordern einen Stopp russischer Uranlieferungen nach Lingen. Auch die hybride Gefahr...

DWN
Finanzen
Finanzen Teuer Wohnen in Deutschland: Rund jeder Siebte zahlt mehr als halben Monatslohn für Miete
14.06.2025

Nach der Mietzahlung ist bei manchen nicht mehr viel übrig für den Rest des Monats, zeigt eine Studie. Jedoch haben viele Menschen auch...

DWN
Technologie
Technologie Autoren fragen, ob ihre Werke für künstliche Intelligenz genutzt werden können – eine unmögliche Mission?
14.06.2025

Ein Ex-Spitzenmanager von Meta warnt: Wenn KI-Unternehmen vor jedem Training urheberrechtlich geschützte Werke lizenzieren müssten,...