Finanzen

Bombardier baut 2.200 Stellen in Deutschland ab

Der kanadische Industriekonzern Bombardier wird bis 2020 rund ein Viertel aller Stellen in Deutschland abbauen.
29.06.2017 15:57
Lesezeit: 1 min

Der kanadische Bahnhersteller Bombardier will bis zu 22.00 seiner 8500 Stellen in Deutschland abbauen. Das sagte der Aufsichtsratschef von Bombardier Transportation, Wolfgang Tölsner, am Donnerstag in Hennigsdorf. Er bestätigte damit Reuters-Informationen. Sein Gremium habe diesen Rahmen beschlossen, um die deutschen Standorte zukunftsfähig zu machen, sagte Tölsner.

Der Personalabbau verteile sich über alle Werke. Mehrheitlich seien jedoch Görlitz in Sachsen und Hennigsdorf in Brandenburg betroffen. „Alle Standorte in Deutschland bleiben erhalten“, unterstrich er. Die Rahmenvereinbarungen resultierten in einer Personalreduktion von maximal 2.200 Mitarbeitern netto bis zum Jahr 2020. Darin enthalten seien 700 Leiharbeiter. Bis 2019 solle es keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Was aus dem Plan wird, wenn es zu einem Zusammenschluss mit der Bahn-Sparte von Siemens kommen sollte, dazu wollte die Bombardier-Führung sich nicht äußern. Auch zum Stand dieser Bemühungen blieb sie einsilbig. Finanzkreisen zufolge sprechen die beiden Konzerns seit Monaten über eine Zusammenlegung ihrer Bahnsparten. Aus Wettbewerbsgründen gilt das allerdings als schwierig. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg loten sie zwei getrennte Joint Ventures aus: eines für die Züge selbst, in dem Bombardier das Sagen hätte, und eines unter der Führung von Siemens für die Signaltechnik. Auch der Münchener Konzern wollte sich dazu nicht äußern.

Unabhängig davon sortiert Bombardier seine deutschen Standorte neu. Das Konzept sieht vor, dass Bautzen, Hennigsdorf, Kassel, Mannheim und Siegen zu weltweiten Kompetenzzentren für einzelne Tätigkeitsfelder des Bahngeschäfts werden. Nun sollen bald die Einzelheiten ausgearbeitet werden. Dazu gehört der genaue Umfang des Stellenabbaus an den einzelnen Standorten. Als grobe Orientierung nannte Fohrer eine Reduzierung um etwa 400 bis 500 Stellen in Hennigsdorf und um rund 800 in Görlitz.

Nach dem Konzept sollen an den deutschen Standorten bis 2019 rund 70 Millionen Euro investiert werden. Die Arbeitnehmerseite äußerte sich zufrieden - schließlich waren zunächst höhere Abbauzahlen im Gespräch gewesen. Sie kündigte aber in den Detailverhandlungen eine harte Linie an. „Die Umsetzungsarbeit fängt jetzt erst an“, sagte der zuständige IG Metall-Bezirksleiter Olivier Höbel.

Bombardier hatte erst im vergangenen Jahr 1430 Arbeitsplätze in Deutschland gestrichen. Das kanadische Mutterunternehmen war durch eine aus dem Ruder gelaufene Flugzeugentwicklung in Schwierigkeiten geraten. Vergangenes Jahr hatte Bombardier erklärt, man werde weltweit 7.500 Stellen streichen. 5.000 davon sollten in der Bahntechnik wegfallen, die ihren Schwerpunkt in Deutschland und den Hauptsitz in Berlin hat. Der Sanierungskurs hatte auch die Bundesregierung auf den Plan gerufen. Der damalige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte sich eingeschaltet und die Bedeutung der Industriearbeitsplätze für Deutschland betont.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rentenkasse: Reform der Mütterrente braucht viel Zeit
19.06.2025

Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag verabredet, die Mütterrente für alle Mütter einheitlich zu regeln. Die Deutsche...

DWN
Politik
Politik Deutschland zündet den Steuer-Turbo – hilft das der lahmenden Wirtschaft wirklich?
19.06.2025

Milliardenschwere Steuererleichterungen, gelockerte Schuldenbremse, ein Investitionspaket auf Pump – die Merz-Regierung setzt alles auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krieg ohne Inflation: Wie Israel das ökonomische Tabu bricht
18.06.2025

Israel führt Krieg, pumpt Milliarden in Rüstung und treibt die Geldmenge nach oben – doch die Inflation bleibt aus. Ist alles, was wir...

DWN
Politik
Politik Kommt die Wehrpflicht? Nur jeder dritte Deutsche würde heute Wehrdienst leisten
18.06.2025

Die Nato drängt: Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie soll die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Raus ist raus: Russland droht westlichen Firmen mit Rückkehr-Verbot
18.06.2025

Westliche Konzerne wollten erst raus – und nun leise zurück nach Russland? Die Regierung macht dicht: Rückkaufrechte gestrichen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stellenabbau: Deutsche Industrie verliert in nur einem Jahr 100.000 Arbeitsplätze
18.06.2025

Die desaströse Wirtschaftspolitik der letzten Jahre führt in der Konsequenz zu immer mehr Stellenabbau in der deutschen Industrie. Vor...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis und Platinpreis explodieren – verdrängen diese Metalle bald das Gold als Krisenwährung?
18.06.2025

Der Silberpreis und der Platinpreis schießen in die Höhe – und Anleger wenden sich zunehmend vom teuren Gold ab. Droht dem einstigen...

DWN
Politik
Politik Diäten, Rente und Pflege - was sich im Juli ändert
18.06.2025

Gerade in der Urlaubszeit wäre mehr Geld auf dem Konto ein Traum: Für wen ab Juli mehr drin ist und welche Fristen Sie beachten sollten.