Finanzen

Easyjet baut Standbein in Österreich auf

Lesezeit: 1 min
15.07.2017 22:53
Die britische Fluglinie Easyjet will mit dem Aufbau einer Niederlassung in Österreich Komplikationen im Luftverkehr zwischen der EU und Großbritannien entgehen.
Easyjet baut Standbein in Österreich auf

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die britische Billigfluglinie Easyjet baut wegen des geplanten Ausstiegs ihres Heimatlandes aus der Europäischen Union ein zweites Standbein in Österreich auf, berichtet Reuters. Easyjet werde in Wien einen neuen Ableger stationieren, der eine österreichische Fluglizenz erhalten solle, teilte die Airline am Freitag mit. Damit werde sichergestellt, dass man nach dem Brexit den Flugbetrieb innerhalb der EU fortführen könne. Derzeit dürfen britische Airlines aufgrund von EU-Regeln unbegrenzt zwischen den Mitgliedsländern und auch innerhalb der Staaten fliegen. Mit dem für März 2019 geplanten Ausstieg der Briten aus der Union fallen diese Rechte weg. Ersatzvereinbarungen wurden noch nicht geschlossen.

Die am Londoner Luton-Flughafen ansässige Easyjet zählt fast 270 Flugzeuge. Davon sind 100 Maschinen und 4.000 Mitarbeiter außerhalb von Großbritannien stationiert. Dieser Flugbetrieb solle den Grundstein für die neue Tochter in Wien bilden. Es sei nicht geplant, Jobs vom Vereinigten Königreich nach Österreich zu verlagern.

Der Aufbau des Ablegers wurde in Österreich von höchster staatlicher Stelle eng begleitet. Die ersten Gespräche mit Easyjet-Chefin Carolyn McCall hätten bereits im Oktober vorigen Jahres stattgefunden, sagte Bundeskanzler Christian Kern. „Das ist ein hart erkämpfter, aber umso schönerer Gewinn für Österreich.“

Die britische Premierministerin Theresa May hatte den offiziellen Antrag für den Austritt aus der EU Ende März gestellt. Seitdem läuft der zweijährige Countdown, um die Formalitäten der Scheidung zu klären. So viel Zeit haben die Airlines aber nicht, da sie ihre Flugpläne mit Zielen kreuz und quer in Europa ein Jahr vorher festzurren. Deshalb macht Ryanair Druck, den Ungewissheiten der Branche in den Gesprächen zwischen London und Brüssel Vorrang zu geben. Für die irische Ryanair ist das Vereinigte Königreich mit 35 Prozent der Flüge der größte Markt.

Die Fluglinien treibt die Ungewissheit um, ob sie nach dem Brexit ihre Strecken so anbieten können wie bislang. Derzeit nämlich kann jede EU-Airline in jedes andere Mitgliedsland fliegen. Auch Inlandsverbindungen sind erlaubt: Ryanair pendelt etwa zwischen London und Edinburgh. Basis des europaweiten Flugverkehrs ist ein Regelwerk der EU namens European Common Aviation Area (ECAA). Jeder der 28 EU-Staaten ist automatisch Mitglied in dem Flugpakt. Doch mit einem Rückzug würde Großbritannien auch aus dem ECAA fliegen. Das Königreich könnte dann versuchen, wieder in den Club aufgenommen zu werden. Der steht nämlich auch Nicht-EU-Mitgliedern offen – Norwegen ist ein prominentes Beispiel. Allerdings müssten die Briten dafür weiter Urteile des Europäischen Gerichtshofs anerkennen. Ein Schritt, den May vermeiden will.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...