Der US-Fahrdienstvermittler Uber hat im zweiten Quartal einen Nettoverlust von rund 645 Millionen Dollar erwirtschaftet, berichtet Reuters. Im Vorquartal waren es noch 708 Millionen Dollar und im vierten Quartal 2016 sogar 991 Millionen Dollar. Der im Vergleich zu den Vorquartalen niedrigere Verlust ist wahrscheinlich Folge der gestiegenen Buchungszahlen, die angeblich um 16 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Vierteljahr zulegten, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Erlöse wuchsen im Quartalsvergleich zuletzt um 17 Prozent auf 1,75 Milliarden Dollar.
Obwohl Uber als nicht börsennotiertes Unternehmen nicht verpflichtet ist, seine Bilanzen offenzulegen, veröffentlicht es seit Anfang des Jahres einige Kennziffern. Bei einer Finanzierungsrunde im vergangenen Jahr wurde das defizitäre Unternehmen mit 68 Milliarden Dollar bewertet. Einige Analysten halten diese Summe für viel zu hoch. Seit 2010 konnte Uber bei Investoren mehr als 15 Milliarden Dollar einsammeln, weshalb die Firma trotz anhaltender Verluste operieren kann.
Ubers Firmenwert ist seit Jahren steil im Aufwind – doch nun könnte die Stimmung der Anleger drehen. Eine Reihe von Profi-Investoren korrigierte den Wert ihrer Uber-Anteile zuletzt deutlich nach unten. Die großen Fondsgesellschaften Vanguard, Principal, Hartford und T. Rowe Price nahmen im vergangenen Quartal Abschläge zwischen 12 und 15 Prozent vor, wie eine Auswertung ihrer Finanzberichte durch das Wall Street Journal zeigt.
Die US-Finanzzeitung deutet den Schritt als Zeichen, dass Ubers Affären und Skandale den Anlegern die Laune verderben könnten. Sexismus-Vorwürfe und Rechtskonflikte haben das wegen seiner aggressiven Firmenkultur ohnehin umstrittene Unternehmen stark in die Kritik gebracht. Mitgründer und Chef Travis Kalanick trat unter dem Druck wichtiger Aktionäre ab, der größte Investor Benchmark Capital verklagte ihn sogar wegen angeblicher Misswirtschaft und Täuschung. Die Querelen erschweren es Uber, einen Nachfolger zu finden.
Der US-Sender CNBC berichtete unter Berufung auf Insider, dass Benchmark weiter versuche, Meg Whitman für den Spitzenjob zu gewinnen. Obwohl die Chefin von Hewlett Packard Enterprise erklärt hatte, für den Posten nicht bereitzustehen, sollen danach weiter Gespräche geführt worden sein. Als weiterer Kandidat gilt Jeff Immelt, der jüngst als Chef bei General Electric zurücktrat. Benchmark soll rund 13 Prozent an Uber halten. Kalanick hat mit etwa zehn Prozent auch noch immer starken Einfluss im Verwaltungsrat.