Politik

ZDF lud Berliner Terroropfer aus Show mit Merkel aus

Das ZDF hat eine Frau aus der Merkel-Show ausgeladen, die ihren Vater beim Anschlag auf dem Breitscheidplatz verloren haben soll. Die Frau wollte eine Frage an Merkel richten. Das ZDF liefert eine Erklärung.
16.09.2017 00:01
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Berliner Morgenpost kümmert sich seit einiger Zeit um einige Personen, denen sie als Hinterbliebene des Lkw-Anschlags auf einen Weihnachtsmarkt besondere Betreuung angedeihen lassen möchte. So lud die Zeitung vor einigen Tagen drei Personen zu ihrem Empfang ein. Unter den Eingeladenen befand sich auch Astrid Passin. Sie hat laut Morgenpost ihren Vater Klaus Jacob verloren. Eine von Frau Passin unterzeichnete Todesanzeige in der Sächsischen Zeitung meldet den Tod von Klaus Jacob bei dem „Attentat“ auf dem Breitscheidplatz.

Eine offizielle Liste über die Opfer vom Breitscheidplatz wurde nie veröffentlicht. Eine Liste findet sich lediglich auf einer spärlich besuchten Facebook-Seite von von „Steffi Schloe“. Die Hintergründe des Anschlags sind bis heute nicht geklärt. Ein Mann, dessen Name die Polizei mit Anis Amri angab, soll den Wagen bewusst in den Weihnachtsmarkt gefahren haben. Wenige Tage meldete die italienische Polizei, dass sie diesen Mann, der aus Tunesien stammen soll, in Mailand erschossen habe.

Am Freitag meldet die Morgenpost, dass Frau Passin „sehr enttäuscht“ sei: Die „Sprecherin der Hinterbliebenen der Opfer des Terroranschlags vom Breitscheidplatz“ sollte in der ZDF-Sendung „Klartext, Frau Merkel“ auftreten. Doch Plassin wurde wenige Stunden vor der Sendung wieder ausgeladen.

Das ZDF bestätigte der Morgenpost die Ausladung und lieferte als Begründung: Nach der ersten Klartext-Format mit Martin Schulz hätte sich die Redaktion noch einmal beraten und "kritisch geprüft, wem der Druck der Live-Situation und die mediale Nachwirkung eines Auftritts vor einem Millionenpublikum zuzumuten ist." Man befinde sich mit Frau Passin weiter „im engen Kontakt“. Eine „Dokumentation über die Opfer des Anschlags und ihre Angehörigen sei geplant“.

Frau Passin vermutet jedoch laut Morgenpost andere Gründe hinter ihrer Ausladung. Sie sagte der Zeitung: „Die Begründung war nicht glaubhaft. Ich denke, meine Fragen wären denen zu unbequem gewesen.

Passin erzählte der Morgenpost, das ZDF hätte sie nach einem Auftritt bei Spiegel TV eingeladen. Das ZDF schrieb in einer Mail, dass Passins Auftritt bei Spiegel TV in der ZDF-Redaktion „nachhaltig Eindruck hinterlassen“ habe: „Wenn man in dieser schwierigen Zeit dann auch noch das Gefühl hat, von Politik und Behörden alleingelassen zu werden, wird das Leid wohl noch viel größer.“

Passin gibt an, sie habe sich mit „anderen Hinterbliebenen“ abgestimmt und zugesagt. Sie wollte aber nicht vorher bekanntgeben, „welche Frage sie stellen wolle“. Passin soll sogar einen Vertrag zugeschickt bekommen haben.

Bei der Absage habe das ZDF gesagt, dass „Bürger“, die Martin Schulz Fragen gestellt hätten, „von Medien und in sozialen Netzwerken attackiert worden“ seien, „das wolle man ihr ersparen“.

Passin: „Ich habe erklärt, dass ich es als Sprecherin der Hinterbliebenen gewohnt bin, von Medien bedrängt zu werden und dass ich es sehr schade und traurig finde, Frau Merkel meine Frage nicht stellen zu dürfen.“

Passin wird von dem bekannten Berliner Anwalt Andreas Schulz vertreten. Schulz ist eine ausgewiesener Terrorismusexperte und hatte beim Berliner La Belle-Prozess überraschend geheime Dokumente aufgefunden, mit denen er enthüllte, dass der Anschlag auf die vor allem von US-Soldaten frequentierte Diskothek vom libyschen Geheimdienst geplant und durchgeführt worden war.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...