Finanzen

BNP Paribas stoppt Finanzierung von fossilen Energieträgern

Die französische Großbank BNP Paribas zieht sich aus dem Schieferöl-Geschäft zurück. In Nordamerika blüht die Branche weiterhin und zieht auch viele europäische Banken an.
11.10.2017 17:07
Lesezeit: 3 min

Die französische Großbank BNP Paribas stoppt die Zusammenarbeit mit Energiekonzernen, die Öl vor allem aus Ölsand- und Ölschiefer-Vorkommen gewinnen. Damit soll die Wende hin zu erneuerbaren Energien unterstützt werden, teilte die Bank am Mittwoch laut Reuters mit. Auch würden keine neuen Projekte mehr zum Transport von Öl und Gas finanziert, das mit den umstrittenen Förderverfahren gewonnen wurde.

Die Bank hatte zuvor bereits die Finanzierung von Kohleminen und Kohlekraftwerken auf Eis gelegt. BNP will bis 2020 stattdessen rund 15 Milliarden Euro in die Finanzierung von erneuerbaren Energie-Projekten stecken. Auch der kleinere Rivale Société Générale hatte im Oktober mitgeteilt, das Geschäft mit der Finanzierung von Steinkohlekraftwerke auslaufen zu lassen.

Offiziell begründete die Bank die Entscheidung mit dem globalen Umweltschutz. Die Maßnahmen seien mit Blick auf den „Übergang in eine nachhaltigere Welt“ und hinsichtlich einer Verringerung der Kohlenstoffdioxidemissionen beschlossen worden, zitiert die Financial Times den Vorstandsvorsitzenden Jean-Laurent Bonnafé. Mit Unternehmen, die sich dazu entschlossen hätten „Umweltthemen zu einem zentralen Bestandteil ihrer Unternehmenspolitik zu machen“, werde weiterhin zusammengearbeitet.

Tatsächlich dürften die ökonomischen Auswirkungen des Rückzugs aus dem Fracking- und Ölsandgeschäft für BNP leicht zu verkraften sein, weil das Exposure der Bank gegenüber diesen Bereichen gering war. Wie die FT berichtet, trete die Bank seit Langem als „Vorkämpfer grüner Finanzdienstleistungen“ auf und wolle bis zum Jahr 2020 etwa 15 Milliarden Euro in erneuerbare Energien investieren.

Überdies verpflichtet ein Gesetz institutionelle Investoren in Frankreich dazu, Risiken in ihren Bilanzen zu veröffentlichen, die sich aus Investitionen in kohlenstoffintensiven Projekten ergeben könnten. Ob das durch den Menschen emittierte Kohlenstoffdioxid tatsächlich für einen Wandel des globalen Klimas verantwortlich ist, bleibt weiterhin umstritten.

Die Regierung in Paris will zudem die Förderung von Erdöl und Gas auf seinem Territorium bis zum Jahr 2040 weitgehend stoppen. Einer entsprechenden Gesetzesvorlage stimmte die Nationalversammlung am Dienstag in Paris mit breiter Mehrheit in erster Lesung zu. Nach Inkrafttreten des Gesetzes sollen keine neuen Förderlizenzen mehr erteilt werden. Bestehende Genehmigungen sollen nicht über 2040 hinaus verlängert werden.

Das Gesetz betrifft sowohl das Festland als auch das Meer, die französischen Überseegebiete eingeschlossen. Die Förderung von Schiefergas soll vollständig verboten werden – bislang war nur das Fracking untersagt, die einzige bislang praktikable Technik zur Förderung von Schiefergas. Die Nationalversammlung billigte aber Ausnahmen für Unternehmen, die Erdöl oder Gas fördern. Sie können die Produktion demnach auch nach 2040 fortsetzen, wenn sie bis dahin nicht ihre Forschungskosten wieder eingespielt haben.

Frankreich will mit dem Gesetz Vorreiter bei der Abkehr von fossilen Energieträgern werden und ein Signal für den Klimaschutz setzen. Allerdings wird in dem Land ohnehin nur sehr wenig Erdöl und Gas gefördert. Die jährliche Erdölproduktion liegt bei rund 815.000 Tonnen – das entspricht nur einem Prozent des französischen Gesamtverbrauchs. Das Gesetz soll noch im laufenden Jahr in Kraft treten. Umweltminister Nicolas Hulot hatte im Juli angekündigt, bis 2040 auch den Verkauf von Dieselautos und Benzinern stoppen zu wollen.

Im März hatte der britisch-niederländische Energiekonzern Royal Dutch Shell den Großteil seiner Beteiligungen an den kanadischen Ölsand-Projekten verkauft und das amerikanische Unternehmen ExxonMobil hohe Abschreibungen in diesem Bereich bekanntgegeben, weil sie nicht mehr länger „wirtschaftlich verwertbar“ seien.

In Schottland bleibt die Energiegewinnung mit Hilfe der Fracking-Methode verboten. Man habe bei der entsprechenden Entscheidung die Fakten und die öffentliche Meinung berücksichtigt, erklärte Energieminister Paul Wheelhouse am Dienstag. Die Regierung in Edinburgh hatte bereits 2015 ein Fracking-Moratorium erlassen. Bei der Methode wird mit hohem Druck und Chemikalien Gestein unter Tage gespalten, um Gas und Öl zu gewinnen. In vielen Ländern gibt es dagegen erbitterten Widerstand. Kritiker befürchten etwa eine Verseuchung des Grundwassers. Die britische Regierung, die von der Konservativen Theresa May geleitet wird, unterstützt Fracking. In Deutschland ist die Fördermethode weitgehend verboten.

Wie der Independent berichtet, haben Unternehmen aus dem Fracking- und Ölsandgeschäft auch in Großbritannien Probleme, Kredite von Banken zu erhalten. Diese würden sich zunehmend vor Kritik aus Teilen der Bevölkerung sorgen, wie aus Notizen von im Jahr 2015 geführten Gesprächen mit Investoren hervorgeht.

In den USA läuft das Geschäft mit Schieferöl-Produzenten dagegen weiterhin auf Hochtouren. Einem Bericht von counterpunch.org zufolge tritt vor allem die Großbank Wells Fargo neben anderen Branchengrößen wie der Bank of America und JP Morgan als Förderer der Branche in Erscheinung.

Eine Auswertung von foddandwaterwatch.org bezüglich der Finanzierung der umstrittenen Dakota Access Pipeline ergab, dass auch zahlreiche europäische Institute in Schieferöl- und Gasprojekte in Nordamerika investieren – darunter beispielsweise Barclays, die Deutsche Bank, Credit Suisse, UBS, die spanische BBVA, Credit Agricole, Intesa Sanpaolo sowie die BayernLB.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der offene Konflikt zwischen Big Tech und der EU eskaliert
24.04.2025

Meta hat den diplomatischen Kurs verlassen und mit scharfen Vorwürfen auf die jüngsten Strafen der EU-Kommission reagiert. Der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lego rüstet auf: Wie der Spielzeugriese mit Industrie 4.0 zum globalen Produktionsvorbild werden will
24.04.2025

Mit KI, Robotik und strategischer Fertigung wird Lego zum heimlichen Vorbild europäischer Industrie – und setzt neue Standards in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Drittes Jahr in Folge kein Wachstum – Habeck senkt Prognose
24.04.2025

Ein drittes Jahr ohne Wachstum, eine düstere Prognose und ein scheidender Minister, der den Stillstand verwaltet: Robert Habeck...

DWN
Politik
Politik Europa sitzt auf russischem Milliardenvermögen – doch es gibt ein Problem
24.04.2025

Europa sitzt auf eingefrorenem russischen Vermögen im Wert von 260 Milliarden Euro – ein gewaltiger Betrag, der den Wiederaufbau der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Geschäftsklima: Deutsche Unternehmen trotzen globalen Risiken
24.04.2025

Während weltweit wirtschaftliche Sorgen zunehmen, überrascht der Ifo-Index mit einem leichten Plus. Doch der Aufschwung ist fragil: Zwar...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktive ETFs: Wie US-Finanzriesen Europa erobern und was das für Anleger heißt
24.04.2025

Amerikanische Vermögensverwalter drängen verstärkt auf den europäischen Markt für aktiv gemanagte ETFs, da hier im Vergleich zu den...

DWN
Politik
Politik Meloni wird Trumps Brücke nach Europa
24.04.2025

Giorgia Meloni etabliert sich als bevorzugte Gesprächspartnerin Donald Trumps – und verschiebt das diplomatische Gleichgewicht in Europa.

DWN
Politik
Politik Rot-Grüner Koalitionsvertrag für Hamburg steht
24.04.2025

SPD und Grüne wollen in Hamburg weiter gemeinsam regieren – trotz veränderter Mehrheitsverhältnisse. Der neue Koalitionsvertrag steht,...