Finanzen

Siemens baut Stellen ab und schließt Fabriken

Siemens wird im Zuge eines Sparprogramms offenbar mindestens 1000 Stellen streichen.
19.10.2017 15:21
Lesezeit: 2 min

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Siemens bereitet in seiner krisengeschüttelten Kraftwerksparte einem Insider zufolge eine weitere Sparrunde samt Stellenabbau vor. Wie viele Arbeitsplätze wegfallen sollen, sei noch nicht beschlossen, sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person am Donnerstag zu Reuters. „Die Zahl wird mit Sicherheit vierstellig sein.“ Details seien noch offen. „Es werden verschiedene Szenarien geprüft.“ Das gelte auch für die Werke. Das Manager Magazin berichtete, bis zu elf der 23 Standorte weltweit sollten geschlossen oder verkauft werden, betroffen sei vor allem Ostdeutschland.

Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg soll auch in der Division Process Industries and Drives eine erhebliche Zahl von Stellen abgebaut werden. Die IG Metall forderte eine rasche Erklärung der Konzernspitze: „Wir finden es unerträglich, dass erneut tausende Mitarbeiter auf diese Weise verunsichert werden.“

Siemens hielt sich bedeckt, Marktgerüchte kommentiere man nicht. Zur Umsetzung der Strategie „Vision 2020“ gehöre, die strategische Aufstellung der Geschäfte kontinuierlich zu überprüfen, teilte das Unternehmen mit. „Das kann die Konsolidierung einzelner Aktivitäten einschließen, wenn es die Marktbedingungen erforderlich machen.“

Die IG Metall könne die Informationen derzeit nicht bestätigen, sagte ein Sprecher. Die Gewerkschaft kündigte für den Fall an, dass Siemens „tatsächlich massive Einschnitte in Standorte und Beschäftigung“ plane, „gemeinsam mit den Betriebsräten und Belegschaften Gegenwehr leisten“ zu wollen.

Finanzvorstand Ralf Thomas hatte im Sommer einen Kurswechsel in der Kraftwerkssparte namens „Power & Gas (PG)“ angemahnt, die zu den größten Umsatzbringern des Technologiekonzerns zählt. „Wir haben ein hartes Jahr vor uns“, sagte der Manager damals. „Strukturelle Veränderungen werden unvermeidbar sein.“ Der Auftragseingang brach im dritten Quartal des Geschäftsjahres um 41 Prozent ein, der Gewinn um fast ein Viertel. Die Rendite sackte von 11,1 auf 9,7 Prozent ab.

Die großen Turbinen, auf die Siemens bisher gesetzt hat, sind kaum noch gefragt. Weltweit brach die Nachfrage überraschend schnell ein; kombiniert mit hohen Überkapazitäten im Markt rauschten die Preise in die Tiefe. Zudem sieht sich Siemens technologisch derzeit von US-Konkurrent GE überrundet und erst ab 2019 wieder selbst vorn. Analysten von Barclays halten weitere Kostensenkungen im Lichte der „dramatischen Veränderungen“ im Markt für erforderlich.

Die IG Metall sieht dies anders: Da mit einem „sehr stattlichen Gewinn für das Gesamtjahr“ zu rechnen sei, müsse es „einem Unternehmen wie Siemens auch einmal möglich sein, potenzielle Probleme zu ertragen, bis eine wirklich tragfähige und nachhaltige Lösung gefunden ist“. Bei PG werde derzeit noch das Programm für 2020 umgesetzt, „das dann offenbar die versprochene Wirkung weit verfehlt“. Siemens hatte angesichts des Ölpreis-Verfalls schon in den vergangenen Jahren zahlreiche Stellen in der Kraftwerkssparte abgebaut. Derzeit arbeiten weltweit rund 30.000 Menschen für PG, davon rund 12.000 in Deutschland.

Wie das Manager Magazin weiter schrieb, will die Konzernspitze den Arbeitnehmern die Pläne für den weiteren Schrumpfkurs im Kraftwerksgeschäft Anfang November im Wirtschaftsausschuss vorstellen. Die Bilanzpressekonferenz hat Siemens für den 9. November angesetzt.

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