Finanzen

Airbus droht Ärger in den USA

Die Korruptionsaffäre um Airbus hat die USA erreicht.
31.10.2017 17:12
Lesezeit: 2 min

Die Korruptionsaffäre beim europäischen Flugzeugbauer Airbus hat die USA erreicht. Der französisch-deutsche Konzern räumte zum ersten Mal „Unregelmäßigkeiten“ in Anträgen auf Rüstungs-Exportlizenzen in den USA ein, die den Einsatz von Vermittlern und Provisionen betreffen, berichtet Reuters. „Es geht um unzureichende Meldungen“ nach dem Regelwerk zum internationalen Waffenhandel (ITAR), nicht etwa um die Rüstungsexporte selbst, sagte Finanzchef Harald Wilhelm am Dienstag. Das Geschäft in den USA sei nicht beeinträchtigt. „Wir machen 'business as usual'.“

Mittelsmänner und verdeckte Zahlungen stehen auch im Zentrum der Ermittlungen der Strafverfolger unter anderem in Großbritannien und Frankreich. Eine Verbindung zu dem Fall in den USA gebe es aber nichts zu tun, sagte Wilhelm in Toulouse.

Airbus warnte erneut, dass die Affäre schwere finanzielle Konsequenzen haben könne. Rückstellungen hat der Flugzeugbauer dafür aber nicht gebildet, weil sich die Größenordnung bisher nicht abschätzen lasse. Bis die Angelegenheit ausgestanden sei, wird es laut Wilhelm „eher Jahre als Monate“ dauern. Airbus-Chef Tom Enders steht intern unter Druck, seit er sich an die Spitze der Aufklärer gestellt hat.

Auch im operativen Geschäft läuft es nicht rund. Probleme mit den Triebwerken vom US-Zulieferer Pratt & Whitney verzögern die Auslieferungen des Kurzstreckenflugzeugs A320neo. Airbus werde die Zahl von 200 Auslieferungen „leicht“ verfehlen, die man sich für 2017 vorgenommen habe, sagte Wilhelm. Bis Ende September sind erst 90 bei 19 Kunden gelandet. Für das Ziel, insgesamt 700 Airbus-Verkehrsmaschine in diesem Jahr an die Fluggesellschaften zu übergehen, gab sich der Finanzvorstand aber zuversichtlich – wenn die Triebwerke rechtzeitig kämen. Ein Fragezeichen stehe nur hinter dem inoffiziellen Ziel von 720. In jedem Fall bliebe Airbus damit hinter dem Rivalen Boeing zurück. In den ersten neun Monaten lieferte Airbus 454 Flugzeuge aus.

Airbus braucht damit einen kräftigen Endspurt, um die Ziele zu erreichen. „Wir wissen, was wir tun müssen“, sagte Wilhelm. „Wir sind voll im Plan.“ Bis Ende September hinkt der bereinigte Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) mit 1,8 Milliarden Euro noch 25 Prozent hinter dem Vorjahreswert her. Bis Ende Dezember sollen daraus mehr als vier Milliarden Euro werden, rund fünf Prozent mehr als 2016 (3,95 Milliarden). Auch der Nettogewinn soll in dieser Größenordnung zulegen.

In den ersten neun Monaten hielt Airbus ihn dank des Erlöses von 604 Millionen Euro aus dem Verkauf der Rüstungselektronik-Sparte mit 1,85 (1,81) Milliarden Euro stabil. Der Umsatz stieg bis Ende September leicht auf 43,0 (42,7) Milliarden Euro und traf damit ebenso wie das operative Ergebnis die Erwartung von Analysten. Die Zuversicht für den Jahres-Endspurt steckte auch die Börsianer an. Die am Vortag noch schlecht gelaufene Airbus-Aktie stieg an der Pariser Börse um mehr als vier Prozent auf ein Rekordhoch von 88,31 Euro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Historischer Entscheid: Ungarn verlässt als erstes EU-Land den Internationen Strafgerichtshof
21.05.2025

Das ungarische Parlament hat den Austritt des EU-Landes aus dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) gebilligt. Ungarn ist damit das...

DWN
Finanzen
Finanzen Cum-Ex-Steuerskandal: Wieso hinken die Behörden bei den Ermittlungen hinterher?
21.05.2025

Die Bürgerbewegung Finanzwende kritisiert, dass die Behörden bei der Aufklärung der Cum-Cum-Deals untätig bleiben. Der Steuerbetrug...

DWN
Finanzen
Finanzen WHO verabschiedet Pandemie-Abkommen inmitten der Finanzkrise: Deutschland sagt weitere Millionen zu
21.05.2025

Der Weltgesundheitsorganisation fehlen in den kommenden zwei Jahren 1,7 Milliarden Dollar (rund 1,5 Mrd Euro), unter anderem, weil die USA...

DWN
Panorama
Panorama Jugendstudie: Junge Generation optimistischer, dennoch wird Deutschland "auf dem absteigenden Ast" wahrgenommen
21.05.2025

Deutschland werde von jungen Menschen derzeit eher als Gesellschaft „auf dem absteigenden Ast“ wahrgenommen, schreiben die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bayer-Aktie: Soll Monsanto pleitegehen?
21.05.2025

Seit vielen Jahren schon kämpft die Bayer AG mit Milliardenklagen gegen die Tochterfirma Monsanto und deren Unkraut-Vernichter Glyphosat....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Wirtschaft holt auf: Thüringen und Sachsen mit Spitzenplätzen
20.05.2025

Einer neuen ifo-Studie zufolge hat Ostdeutschland wirtschaftlich gegenüber dem Westen deutlich aufgeholt. Der Thüringer Industrieanteil...

DWN
Politik
Politik Wenn Europa falsch reagiert, wird Trump zur echten Gefahr für die NATO
20.05.2025

Donald Trump ist zurück – und mit ihm die Zweifel an der Zukunft der NATO. Ex-Sicherheitsberater John Bolton warnt: Nicht Trump allein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Amazons Geheimwaffe aus Israel: Wie ein unbekanntes Start-up den KI-Krieg entscheidet
20.05.2025

Ein unbekanntes Start-up aus Israel liefert den Treibstoff für Amazons KI-Vormarsch. Mit Annapurna Labs sichert sich der Tech-Gigant die...