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Die bereits sicher geglaubte Übernahme der hessischen Pharmafirma Biotest durch die chinesische Creat Group steht wegen Bedenken der US-Behörden auf der Kippe. Es gebe keine Garantie dafür, dass es den Firmen gelingen werde, die Sicherheitsbedenken der US-Behörde für Auslandsinvestitionen (CFIUS) auszuräumen, teilte Biotest am Dienstag laut Reuters mit. Die Firmen würden aber nichts unversucht lassen.
Zunächst werde die Anmeldung der Transaktion zurückgezogen und anschließend ein beschleunigtes Prüfverfahren angemeldet. Zudem würden weitere Gespräche mit der US-Behörde geführt, um Möglichkeiten für die Übernahme auszuloten. CFIUS prüft, ob Firmenübernahmen die nationale Sicherheit der USA gefährden.
Die Anleger blieben skeptisch: Die Aktie brach in der Spitze um fast zwölf Prozent auf 17,89 Euro ein. Bereits vergangene Woche hatten die SDax-Titel über zwölf Prozent an Wert eingebüßt, nachdem erste Spekulationen über Probleme bei der Übernahme bekannt geworden waren. Biotest bietet biologische Arzneimittel an, die entweder aus menschlichem Blutplasma gewonnen oder biotechnologisch hergestellt werden. Bei den US-Bedenken soll es vor allem um den Zugang von Creat zu persönlichen Daten von Plasma-Spendern und Patienten gehen.
Creat wähnte sich bereits im Juni am Ziel: Einen Tag vor Ablauf der Übernahmefrist hatten 77,05 Prozent der Inhaber von Biotest-Stammaktien die Offerte angenommen. Die Chinesen hatten die Übernahme unter die Bedingung gestellt, an mindestens 75 Prozent der Stammaktien zu kommen. Der Erfolg hatte sich aber abgezeichnet: Die Eigentümerfamilie Schleussner hatte ihren Anteil von 51 Prozent der stimmberechtigten Biotest-Aktien Creat bereits versprochen, am Dienstag diente auch die Kreissparkasse Biberach ihre gut 15 Prozent an. Einschließlich Schulden lassen sich die Chinesen die Übernahme der Firma 1,3 Milliarden Euro kosten.
CFIUS hatte im vergangenen Jahr bereits die geplante Übernahme des deutschen Chipanlagenbauers Aixtron durch die chinesische Fujian Grand Chip Investment (FGC) torpediert. Das Fachwissen und die Erfahrung von Aixtron könne auch für Militärtechnik verwendet werden, wurden die Bedenken begründet.
Ein Scheitern der Übernahme käme für Biotest zu einem heiklen Zeitpunkt. „Das Unternehmen erhofft sich von dem Investor finanzielle Unterstützung bei der Expansion. Außerdem ist die aktuelle Geschäftslage von Biotest nicht gut, die Investitionen in den Ausbau der Blutplasmaproduktion belasten das operative Geschäft stärker als erwartet. So ist der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) im ersten Halbjahr auf minus 20 Millionen Euro eingebrochen. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum war dieser noch mit 33 Millionen Euro deutlich positiv“, schreibt das Finance Magazin.