Finanzen

Deutsche Industrie warnt vor Mangel an Rohstoffen

Die deutsche Industrie warnt vor Engpässen bei Rohstoffen, die für Elektroautos zwingend notwendig sind.
27.11.2017 17:03
Lesezeit: 2 min

Die deutsche Industrie warnt, dass es bei steigenden Absatzzahlen von Elektroautos zu einer massiven Rohstoffknappheit in Deutschland kommen kann. „Bei den Rohstoffen, überwiegend Metallen, die man für den Bau von Batterien für Elektroautos benötigt, ist die deutsche Wirtschaft völlig auf Importe angewiesen“, sagte Torsten Brandenburg von der Deutschen Rohstoffagentur (Dera) der Welt am Sonntag. Das Angebot werde dabei nicht nur immer knapper, die Minenbetreiber könnten außerdem die Preise diktieren.

„60 Prozent des global benötigten Kobalts kommen aus dem Kongo, 70 Prozent des Graphits aus China“, sagte Brandenburg. Lithium wird überwiegend in drei Ländern Südamerikas gefördert – und zwar von nur vier Anbietern.

Kürzlich hatte Volkswagen eingestehen müssen, dass es am Markt keinen Lieferanten für Kobalt finden konnte. Die Minenbetreiber rechnen nämlich mit noch weiter kräftig steigenden Preisen und wollten sich nicht auf ein Angebot des Autobauers für eine fünfjährige Lieferbeziehung einlassen.

Wie Bloomberg berichtet, hatte Volkswagen vergangene Woche erneut Minenbetreiber und Kobalt-Händler in die Konzernzentrale nach Wolfsburg eingeladen, um die Bedingungen für mögliche Lieferbeziehungen neu auszuloten.

Der Preis für Kobalt ist seit Jahresbeginn um etwa 86 Prozent gestiegen und liegt nun bei etwa 61.000 Dollar pro metrischer Tonne an der London Metal Exchange. Bloomberg News Energy Finance zufolge könnte sich die Nachfrage nach dem Metall bis zum Jahr 2030 etwa verfünfzigfachen - je nachdem, ob sich Elektroautos flächendeckend durchsetzen können.

„Die Gefahr von Engpässen bei der Rohstoffversorgung steigt. Denn der Bedarf wächst schneller als die Kapazitäten bei der Förderung“, sagt auch Matthias Wachter, Abteilungsleiter Sicherheit und Rohstoffe beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), wie AFP berichtet. Ohne eine ausreichende Versorgung beispielsweise mit Kobalt, Graphit, Lithium oder Mangan werde es keine Zukunftstechnologien „Made in Germany“ geben.

Der Grünen-Politiker Oliver Krischer kritisierte, die deutsche Industrie habe den globalen Megatrend bei der Batterietechnik komplett verschlafen. „Jetzt die Importabhängigkeit zu beklagen, ist eine Bankrotterklärung“, erklärte er. Deutschland sei bei nahezu allen Rohstoffen auf Importe angewiesen. Es erstaune, dass der BDI das immer nur im Falle von Zukunftstechnologien wie Erneuerbare Energien und Elektromobilität zum Thema mache. „Statt rumzujammern, sollte die Industrie sich an die Entwicklung von Batterien machen, die ohne seltene Metalle auskommen.“

Rund zwei Drittel der globalen Kobalt-Produktion entfallen auf den Kongo. Dort wird der Rohstoff nicht selten unter katastrophalen Bedingungen von Arbeitssklaven und Kindern abgebaut. Amnesty International schätzt, dass dies auf etwa 10 bis 20 Prozent der Minen im Land zutrifft. Zu den größten Betreibern von Kobaltminen gehören der weltweit führende Rohstoffhändler Glencore, Eurasian Natural Resources Corp. sowie China Molybdenum.

Die Verbauung der seltenen Rohstoffe in der Batterie ist auch einer der Gründe dafür, warum Elektroautos über ihren Lebenszyklus betrachtet genauso umweltschädlich wie Benziner sind.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...