+++Werbung+++
Wegen schlechter Standortbedingungen investieren deutsche Firmen offenbar längst nicht so viel im Inland, wie sie eigentlich könnten. Begründet wird dies häufig mit negativen Rahmenbedingungen durch die Politik. So hätten Vorgaben zum Arbeitsrecht bei vielen Betrieben für steigende Bürokratiekosten gesorgt. Zudem schrecke manches Unternehmen wegen rigider Bauvorgaben vor einer Erweiterung seiner Fabrik oder anderer Anlagen zurück – dies geschehe dann bei Standorten im Ausland, während man im Inland vor allem auf Ersatzinvestitionen setze.
Die Welt berichtete jüngst von einem erfolgreichen Unternehmen mit 130 Mitarbeitern, dass seine Produktion nach Mexiko verlagern wird. „Warum? Sie sucht nicht den nationalen Absatzmarkt, sondern eine Produktionsstätte für die von dort aus beständig wachsenden Exportmärkte. Denn für dieses international agierende Unternehmen wird die immer restriktivere Auslegung des deutschen Arbeitsschutzgesetzes am Hauptstandort in Nordrhein-Westfalen zur wachsenden Bedrohung“, schreibt die Zeitung. Inzwischen sei das Unternehmen aufgrund des Arbeitsgesetzes in Nordrhein-Westfalen nicht mehr in der Lage, überraschend Produktionsschichten am Wochenende einzuführen.
Nur etwa jede dritte Firma (36,3 Prozent) will in den kommenden Jahren bei ihren Investitionen stärker auf Deutschland setzen, wie aus einer Befragung des Ifo-Instituts im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen hervorgeht.
Dies ist nach Darstellung der Autoren insofern wenig, als in den vergangenen fünf Jahren gut die Hälfte der befragten Unternehmen angab, den Inlandsanteil an ihren Gesamtinvestitionen erhöht zu haben (51,2 Prozent). Die Autoren vermuten, dass das heimische Investitionspotenzial „nicht voll umfänglich ausgeschöpft“ werde.
„Die derzeit gute Wirtschaftslage birgt die Gefahr, dass die Politik sich zu wenig um angemessene Rahmenbedingungen für Investitionen und die Schaffung von Arbeitsplätzen in Deutschland kümmert“, zitiert die dpa Ifo-Chef Clemens Fuest. Stiftungsvorstand Rainer Kirchdörfer appellierte an die Politik, die Rahmenbedingungen zu verbessern.
Eine Studie des Beratungsunternehmens PwC aus dem Jahr 2016 kam zu dem Schluss, dass knapp 50 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in Deutschland nur als „befriedigend“ einstufen. Rund neun Prozent der befragten Unternehmen kommen zu einer negativen Einschätzung. 82 Prozent geben an, dass die Last in den vergangenen fünf Jahren gestiegen ist. Und weniger als ein Prozent der industriellen Mittelständler spürt eine Entlastung von der Bürokratie.