Politik

Ukraine: Anhänger befreien Saakaschwili mit Gewalt

Der von den US-Neocons unterstützte Georgier Saakaschwili ist von Anhängern gewaltsam befreit worden, nachdem er in der Ukraine verhaftet worden war.
05.12.2017 12:27
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach seiner spektakulären Festnahme in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist Georgiens Ex-Präsident Michail Saakaschwili von Anhängern wieder befreit worden. Hunderte teils gewaltbereite Anhänger des 49-Jährigen umringten einen Polizeibus, in dem Saakaschwili abtransportiert werden sollte, wie AFP-Reporter am Dienstag beobachteten. Der Ex-Präsident, der an einem Handgelenk noch Handschellen trug, rief seine Anhänger dann auf der Straße dazu auf, zum ukrainischen Parlament zu marschieren und die Amtsenthebung des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko zu fordern. „Wir sind Millionen, wir sind sehr stark“, rief Saakaschwili seinen Anhängern zu. „Wir gehen zum Parlament, um die Amtsenthebung zu verlangen.“

Saakaschwili wird von den US-Neocons unterstützt, die mit der Performance des ukrainischen Präsidenten Poroschenko nicht mehr zufrieden sind. Poroschenko laviert seit seinem Amtsantritt zwischen den US-Interessen und jenen Russlands. Der Unternehmer macht mit seinem Schokoladenkonzern maßgeblich Umsätze in Russland. Eine britische "Studie" hatte kürzlich ergeben, dass die Raketen für Nordkorea aus der Ukraine stammen könnten. Es ist unklar, welche Position die neue US-Administration im Hinblick auf Saakaschwili einnimmt. Die Position zur Ukraine hat sich im Vergleich zur Obama-Regierung noch nicht wesentlich geändert. So wurde statt erst kürzlich Wess Mitchell zum Nachfolger ernannt, der zuvor beim Think Tank Center for European Policy Analysis (CEPA) tätig war und in einem interessanten Artikel erklärt, warum die US-Rüstungsindustrie stärker unterstützt werden müsse. Die Neocons hatten bereits die Ernennung von Kurt Volker zum Sondergesandten in der Ukraine als eine "inspirierte Wahl" von US-Präsident Donald Trump begrüßt.

Offenbar hat die Entwicklung in der US-Innenpolitik Präsident Poroschenko nun veranlasst, im Hinblick auf Saakaschwili zu handeln: Ukrainische und russische Fernsehsender zeigten den georgischen Ex-Staatschef, wie er vom Dach des Apartmenthauses im Zentrum von Kiew zu seinen Anhängern sprach. Der Eingang zu dem Gebäude wurde von dutzenden bewaffneten Polizisten blockiert, nachdem Saakaschwili vom Dach herunter und in ein Polizeifahrzeug gebracht wurde, wie ein AFP-Reporter berichtete. Seine Anhänger blockierten anschließend das Polizeifahrzeug.

Saakaschwili war nach seiner Zeit als georgischer Staatschef auf Einladung der Regierung in Kiew in die Ukraine gekommen, wo er zunächst Gouverneur der Region Odessa wurde. Es folgte dann aber ein Zerwürfnis mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko. Saakaschwili wirft Poroschenko Korruption vor und will selbst Präsident werden.

Im Juli entzog die Ukraine Saakaschwili die ukrainische Staatsbürgerschaft, nachdem dieser die Maßnahmen seiner Regierung im Kampf gegen die Korruption kritisiert hatte. Saakaschwili, dem zuvor bereits die georgische Staatsbürgerschaft entzogen worden war, wurde dadurch staatenlos.

In einer spektakulären Aktion war Saakaschwili im September gemeinsam mit Unterstützern in die Ukraine zurückgekehrt, indem sie zu Fuß die Grenze überwanden und Grenzschützer mit einem paramilitärischem Trupp amarginalisierten. Saakaschwili hatte sich entschlossen gezeigt, die ukrainische Staatsbürgerschaft zurückzuerlangen und in die Politik zurückzukehren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Elon Musks X wird zur Bank: Der Angriff auf das Finanzsystem
29.06.2025

Elon Musks Plattform X will mehr sein als ein soziales Netzwerk. Mit eigenen Finanzdiensten und digitaler Geldbörse kündigt sich eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pandora und Amazon decken globales Fälschernetzwerk auf
29.06.2025

Pandora und Amazon decken ein globales Netzwerk von Produktpiraten auf. Die Drahtzieher in China sitzen nun im Gefängnis – doch die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verteidigungsbranche boomt: Diese fünf Aktien setzen Analysten jetzt auf die Watchlist
29.06.2025

Der globale Rüstungsboom bietet Anlegern neue Chancen. Fünf Aktien stehen bei Analysten hoch im Kurs – von Hightech-Zulieferern bis zu...

DWN
Panorama
Panorama Unwetterwarnungen: Was sie können und was nicht
29.06.2025

Unwetterwarnungen sollen Leben retten – und das möglichst rechtzeitig. Doch nicht immer klappt das. Warum ist es trotz modernster...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr: Rüstung auf dem Papier – Defizite auf dem Feld
29.06.2025

Die Bundeswehr bleibt trotz 100-Milliarden-Sondervermögen kaum einsatzfähig. Es fehlt an Ausrüstung, Personal und Struktur. Ist das...

DWN
Politik
Politik Experte fürchtet politischen Schock in Europa: „Es ist tatsächlich beängstigend“
28.06.2025

Europa taumelt: Rechte Parteien sind auf dem Vormarsch, Frankreich droht der Machtwechsel. Experte Rahman warnt: Das „Trump-Moment“...

DWN
Technologie
Technologie Neue Technologien am Körper: Gehirnimplantate, künstliche Intelligenz, elektronische Tattoos
28.06.2025

Hightech greift immer direkter in den menschlichen Körper ein. Ob Gehirnimplantate, elektronische Tattoos oder künstliche Intelligenz...

DWN
Politik
Politik Machtverlust oder Wendepunkt? Irans Zukunft nach dem Konflikt
28.06.2025

Nach dem militärischen Schlagabtausch mit Israel steht der Iran politisch und gesellschaftlich unter Druck. Zwischen Machtkonsolidierung,...