Finanzen

Bitcoin Futures: Großbanken senden Warnung an Finanzaufsicht

US-Großbanken haben Bedenken, dass das Finanzsystem durch die kurz bevorstehende Einführung von Bitcoin-Futures erschüttert wird.
08.12.2017 17:07
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nachdem der Kurs von Bitcoin mit über 16.000 US-Dollar ein neues Allzeithoch erreicht hatte, zeigen auch institutionelle Investoren Interesse – allerdings nur über den „regulierten Markt“. Der baldige Handelsstart der Bitcoin Futures bei der CME Group and CBOE Global Markets war durch die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) in der vergangenen Woche genehmigt worden. Dies veranlasste Händler zu einem Umdenken, die zuvor Geschäfte mit den digitalen Währungen in der gesamten Branche verhindert hatten.

In einem offenen Brief an die CFTC erklärte die Futures Industry Association, der die größten Banken der Wallstreet angehören, eine schnelle Einführung von Bitcoin Futures erlaube keine angemessene öffentliche Transparenz hinsichtlich der Investitionen. Die CME und die CBOE hatten vereinbart, dass sie die geplanten Kontrakte mit einem sich selbst zertifizierenden System verwalten wollten. Das bedeutet jedoch auch, dass die Kontrolleure jeweils nur sehr wenig Zeit dafür erhalten, die entsprechenden Formalitäten zu beachten.

Nach einer Meldung der Financial Times, der der Entwurf des Briefes vorliegt, soll das Schreiben die CFTC am Donnerstag erreicht haben. Darin wird darauf bestanden, dass das selbst-zertifizierende System für diese neuen Produkte nicht angemessen im Hinblick auf die besonderen Risiken sei. In der vergangenen Woche hatte die CFTC während der Prüfungsphase davor gewarnt, dass der Markt der Kryptowährungen weitestgehend unreguliert sei und die Agentur nur eine begrenzt gesetzlich vorgeschriebene Autorität besitze.

In dem Brief wird hinzugefügt: „Es versteht sich von selbst, dass nicht alle Risiken mit den Gremien der relevanten Börsen vor dem Start der Futures hätten besprochen werden können.“ Die entsprechenden Broker zeigten sich besorgt darüber, dass sie die Hauptlast der Risiken tragen sollen, die in Zusammenhang mit den Bitcoin Futures stehen. Vor allem weil entsprechende margin calls zum Schutz der Kontrakte bei Clearing-Gesellschaften platziert werden. Clearing-Gesellschaften stehen bei einem Handel zwischen den beiden beteiligten Partnern, indem sie die Risiken übernehmen, wenn eine Seite einen Fehler begeht. Teilweise sind sie gemeinschaftliche Institutionen von Banken, um sich vor Fehlern zu schützen.

Thomas Peterffy, Chef des Finanzdienstleisters Interactive Brokers, analysiert im US-Wirtschaftsmagazin Fortune, dass die reale Möglichkeit bestehe, dass der Bitcoin Futures-Markt das Finanzsystem in eine ähnliche Krise wie im Jahr 2008 stürzen könnte. Die US-Investmentbank Lehman Brothers war damals im Verlauf der umfassenden Finanzkrise insolvent geworden.

Peterffy befürchtet, dass Investoren zu hohe Risiken eingehen und sich verspekulieren könnten, weil der Bitcoin in jüngster Zeit jedes beliebige Preisniveau erreicht habe. Deshalb könne es dazu kommen, dass einige Anleger ihren Verpflichtungen gegenüber den Clearing-Organisationen nicht mehr nachkommen könnten. Und das wiederum könnte seiner Ansicht nach besonders kleinere Clearing-Gesellschaften in Schwierigkeiten bringen. Dabei würden sie im schlimmsten Fall ihre Liquidität in Gefahr bringen. Peterffy weiter: „Das Problem ist, dass sie Bitcoin in den gleichen Korb legen wie US-Staatsanleihen, Aktienindex-Futures und all die wirklich seriösen Produkte.“

Wie Peterffy weiter kritisiert, hätte die CFTC die Selbstzertifizierung von CBOE und CME nicht ohne weiteres zulassen dürfen. Die Reaktion der CFTC darauf: Das potentielle Ausfallrisiko der Futures sei bewertet worden, eventuelle Auswirkungen seien nicht signifikant. Weiterhin würden die eigenen Mitarbeiter potentielle Risiken genau beobachten und mit den Börsen zusammenarbeiten.

Aus Kreisen der Überwachungsbehörde sei versichert worden, dass die CFTC in regelmäßigem Kontakt mit CME und CBOE stehe und dass der Markt der Bitcoin Futures zu klein sei, um ein echtes Risiko für das Finanzsystem darzustellen.

Die ersten Bitcoin Futures werden am 18. Dezember 2017 an der CME angeboten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Panorama
Panorama Deutschland "kaputt": Münchaus düstere Prognose für die Wirtschaft
22.02.2025

Deutschland steckt in der Krise – und es gibt kaum Hoffnung auf Besserung. Der deutsch-britische Autor Wolfgang Münchau sieht das Land...

DWN
Politik
Politik Alternativen zu Trumps Appeasement-Politik gegenüber Russland
22.02.2025

US-Präsident Donald Trump sagt, er wolle der Ukraine Frieden bringen. Aber sein Ansatz kann nicht funktionieren, weil er das Problem der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kündigung rechtssicher zustellen: So vermeiden Sie teure Fehler
22.02.2025

Wie Sie eine Kündigung korrekt übermitteln – von der persönlichen Übergabe bis zum Gerichtsvollzieher. Welche Methoden wirklich...

DWN
Panorama
Panorama Kaffee bald Luxus? Wie durch ein EU-Gesetz, Abholzung und das Wetter die Preise explodieren
22.02.2025

Der Preis für Kaffee ist an den Börsen in den letzten fünf Jahren um das Vierfache gestiegen. Die Ursachen für die Rekordpreise, die...

DWN
Technologie
Technologie Mobilfunk Bahn: Empfang unterwegs verbessert sich endlich
22.02.2025

Wer im Zug telefoniert oder surft, stößt oft auf Funklöcher und langsames Internet. Jetzt verbessert eine neue Technik die Verbindung...

DWN
Politik
Politik 630 Sitze, 29 Parteien, 4.506 Kandidaten: Zahlen zur Wahl
22.02.2025

Die Bundestagswahl 2025 bringt große Veränderungen mit sich: weniger Kandidaten, ein neues Wahlrecht und eine alternde Wählerschaft. Wer...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl 2025: Mittelstand fordert Bürokratieabbau
22.02.2025

Der Mittelstand sieht sich von überbordender Bürokratie, hohen Steuern und steigenden Energiekosten ausgebremst. Vor der Bundestagswahl...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Feuer, Flamme und viel kaltes Wasser: Preussischer Whisky aus der Uckermark
21.02.2025

In der Uckermark brennt Cornelia Bohn ihren eigenen Whisky – als erste Frau weltweit mit eigener Destillerie. Die ehemalige DDR-Bürgerin...