Finanzen

US-Regierung torpediert Geschäfte mit chinesischen Unternehmen

Die US-Regierung geht verstärkt gegen Übernahmen oder Beteiligungen chinesischer Unternehmen in den USA vor.
17.01.2018 17:10
Lesezeit: 2 min

AT&T, der größte Telekommunikationsdienstleister der Erde, wird von Vertretern der US-Regierung dazu gedrängt, seine Geschäftskontakte mit chinesischen Unternehmen abzubrechen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters hatten sich zwei juristische Berater des Kongresses gegen Beziehungen von AT&T zu dem chinesischen Smartphone-Produzenten Huawai und dem Mobilfunkanbieter China Mobile ausgesprochen.

Nachdem die Administration von US-Präsident Donald Trump eine härtere Haltung in Handelsfragen verglichen mit seinem Vorgänger Barack Obama eingenommen hat, erfolgte das Drängen der Berater offenbar als Reaktion auf Pekings Rolle im Konflikt um Nordkorea. Anfang des Monats schließlich war AT&T dazu gezwungen worden, die Pläne, seinen Kunden künftig auch Mobilfunkgeräte von Huawai anzubieten, ad acta zu legen. Nach Quellen von Reuters sei dies auf Initiative einiger Lobbyisten des Kongresses geschehen, die das Vorhaben mithilfe von Bundesbehörden verhindert hatten.

Die US-Regierung hat darüber hinaus eine ganze Reihe von Akquisitionen oder Beteiligungen chinesischer Firmen an US-Unternehmen aus dem Bereich der nationalen Sicherheit verhindert, wie beispielsweise den Ankauf der US-Transfergesellschaft MoneyGram International Inc. durch den chinesischen Finanzdienstleister Ant Financial.

Zudem hat der Gesetzgeber in der Vereinigten Staaten die Unternehmen des Landes darauf hingewiesen, dass es sich für ihre Geschäfte mit den US-Behörden als nachteilig erweisen könnte, wenn sie Beziehungen mit China Mobile oder Huawai unterhalten. Ein Berater bat hinsichtlich der Aussagen um Anonymität, da sie angewiesen worden seien, nicht öffentlich über diese Dinge zu reden.

Nach Angaben der Berater sei eines der Geschäfte, welches die Senatoren und die Mitglieder des Weißen Hauses zu verhindern versuchten, die Zusammenarbeit von AT&T mit Huawai zu Beratungen über die Standards für die nächste Generation des High-Speed 5G Netzwerk gewesen. Ein anderes Geschäft, das torpediert wurde, war das Angebot schon angesprochene Angebot, dass die AT&T-Tochtergesellschaft Cricket Smartphones von Huawei verkaufen könnte.

Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums hatte vor Kurzem erklärt, dass er über die Einzelheiten der kommerziellen Zusammenarbeit nicht informiert sei, aber China davon ausgehe, dass andere Staaten chinesischen Gesellschaften ein faires Umfeld böten. „Wir hoffen, dass China und die USA hart daran arbeiten, um die gesunde und stabile Entwicklung von Handels- und Geschäftsbeziehungen zu gewährleisten.“ Dies stimme mit den gemeinsamen Interessen überein. China Mobile, der größte Mobilfunkanbieter der Welt, war nicht zu einer Stellungnahme bereit.

AT&T war ebenfalls nicht zu einem Kommentar bereit, hat jedoch erklärt, dass im Hinblick auf die Lieferanten von 5G noch keine Entscheidungen gefallen seien. Die Vertreter aus dem Kongress, die den Deal zwischen AT&T und Huawai blockiert hatten, lehnten gegenüber Reuters ebenfalls eine Stellungnahme ab beziehungsweise waren nicht zu erreichen. Auch Huawai schwieg zu dem Vorgang.

US-Experten zur nationalen Sicherheit fürchten offenbar, dass Huawai Daten von den eigenen Geräten dem Geheimdienst der chinesischen Regierung zur Verfügung stellen könnte. Im Jahr 2012 waren Huawai und die ZTE Corporation in den Fokus von US-Behörden geraten, da der Verdacht bestand, dass ihre Geräte von der ausländischen Spionage verwendet würden und kritische Bereiche der US-Infrastruktur bedrohten – eine Vermutung, die von Huawai hartnäckig abgestritten wurde.

Damals erklärte Michael Wessel, ein Mitglied der U.S.-China Economic and Security Review Commission, die vom Kongress eingesetzt worden war: „Die nächste Generation der drahtlosen Kommunikation hat enormen Einfluss auf die Wirtschaft und die nationale Sicherheit. Chinas Anteil an der Standardisierung und dem Verkauf von Geräten wirft zahlreiche Fragen der nationalen Sicherheit auf, die unmittelbar Aufmerksamkeit erfordern.“

Den Beratern des Kongresses zufolge lehnt es die US-Regierung derzeit ab, China Mobile eine Lizenz für eine Geschäftstätigkeit in den Vereinigten Staaten zu erteilen. China Mobile bewirbt sich seit 2011 um diese Lizenzen und die Bewerbung liegt der Federal Communications Commission vor. Huawai und andere chinesische Firmen aus dem Telekom-Sektor haben lange dafür gekämpft, um auf dem US-amerikanischen Markt Fuß zu fassen – teilweise entgegen den Interessen der US-Regierung, die Druck auf die potenziellen Partner ausgeübt hatte. Liz Cheney und Michael Conaway, zwei republikanische Abgeordnete, haben in dieser Woche eine Gesetzesvorlage eingebracht, in der es der US-Regierung untersagt wird, Verträge mit Huawai oder ZTE Corporation abzuschließen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...