Finanzen

EZB verschiebt strengere Kredit-Regeln auf unbestimmte Zeit

Lesezeit: 1 min
24.01.2018 15:48
Die EZB hat die Einführung strengerer Regeln für faule Kredite auf unbestimmte Zeit verschoben.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die EZB-Bankenaufsicht will ihre geplanten strengeren Vorgaben zum Umgang mit faulen Krediten möglicherweise später in Kraft setzen als bislang geplant. Nach allen Konsultationen könnte das Anwendungsdatum für die geplanten Richtlinien geändert werden, sagte die oberste Bankenwächterin in der Euro-Zone, Daniele Nouy, am Mittwoch auf einer Veranstaltung in Frankfurt laut Redetext. Die Regeln würden aber im ersten Quartal finalisiert, sagte die Französin. Wann sie in Kraft treten ist demnach vollkommen offen.

Die Bankenaufseher hatten ursprünglich Anfang des Jahres neue Regeln für den Umgang mit neuen faulen Darlehen einführen wollen. Geplant war, dass Banken ab Januar alle Darlehen, die neu als ausfallgefährdet eingestuft werden, schrittweise vollständig über Rückstellungen abdecken müssen.

Insbesondere in Italien hatten die Vorschläge der Aufseher lautstarke Kritik ausgelöst, weil befürchtet wird, dass heimische Geldhäuser zu stark belastet werden und dann weniger neue Darlehen ausreichen könnten – mit negativen Folgen für die Konjunktur. Mitte Dezember hatte die Europäische Zentralbank (EZB) dann erklärt, die Einführung der geplanten Regeln werde sich um einige Monate verzögern.

Die Vorgaben betreffen nicht den Altbestand an Problemdarlehen. Dieser summierte sich nach neuen Daten der EZB für die großen Institute im Euro-Raum im dritten Quartal 2017 auf 759 Milliarden Euro. Das ist eine Hinterlassenschaft der Finanzkrise und der jahrelangen Wirtschaftsflaute in vielen Staaten. In Griechenland sind laut den Daten rund 47 Prozent aller Kredite notleidend, in Italien, Portugal, Slowenien und Irland zwischen zwölf und 18 Prozent. Das sei immer noch ein schwer zu übersehendes Problem, sagte Nouy. „Zu wenig zu spät zu machen, ist keine praktikable Lösung.“

Insidern zufolge planen die Aufseher zwar weiter, bis Ende März einen Entwurf zu veröffentlichen, wie dem Problem beizukommen ist. Dieser werde aber wohl nur Prinzipien enthalten. Zentrale Punkte für neue Vorgaben würden hingegen erst in den Monaten danach beschlossen, sagten drei mit der Situation vertraute Personen. Die Aufseher könnten so auch laufende Gesetzesvorhaben der Europäischen Kommission berücksichtigen. Aktuell wird den Insidern zufolge geprüft, welche Auswirkungen die neuen Vorgaben auf den Bankensektor haben könnten.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Pünktlichkeit im Nahverkehr: Hamburg top - Frankfurt hinten
14.12.2024

Eine Auswertung des ADAC zur Pünktlichkeit von S- und U-Bahnen im Nahverkehr dreier großer Städte zeigt gewaltige Unterschiede. Dabei...

DWN
Panorama
Panorama Saudi-Arabien nach WM-Vergabe: Aufstieg zur globalen Sportmacht trotz Kritik
14.12.2024

Saudi-Arabien verfolgt ehrgeizige Pläne, eine führende Sportnation zu werden. Milliardeninvestitionen, die Vision 2030 und der Einfluss...

DWN
Politik
Politik Südkoreas Parlament stimmt für Amtsenthebung des Präsidenten
14.12.2024

Ein erster Antrag gegen Präsident Yoon Suk Yeol war im Parlament gescheitert. Nun erhält ein zweiter Anlauf die benötigte...

DWN
Politik
Politik Trump ante portas: Deutschland muss sein Schicksal jetzt selbst bestimmen
14.12.2024

Am 20.Januar wird der neue (alte) US-Präsident Trump sein Amt in Washington antreten. Und schon jetzt zeichnet sich ab: Es könnte sehr...

DWN
Politik
Politik Kiew reagiert auf Probleme an der Front im Osten der Ukraine
14.12.2024

Die Ukraine steht an der Front schwer unter Druck. Nach mehreren Fehlschlägen muss nun ein hochrangiger General laut Medien abdanken. Auch...

DWN
Panorama
Panorama Schätzung: Zahl der Verkehrstoten 2024 nahezu unverändert
14.12.2024

Statistiker schätzen, dass die Zahl der Verkehrstoten nahezu unverändert bleibt. Das bedeutet: Noch immer sterben im Schnitt acht...

DWN
Technologie
Technologie DMA-Experiment: Google testet neue Suchergebnisse für Hotelsuche
14.12.2024

Google passt seine Suchergebnisse weiter an das EU-Digitalgesetz DMA an. In einem neuen Test entfernt das Unternehmen Hotelangebote aus den...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview mit Thomas Bachheimer: BRICS-Staaten im Aufwind – Westen in der Krise?
14.12.2024

Der BRICS-Gipfel im russischen Kasan hat gezeigt: Die BRICS-Staaten entwickeln sich nicht nur zu einem wirtschaftlichen, sondern auch zu...