Weltwirtschaft

USA fördern so viel Erdöl wie seit Jahrzehnten nicht mehr

Lesezeit: 2 min
04.02.2018 00:35
Die Rohölförderung der USA hat einen neuen Höchststand erreicht.
USA fördern so viel Erdöl wie seit Jahrzehnten nicht mehr

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Die Rohölförderung in den USA war zuletzt zur Zeit des sogenannten „Texas Öl-Booms“ so hoch wie heute – das ist inzwischen 47 Jahre her. Wie die Energy Information Administration der US-Regierung bekannt gegeben hat, erreichte die Ölförderung im November vergangenen Jahres knapp 10,4 Millionen Barrel. Damit liegt die Produktion nur Bruchteile vom Höchstwert aus dem November des Jahres 1970 entfernt.

Die Förderung in den Vereinigten Staaten war, obschon sie von der Revolution des Ölschiefer-Abbaus profitiert hat, zwischenzeitlich von den niedrigen Ölpreisen ausgebremst worden. Wegen der steigenden Quoten aufgrund der Ausbeutung des Ölschiefers könnten die USA künftig Saudi-Arabien und Russland als größte Erdöl-Produzenten ablösen und gleichzeitig den Weltmarkt und die globale Energiepolitik durcheinanderbringen.

Die Spitze in US-Erdölproduktion in den letzten zehn Jahren kann als eine bemerkenswerte Trendwende für ein Land betrachtet werden, das über Jahrzehnte hinweg der größte Importeur für den Energieträger gewesen war. Damals schienen die Vereinigten Staaten für die weitere Zukunft darauf angewiesen zu sein, ausländische Lieferungen in Anspruch zu nehmen. Durch die Fracking-Methode steigt der US-Ausstoß beim Rohöl um mehr als das Doppelte an, seit 2008 lediglich fünf Millionen Barrel pro Tag gefördert wurden.

Die rasch angestiegene Ölproduktion hat dabei geholfen, die Preise niedrig zu halten. Es hat auch die US-Wirtschaft beflügelt, Zehntausende von Arbeitsplätzen geschaffen, die Energiesicherheit des Landes gesichert, internationale Beziehungen verbessert und Washington neue Freiheiten beschert, Sanktionen als strategisches Instrument einzusetzen.

„Über viele Jahrzehnte hinweg hatte die wichtigste Frage gelautet, wie schnell die US-Ölimporte steigen werden“, wie Daniel Yergin, stellvertretender Vorsitzender von IHS Markit, erläutert: „Derzeit fühlt es ich so an, als sei der weltweite Ölmarkt in eine Flasche geraten und durcheinandergeschüttelt worden, es entstehen neue Muster.“ Die USA bleiben Netto-Ölimporteur, aber man profitiert davon, dass die Einkäufe anderer Länder deutlich zurückgegangen sind. Die Netto-Importe von Rohöl und Erdölprodukten waren auf 2,5 Millionen Barrel pro Tag im Oktober im Vergleich zum Spitzenwert von 12,9 Millionen Barrel im Jahr 2006 gefallen.

Unternehmen der Ölschiefer-Branche bohren nach wie vor in großer Geschwindigkeit und brechen in der US-Produktion von Rohöl einen Rekord nach dem anderen. Nun konzentriert sich die Förderung immer mehr auf ein geografisch begrenztes Gebiet. Die Region Permian Basin in Texas und New Mexico gehört unzweifelhaft dazu.

Die Zahl der Bohrlöcher im Permian Basin steigt bereits seit einiger Zeit an, aber die Aktivitäten nehmen weiter zu. Die Anzahl der Bohrstellen stieg um 18 in der vergangenen Woche, für die Daten verfügbar sind, auf 427, den höchsten Gesamtwert für die Region seit Anfang des Jahres 2015. Das Permian Basin umfasst ein weites Gebiet und die vermehrten Bohrungen konzentrieren sich auf überraschend kleine geografische Landstriche.

Allerdings besteht die Gefahr, dass Engpässe auftreten, weil so viele Bohrungen auf solch kleine Regionen konzentriert sind. Die Belastung durch die Ansammlung von Pipelines, Verarbeitungsbetriebe, der Mangel an Fachkräften bei den Fracking-Crews, weiteren Arbeitskräften und bei der Ausrüstung stehen im Fokus der Aufmerksamkeit, während die Produktion weiter zunimmt. Nachdem eine Reihe von Ölschieferunternehmen Bedenken hinsichtlich der Infrastruktur und über Engpässe beim Service und der Ausrüstung äußern, erklärt die Standard Chartered Bank, dass die Prognosen im Hinblick auf das starke Wachstum beim US-Ölschiefer „enttäuschen könnten“.

Wenn man Anekdoten glauben darf, gibt es seit Jahren Geschichten über Engpässe bei der Förderung von Ölschiefer. Bislang hat es aber keine offensichtlichen Auswirkungen auf die Gesamtproduktion gegeben.

Es gibt allerdings auch einige Hinweise darauf, dass die Kosten der Ölfeld-Dienstleister steigen. Das Zahlenwerk, das die Gesamtkosten der Ölschiefer-Industrie erfasst, deutet auch auf eine Kosteninflation hin. Dies könnte übereinstimmen mit einem enger werdenden Markt der Dienste und Ausrüstungen. Bislang fallen die Produktionszahlen jedoch weiterhin ungebremst aus.

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