Finanzen

Russland will Zahlungssystem SWIFT verlassen

Russland will offenbar das SWIFT-System verlassen. Robert Halver von der Baader Bank hält dies für falsch und fordert einen Dialog zwischen Washington und Moskau.
15.02.2018 17:19
Lesezeit: 3 min

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Dem russischen Vizepremier Arkady Dworkowitsch zufolge bereiten sich die russischen Banken und Finanzinstitutionen darauf vor, aus dem SWIFT-System auszusteigen. Auslöser dieses Schritts soll die Gefahr sein, die von Cyber-Angriffen ausgeht.

Arkady sagte der Nachrichtenagentur TASS: „Sicherlich ist es unangenehm, denn es wird für Unternehmen und Banken ein Stolperstein sein und die Arbeit verlangsamen. Es wird unvermeidlich sein, einige ältere Technologien für den Informationstransfer und die Berechnungen einzusetzen. Die Unternehmen sind jedoch technisch und psychologisch bereit für die Loslösung, da diese Bedrohung (Cyber-Angriffe, Anm. d. Red.) wiederholt zum Ausdruck gebracht wurde. Im Allgemeinen wäre die Loslösung Russlands vom SWIFT-System ein wahnsinniger Schritt aus Sicht unserer westlichen Partner. Es ist offensichtlich, dass dies für die Unternehmen, die in Europa und den USA arbeiten, schädlich wäre.”

Der Leiter der Kapitalmarktanalyse-Abteilung der Baader Bank, Robert Halver, hält den Ausstieg Russlands aus dem SWIFT-System für gefährlich. Er sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Wenn man aus dem SWIFT-System aussteigen würden, wäre man auf der internationalen Bankenbühne nur noch eine Statistenrolle spielen. In der Bankenbranche, also in der globalsten Branche überhaupt, hat der Ausstieg aus SWIFT ähnliche Kollateralschäden wie der Ausstieg der Briten aus der EU. Wenn man nur noch unter erschwerten Bedingungen in das westliche Ausland überweisen kann, steht man nicht mehr in der ersten Reihe. Amerikaner und Russen sollten wieder verstärkt miteinander sprechen. Westliche Sanktionen auch im Bankenbereich führen nur zu Gegensanktionen, aber nicht zu einer Lösung geopolitischer Konflikte. Das sollte man eigentlich nach 50 Jahren Kalten Krieg verstanden haben. Wie will man denn mit einer feindlichen Haltung zwischen einander Probleme wie das in Syrien lösen. Im Gegenteil, es wird noch schlimmer. Es wäre fatal, wenn Russland sich von der bankwirtschaftlichen ’Blutzufuhr’ abkoppeln würden. Die USA und Russland müssen sich ja nicht lieben, aber ein Zweckbündnis darf es schon sein, um des lieben Friedens willen.“

Die mögliche Abkopplung Russlands vom SWIFT-System wird seit 2014 diskutiert, als die EU und die USA die ersten internationalen Sanktionen gegen Moskau einführten. Damals forderte das Europäische Parlament strikte Maßnahmen gegen Russland – einschließlich des Ausschlusses des Landes von Geldtransfer-Diensten.

Im vergangenen Jahr sagte Notenbank-Chefin Elvira Nabiullina, dass der Bankensektor im Falle einer Abkoppelung von SWIFT alle notwendigen Vorkehrungen für den weiteren Austausch von Kreditgebern und Zahlungssystemen getroffen habe. Nach Angaben der Notenbank wurden 90 Prozent der Geldautomaten in Russland dafür präpariert, um das Zahlungssystem Mir, inländische Version von Visa und MasterCard, zu übernehmen.

Das Zahlungssystem Mir wurde im Jahr 2015 eingeführt, nachdem Kunden mehrerer russischer Banken (SMP Bank, InvestCapitalBank, Russia Bank und Sobinbank) aufgrund der Sanktionen Visa und MasterCard nicht nutzen konnte.

Kapitalzufluss nach Russland

Währenddessen meldet die Sberbank, dass aufgrund der anstehenden neuen US-Sanktionen gegen Russland Kapital aus dem Ausland nach Russland fließen würde. Die Leiterin der Private Banking-Sparte der russischen Sberbank, Ewgenija Tyurikowa, sagt, dass zu Beginn des Jahres 2017 zwei bis drei Prozent der Privatkunden der Sberbank ihre Einlagen in Aktien russischer und europäischer Unternehmen investiert hätten. Seit Ende Dezember 2017 habe sich dieser Anteil auf zwölf bis 15 Prozent erhöht. Das geht aus einer Pressemitteilung der Sberbank hervor.

Bis zu 30 Prozent der vermögenden Kunden der Sberbank halten Einlagen in Form von Dollar und Euro. Fünf Prozent der Einlagen hätten die Kunden bisher in Edelmetalle, insbesondere in Gold, investiert. „Der Rest unserer vermögenden Kunden investiert in russische Anleihen und globale Investmentfonds”, so Tyurikowa.

Die Anzahl der großen Privatkunden der Bank sollen seit Anfang 2017 um 37 Prozent und das Volumen ihrer Vermögenswerte um 78 Prozent gestiegen sein.

„Im Januar und Februar sehen wir aufgrund des Kapitalzuflusses aus dem Ausland einen deutlichen Anstieg der Mittel vermögender Kunden. Hauptsächlich aus der Schweiz, Österreich und Großbritannien. Wir verbinden dies mit der Angst vor einer weiteren Verschärfung der Sanktionen gegen russische Geschäftsleute. Es geht um Hunderte von Millionen Dollar”, so Tyurikowa. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat sich der Mittelzufluss aus dem Ausland versechsfacht.

Um als Kunde im Private Banking-Geschäft der Sberbank akzeptiert zu werden, muss der betroffene potenzielle Kunde umgerechnet mindestens 1,4 Millionen Euro einlegen.

Die Sberbank ist die größte Bank Russlands. Die Gründerin und Hauptaktionärin der Sberbank ist die russische Notenbank, die 50 Prozent des Grundkapitals plus einem Stimmrechtsanteils besitzt; Über 40 Prozent der Aktien gehören ausländischen Investoren. Etwa die Hälfte des russischen Marktes der privaten Einlagen sowie jeder dritte Firmen- und Privatkredit entfallen auf die Sberbank.

 

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