Finanzen

Anleger ziehen sich aus riskanten Unternehmens-Anleihen zurück

Lesezeit: 2 min
16.02.2018 17:24
Investoren haben sich in der vergangenen Woche aus Anleihen hochverschuldeter Unternehmen zurückgezogen.
Anleger ziehen sich aus riskanten Unternehmens-Anleihen zurück

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Investoren haben sich in der vergangenen Woche aus Anleihen von Unternehmen mit schlechter Bonität zurückgezogen. Auch andere Anleiheklassen waren von dem Abverkauf betroffen, wie die Financial Times berichtet.

Daten von EPFR Global zufolge betrugen die Verkäufe von riskanten Unternehmensanleihen („High Yield“) in der vergangenen Woche 10,89 Milliarden Dollar – der zweitgrößte jemals von EPFR registrierte Abfluss überhaupt.

„Diejenigen, die mit den High Yield-Anleihen hohe Renditen erwirtschaften wollen und dafür ein höheres Ausfallrisiko der Schuldner in Kauf nehmen, haben sich angesichts der Turbulenzen an den Börsen dazu entschieden, Risiken abzubauen“, wird ein Investor von AllianceBernstein von der FT zitiert.

Unternehmen mit schwacher Bonität hatten in den vergangenen Monaten soviel neue Schulden aufgenommen, wie nie zuvor. Möglicherweise steigende Inflationszahlen in den USA und weltweit hatten in den vergangenen Tagen jedoch zu Erwartungen geführt, dass die Zentralbanken ihre Geldpolitik schneller als geplant straffen könnten. Dazu gehört auch, dass sie die Leitzinsen anheben. Dies wiederum verschärft die Rückzahlungsbedingungen für viele Schuldner und könnte zu einer Welle von Ausfällen bei hochverschuldeten Unternehmen führen.

Tatsächlich gibt es erste Warnsignale im Mark für Unternehmensanleihen. „Die Qualität der Schuldner ist in den letzten Jahren dramatisch gesunken. US-Unternehmen haben im letzten Jahr 1,14 Billionen US-Dollar neue Schulden gemacht und waren noch nie so hoch verschuldet wie heute. Die Hälfte der im Russel-2000-Index enthaltenen Unternehmen geben schon heute mehr als 30 Prozent des EBIT für den Zinsendienst aus. Die Ratingagentur Standard & Poor befand bei 13.000 untersuchten Unternehmen immerhin einen Anteil von 37 Prozent als „highly leveraged“ verglichen mit einem Anteil von 32 Prozent zum letzten Höhepunkt im Jahre 2007. Unternehmen auf Junk-Niveau zahlen durchschnittlich weniger als sechs Prozent Zins. Immer mehr Kredite werden gegen geringe oder keine Sicherheit vergeben. Die EZB hat den Markt so weit verzerrt, dass kreditschwache europäische Unternehmen weniger zahlen als die größte Militärmacht der Welt. Aus vergangenen Kreditzyklen wissen wir, dass die Gläubiger von Unternehmensanleihen im Falle einer Schieflage nur rund 35 Prozent ihres Einsatzes wiedersehen. Eigentlich ein guter Grund, deutlich höhere Zinsen zu fordern. Seit einem Jahr haben sich die Hoch-Risikoanleihen vom Aktienmarkt in den USA entkoppelt. Während die Börse deutlich zulegte, stagnierten die High-Yield Fonds auf hohem Niveau. Ein erstes Warnsignal. Seit Jahresanfang fielen die Anleihen schlechter Schuldner. Ein weiteres Warnsignal“, schreibt der Ökonom Daniel Stelter auf seinem Blog. 

Insgesamt verzeichneten von EPFR untersuchte Anleihefonds in der vergangenen Woche Abflüsse von etwa 14 Milliarden Dollar – soviel wie seit Ende 2016 nicht mehr.

Aktienfonds hingegen verzeichneten Zuflüsse von etwa 6 Milliarden Dollar, wobei es hier zu einer deutlichen Frontbildung kam. Während insbesondere europäische und japanische Aktien strake Zuflüsse verzeichneten, flossen aus US-Aktien etwa 7 Milliarden Dollar ab.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Steinmeier unter Feuer: Kontroverse um Ukraine-Hilfen und Taurus-Lieferungen
30.04.2024

Bundespräsident Steinmeier steht wegen seiner Aussagen zur Ukraine-Hilfe in der Kritik. Politiker werfen ihm vor, seine Rolle nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP Stellenabbau: Abfindungsangebote stehen, 2600 Jobs sollen wegfallen
30.04.2024

Im Rahmen der weltweiten Umstrukturierung von SAP sollen 2600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Nun wurden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
30.04.2024

Ukraine ruft nach dringender Militärhilfe, während tägliche Raketenangriffe weiterhin zivile Opfer fordern. Selenskyj und Stoltenberg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Beschäftigte fordern Arbeitsplatzerhalt
30.04.2024

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel ist viel im Umbruch. Arbeitnehmervertreter fordern Standortgarantien und...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschlands Wirtschaft trotzt Erwartungen: Wachstum statt Rezession im ersten Quartal
30.04.2024

Deutschlands Wirtschaft wächst trotz düsterer Prognosen: 0,2 Prozent Wachstum im ersten Quartal. Auch der Einzelhandel gibt Anlass zur...