Politik

Britisches Militär: Kein Beweis für russische Herkunft von Nervengift

Das britische Militärlabor in Porton Down hat keine Beweise gefunden, dass das angeblich gegen einen britisch-russischen Ex-Spion eingesetzte Nervengift aus Russland stammt.
03.04.2018 18:09
Lesezeit: 2 min

Das Forschungszentrum des britischen Verteidigungsministeriums in Porton Down hat nach eigenen Angaben keine Beweise dafür gefunden, dass das bei dem Anschlag auf einen britisch-russischen Ex-Doppelagenten verwendete Nervengift in Russland hergestellt wurde. "Wir haben seinen genauen Ursprung nicht identifiziert", sagte der Leiter des Labors, Gary Aitkenhead, am Dienstag dem Sender Sky News laut Reuters und AFP. Auf eine entsprechende Nachfrage des Sky-Reporters sagte Aitkenhead, das Labor haben "noch" keinen Beweis über die Herkunft.

Aitkenhead sagte auf das bei dem angeblichen Anschlag verwendete Gift: "Wir konnten nachweisen, dass es sich um Nowitschok handelte, nachweisen, dass es sich um ein Nervengift militärischer Art handelte." Aber sein Labor habe "nicht die genaue Herkunft" aus einem bestimmten Land nachweisen können. Allerdings sei man überzeugt, dass der Grad der Komplexität des Materials "höchstwahrscheinlich" darauf hindeute, dass es von einem Staat hergestellt worden ist.

Sie hätten ihre Informationen an die Regierung weitergegeben, die dann "unter Verwendung anderer Quellen die Schlussfolgerungen zusammensetzte, zu denen man gelangte".

Dass das Gift aus Porton Down kommen könne, schloss Aitkenhead laut Guardian aus: „Es ist völlig ausgeschlossen, dass so etwas jemals von uns hätte kommen können oder die vier Wände unserer Labore hätte verlassen können.“

Premierministerin Theresa May hatte unmittelbar nach dem Bekanntwerden des angeblichen Anschlags gesagt, dass der Urheber "höchstwahrscheinlich" Russland sei. Beweise legte May bis heute nicht vor. Die Bundesregierung machte sich die britische Argumentation zu eigen, wonach es "keine andere plausible Erklärung" als die Schuld Russlands gäbe. Allerdings ist aus der CDU auch eine andere Meinung zu hören. So twitterte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet:

Die britische Regierung sieht in der Mitteilung von Proton Down keinen Widerspruch zu ihren Ausführungen. Laut Guardian teilt die Regierung mit: "Dies ist nur ein Teil der Erkenntnisse. Wie die Premierministerin in der Anzahl der Erklärungen gegenüber dem Unterhaus seit dem 12. März dargelegt hat, schließt dies unser Wissen ein, das aus dem vergangenen Jahrzehnt stammt. Demnach wurden kleine Mengen von Novichok gelagert; Russland hat mehrfach staatlich beauftragte Morde durchgeführt; ehemalige Nachrichtenoffiziere waren Ziele der Russen. Wir sind der Meinung, dass Russland für diesen unverschämten und rücksichtslosen Akt verantwortlich ist und dass es, wie die internationale Gemeinschaft überzeugt ist, keine andere plausible Erklärung gibt."

Kreml-Sprecher Dimitri Peskow sagte laut TASS: "London wird sich irgendwie bei der russischen Seite entschuldigen müssen... Der britische Außenminister, der Präsident Putin beschuldigt hat, und die britische Premierministerin werden ihre EU-Kollegen in die Augen schauen müssen, nach dem, was sie gesagt hatten."

Auf russischen Antrag hin gehen Experten der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) am Mittwoch bei einem Treffen dem Vorwurf Großbritanniens nach, dass Russland hinter dem Giftanschlag stecke. Der frühere russische Doppelagent Skripal und seine Tochter Julia sollen am 4. März in der südenglischen Stadt Salisbury vergiftet worden sein. Beide kamen in lebensbedrohlichem Zustand ins Krankenhaus, inzwischen ist die Tochter auf dem Weg der Besserung.

Nowitschok wurde in der Sowjetunion in den 1970er und 1980er Jahren entwickelt. Nach dem Ende der UdSSR entsorgte Usbekistan das Nervengift mit US-Hilfe, wie die New York Times bereits vor Jahren berichtete.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...