Politik

Niederlande erwägen Einfrierung russischer Vermögen

Lesezeit: 2 min
05.04.2018 17:17
Die Niederlande erwägen, sich den Plänen nordischer und baltischer Staaten anzuschließen und russische Vermögen und Visa einzufrieren.
Niederlande erwägen Einfrierung russischer Vermögen

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Angestoßen wurde der Plan in der vergangenen Woche durch Pieter Omtzigt, Abgeordneter der Mitte-Rechts-CDA-Partei, berichtet der Euobserver. Ähnlich den baltischen und nordischen Staaten drängt die CDA darauf, ein Magnitski-Gesetz einzuführen, um auf europarechtlicher Ebene Sanktions-Maßnahmen gegen Russland ergreifen zu können. Auf diese Weise wollen die Niederlande gemeinsam mit baltischen und skandinavischen Staaten eine Front gegen Russland bilden.

Angewendet werden die Magnitski-Gesetze bereits in den baltischen Ländern, Kanada und den USA, um die Ermordung des russischen Wirtschaftsprüfers Sergei Leonidanowitsch Magnitski im Jahr 2009 zu sühnen. Magnitski war wegen seinen Steuerermittlungen gegen rund 50 korrupte Beamte festgenommen worden und ein Jahr später in einem Moskauer Untersuchungsgefängnis gestorben. Postum wurde er seinerseits von der russischen Justiz wegen Steuerhinterziehung angeklagt und verurteilt.

Bereits vor zwei Wochen hatten die skandinavischen Staaten Dänemark und Schweden bekannt gegeben, ein Sanktionsgesetz verabschieden zu wollen, mit dem russische Vermögen und Visa eingefroren werden können. Die Sanktionen sollen sich direkt gegen Geschäftspartner von Präsident Wladimir Putin richten. Vordergründiges Ziel ist, vermeintliche Menschenrechtsverstöße der russischen Regierung, wie im Fall Skripal, zu bestrafen.

Gemeinsam mit seiner Tochter war der ehemalige russische Doppelagent Sergej Skripal Anfang März in einem britischen Park leblos aufgefunden worden. Chemiker und Mediziner gehen von einem Nervengas-Attentat aus. Bislang liegen keine Hinweise vor, die eine russische Täterschaft beweisen. Russland weist entsprechende Verdächtigungen zurück und sieht den Fall als Verschwörung der amerikanischen und britischen Geheimdienste, um Russland in die Enge zu treiben.

 In der vergangenen Woche bot das Land gegenüber der mit der Aufklärung betrauten Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) seine Unterstützung an. Am Mittwoch wurde das Angebot mehrheitlich im Exekutivrat der OPCW abgelehnt. Insgesamt stimmten 15 Länder gegen und sechs Länder für den russischen Vorschlag. China, der Iran, Aserbaidschan, Algerien und der Sudan votierten mit Russland. 17 Staaten enthielten sich. Der britische Außenminister Boris Johnson äußerte sich über das Ergebnis erfreut. Russland wolle die Wahrheit verzerren und die Öffentlichkeit verwirren. Einen Tag zuvor hatten Forscher eines britischen Chemiewaffenlabors erklärt, es sei unklar, ob das verwendete Gift in Russland hergestellt wurde.

Der Russlandbeauftragte der Bundesregierung, Gernot Erler, warnte am Donnerstag vor einer weiteren Eskalation im Ost-West-Streit über die Schuld am Giftanschlag. So müsse unbedingt verhindert werden, dass sich die Eskalationsspirale weiterdrehe. In der kommenden Woche will die OPCW neue Untersuchungen beginnen und hofft den Fall damit abschließend aufklären zu können. Bis dahin mahnt Erler die EU-Staaten, mit der Ergreifung konkreter Sanktionsmaßnahmen gegen Russland abzuwarten.

Die Bundesregierung hatte bis dahin die russischen Unschuldsbeteuerungen zurückgewiesen und die Darstellungen aus Moskau als Nebelkerzen bezeichnet.

In den vergangenen Wochen hatten 15 EU-Staaten, unter ihnen Deutschland und Großbritannien, gemeinsam mit den USA im Rahmen der Skripal-Affäre russische Diplomaten ausgewiesen. Die russische Regierung verwies daraufhin ebenfalls ausländische Diplomaten des Landes.

Während der US-Präsident Donald Trump am Donnerstag weitere Sanktionen gegen Russland ankündigte, hatte Außenminister Heiko Maas in der vergangenen Woche der Bild am Sonntag gesagt, Deutschland sei bereit, den Konflikt mit Russland beizulegen.

Russland ist neben den USA einer der wichtigsten Handelspartner der EU und führender Energielieferant in Europa.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...