Finanzen

Investoren ziehen sich aus amerikanischen Anleihen zurück

Investoren haben sich in der laufenden Woche aus US-Staatsanleihen zurückgezogen. Die Renditen stiegen in allen Laufzeiten deutlich an.
20.04.2018 17:09
Lesezeit: 1 min

Investoren haben sich in der laufenden Woche in großem Stil aus US-Staatsanleihen zurückgezogen. Die Rendite der Papiere stieg daraufhin merklich an. Ende März lag die Rendite von US-Anleihen mit 10 Jahren Laufzeit noch bei etwa 2,74 Prozent. Zum Wochenbeginn betrugen die Zinsen etwa 2,83 Prozent und am Freitagmorgen erreichten sie schließlich die Marke von 2,92 Prozent.

Die Renditeanstiege betreffen alle Laufzeiten. So steigen die Renditen dreißigjähriger Anleihen in der vergangenen Woche von etwa 3 Prozent auf nun 3,11 Prozent. Auch die Zinsen zweijähriger US-Papiere setzten ihren seit Oktober 2017 nahezu kontinuierlich verlaufenden Anstieg fort und liegen nun bei etwa 2,4 Prozent. Im Oktober 2017 waren es noch etwa 1,3 Prozent.

Die Financial Times kann indes keinen dominierenden Grund für den deutlichen Anstieg der Renditen in der vergangenen Woche finden. Eher hilf- und ahnungslos klingt die Vermutung, dass Erwartungen einer künftig stärkeren Inflation letztendlich den Ausschlag gegeben hätten: „Händler, Fondsmanager und Analysten haben Mühe, den breit angelegten Umschwung bei Anleihen in den vergangenen beiden Tagen zu erklären und bieten eine ganze Reihe an Erklärungen an. Die populärste war, dass die Inflation wieder hochkochen könnte. Fondsmanager verwiesen auf steigende Ölpreise und einen scharfen Anstieg sogenannter Break Even Rates – einer Maßeinheit für die Inflationserwartungen von Investoren“, schreibt die FT.

Bemerkenswerterweise wurde der naheliegendste mögliche Grund für den Anstieg nicht erwähnt: die massive und schnell zunehmende Staatsverschuldung der USA, welche durch die Steuerreform der Regierung noch verschärft werden dürfte. So rechnet der Analyst David Stockman mit einer bald bevorstehenden Eskalation im US-Haushalt und dem Ausbruch einer Schuldenkrise.

Beunruhigend ist zudem, dass auch die Renditen von US-Unternehmensanleihen deutlich gestiegen sind. Der Kurs des weltgrößten börsengehandelten Anleihenfonds – der rund 55 Milliarden Dollar umfassende iShares Core US Aggregate – sank am Freitag den zweiten Tag in Folge und steht jetzt auf dem tiefsten Stand der vergangenen 4 Jahre.

Gerade die Verschuldung der US-Unternehmen ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die Renditeanstiege in diesem Marktsegment könnten Folge der Einschätzung von Investoren sein, dass viele dieser Unternehmen in den kommenden Monaten ihre Schulden nicht mehr begleichen können.

Die Erhöhung der Leitzinsen durch die US-Zentralbank Federal Reserve könnte – besonders bei weiteren Leitzinserhöhungen – in den kommenden Monaten zu einer Situation führen, in der die ersten Unternehmen ihre Zinsen nicht mehr bezahlen können. Eine Situation, wie sie der Spielzeughersteller Toys'R'Us erlebte, welcher Medienberichten zufolge eine Zinsraten von rund 400 Millionen Dollar aufgrund der gestiegenen Leitzinsen nicht mehr bedienen konnte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...