Investoren haben sich in der laufenden Woche in großem Stil aus US-Staatsanleihen zurückgezogen. Die Rendite der Papiere stieg daraufhin merklich an. Ende März lag die Rendite von US-Anleihen mit 10 Jahren Laufzeit noch bei etwa 2,74 Prozent. Zum Wochenbeginn betrugen die Zinsen etwa 2,83 Prozent und am Freitagmorgen erreichten sie schließlich die Marke von 2,92 Prozent.
Die Renditeanstiege betreffen alle Laufzeiten. So steigen die Renditen dreißigjähriger Anleihen in der vergangenen Woche von etwa 3 Prozent auf nun 3,11 Prozent. Auch die Zinsen zweijähriger US-Papiere setzten ihren seit Oktober 2017 nahezu kontinuierlich verlaufenden Anstieg fort und liegen nun bei etwa 2,4 Prozent. Im Oktober 2017 waren es noch etwa 1,3 Prozent.
Die Financial Times kann indes keinen dominierenden Grund für den deutlichen Anstieg der Renditen in der vergangenen Woche finden. Eher hilf- und ahnungslos klingt die Vermutung, dass Erwartungen einer künftig stärkeren Inflation letztendlich den Ausschlag gegeben hätten: „Händler, Fondsmanager und Analysten haben Mühe, den breit angelegten Umschwung bei Anleihen in den vergangenen beiden Tagen zu erklären und bieten eine ganze Reihe an Erklärungen an. Die populärste war, dass die Inflation wieder hochkochen könnte. Fondsmanager verwiesen auf steigende Ölpreise und einen scharfen Anstieg sogenannter Break Even Rates – einer Maßeinheit für die Inflationserwartungen von Investoren“, schreibt die FT.
Bemerkenswerterweise wurde der naheliegendste mögliche Grund für den Anstieg nicht erwähnt: die massive und schnell zunehmende Staatsverschuldung der USA, welche durch die Steuerreform der Regierung noch verschärft werden dürfte. So rechnet der Analyst David Stockman mit einer bald bevorstehenden Eskalation im US-Haushalt und dem Ausbruch einer Schuldenkrise.
Beunruhigend ist zudem, dass auch die Renditen von US-Unternehmensanleihen deutlich gestiegen sind. Der Kurs des weltgrößten börsengehandelten Anleihenfonds – der rund 55 Milliarden Dollar umfassende iShares Core US Aggregate – sank am Freitag den zweiten Tag in Folge und steht jetzt auf dem tiefsten Stand der vergangenen 4 Jahre.
Gerade die Verschuldung der US-Unternehmen ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die Renditeanstiege in diesem Marktsegment könnten Folge der Einschätzung von Investoren sein, dass viele dieser Unternehmen in den kommenden Monaten ihre Schulden nicht mehr begleichen können.
Die Erhöhung der Leitzinsen durch die US-Zentralbank Federal Reserve könnte – besonders bei weiteren Leitzinserhöhungen – in den kommenden Monaten zu einer Situation führen, in der die ersten Unternehmen ihre Zinsen nicht mehr bezahlen können. Eine Situation, wie sie der Spielzeughersteller Toys'R'Us erlebte, welcher Medienberichten zufolge eine Zinsraten von rund 400 Millionen Dollar aufgrund der gestiegenen Leitzinsen nicht mehr bedienen konnte.