Politik

Macron stellt sich im Streit mit den USA gegen Merkel

Frankreich stellt sich im Handelsstreit mit den USA gegen Bundeskanzlerin Merkel und die EU.
04.05.2018 18:59
Lesezeit: 2 min

Frankreich beharrt darauf, mit den USA keine Verhandlungen über die angedrohten Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der EU zu führen. "Die französische Regierung teilt die Position der EU-Kommission, nämlich eine vollständige, dauerhafte und bedingungslose Ausnahme zu fordern", sagte Jean-Baptiste Lemoyne, Staatssekretär im Außenministerium, der Zeitung "Les Echos" am Freitag. "Wir teilen nicht die Strategie, die zum Ziel hat, Verhandlungen über Zölle einzugehen." Ob er damit konkret auf Deutschland oder andere Länder anspielte, sagte er nicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel tritt wie die EU dafür ein, mit den USA ein umfassendes Zoll- und Handelsabkommen zu verhandeln, Frankreich lehnt dies ab. Deutschland wäre von Zöllen auf Stahl und Aluminium deutlicher stärker betroffen als Frankreich.

Lemoyne sagte, die französische und die deutsche Regierung führten kontinuierlich Gespräche über das Thema. Sie verträten die gemeinsame Ansicht, dass die Europäische Union "nicht der Sündenbock der Spannungen im Stahl-Handel" sein dürfe. Diese seien von anderen Ländern ausgelöst worden.

In Berlin mahnte die Bundesregierung zuvor eine rasche, gemeinsame EU-Position an, um US-Strafzölle auf Aluminium und Stahl aus Europa zu verhindern. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hatte eingeräumt, dass eine solche EU-Position genauso schwer zu erreichen sei wie ein Fortschritt in den Gesprächen mit den USA. Die USA haben Zölle auf Stahl- und Aluminiumeinfuhren verhängt. Die EU ist vorläufig davon ausgenommen. Eine entsprechende Ausnahmeregelung wurde jüngst um einen Monat bis zum 1. Juni verlängert.

Die EU ist nach Aussagen ihrer Handelskommissarin Cecilia Malmström offen für ein "eingeschränktes" Handelsabkommen mit den USA. Voraussetzung sei allerdings eine vollständige Befreiung er EU von den US-Strafzöllen auf Stahl und Aluminium, sagte Malmström in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP am Freitag. Ein eingeschränktes Abkommen sei "das Einfachste, falls wir schnell Ergebnisse wollen", erklärte die EU-Kommissarin.

Washington hatte die Ausnahmeregelung für die EU bei den umstrittenen Strafzöllen erst vor wenigen Tagen um einen weiteren Monat verlängert. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump gewährte die Galgenfrist, um mit der EU über nicht näher definierte Handelszugeständnisse zu verhandeln.

Malmström sagte, eine kurzfristige Vereinbarung mit den USA sei nicht mit dem ambitionierten TTIP-Vorhaben zu vergleichen. Das Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU war nach Trumps Amtsübernahme auf Eis gelegt worden. Ein neuer Deal könne Zölle und andere leicht zu realisierende Themen umfassen, sagte die Handelskommissarin. Ausgenommen wären demnach Themen wie die Angleichung von Gesundheits- und Sicherheitsbestimmungen.

Auch ein eingeschränktes Abkommen setze allerdings die Zustimmung aller Mitgliedstaaten voraus, erklärte Malmström. Sie stehe in regelmäßigem Kontakt mit US-Handelsminister Wilbur Ross, die Gespräche würden fortgesetzt.

Die EU hatte im vergangenen Jahr Stahl und Aluminium im Wert von 7.7 Milliarden Dollar (6,4 Milliarden Euro) in die USA exportiert. Als Antwort auf mögliche Strafzölle hat Brüssel eine eigene Liste mit US-Importwaren erstellt, die mit höheren Abgaben versehen werden könnten. Dazu gehören etwa Motorräder der Marke Harley Davidson, Levi's-Jeans und Bourbon-Whiskey.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Experte fürchtet politischen Schock in Europa: „Es ist tatsächlich beängstigend“
28.06.2025

Europa taumelt: Rechte Parteien sind auf dem Vormarsch, Frankreich droht der Machtwechsel. Experte Rahman warnt: Das „Trump-Moment“...

DWN
Technologie
Technologie Neue Technologien am Körper: Gehirnimplantate, künstliche Intelligenz, elektronische Tattoos
28.06.2025

Hightech greift immer direkter in den menschlichen Körper ein. Ob Gehirnimplantate, elektronische Tattoos oder künstliche Intelligenz...

DWN
Politik
Politik Machtverlust oder Wendepunkt? Irans Zukunft nach dem Konflikt
28.06.2025

Nach dem militärischen Schlagabtausch mit Israel steht der Iran politisch und gesellschaftlich unter Druck. Zwischen Machtkonsolidierung,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen So gelingt der Einstieg: KI im Personalwesen mit System etablieren
28.06.2025

Künstliche Intelligenz erobert Schritt für Schritt das Personalwesen. Deutschland liegt im europäischen Vergleich weit vorne – doch...

DWN
Politik
Politik Familienkonzern Trump: Wie der Präsidenten-Clan Milliarden scheffelt
28.06.2025

Die Trump-Familie vermischt Politik und Profit wie nie: Während Donald Trump das Weiße Haus beherrscht, expandieren seine Söhne mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börsenausblick 2025: Drohen jetzt heftige Kursbeben?
28.06.2025

Die Sommermonate bringen traditionell Unruhe an den Finanzmärkten. Mit Trump im Weißen Haus steigen die Risiken zusätzlich. Erfahren Sie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden für heiße Luft: Ex-OpenAI-Chefin kassiert ohne Produkt
28.06.2025

Ein Start-up ohne Produkt, eine Gründerin mit OpenAI-Vergangenheit – und Investoren, die Milliarden hinterherwerfen. Der KI-Hype kennt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Social Travel: Hostelworld will Facebook des Reisens werden – mit Milliardenpotenzial
28.06.2025

Hostelworld will nicht länger nur Betten vermitteln, sondern das führende soziale Netzwerk für Alleinreisende werden. Warum der...