Politik

Berlusconis Rache: Weg für Euro-Skeptiker in Italien frei

Silvio Berlusconi hat in Italien den Weg für eine Regierung der Fünf Sterne und der Lega freigemacht.
10.05.2018 00:03
Lesezeit: 2 min

In Italien scheint der Weg für eine Regierung aus der rechten Lega und der Fünf-Sterne-Bewegung frei. Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi sagte am Mittwochabend, er gebe grünes Licht für ein solches Bündnis. Berlusconis Partei Forza Italia und die Lega haben eigentlich eine Allianz gebildet. Diese wurde bei der Parlamentswahl im März stärkste Kraft, bekam aber nicht genug Stimmen für eine Allein-Regierung. Zusammen mit den Fünf Sternen - die bei der Wahl stärkste Einzelpartei wurde - könnte es aber reichen. Fünf-Sterne-Chef Luigi Di Maio will aber nur mit der Lega und nicht mit der Forza Italia zusammenarbeiten.

Bis zuletzt hatte es daher so ausgesehen, dass die Bemühungen um eine Koalition scheitern und Präsident Sergio Matarella eine Technokratenregierung sowie Neuwahlen für 2019 aus den Weg bringt. Nun könnte Berlusconis Verzicht die Bildung einer neuen Regierung binnen Tagen nach sich ziehen. Der Ex-Regierungschef sagte am Mittwoch allerdings auch, seine Forza werde ein Bündnis Lega/Fünf Sterne im Parlament nicht unterstützen. Zudem werde die Forza mit der Lega auf lokaler Ebene auch weiterhin verbündet bleiben. Welche Auswirkungen dies auf eine Regierung Lega/Fünf Sterne hätte, war zunächst unklar. Eine solche Allianz dürfte die EU alarmieren, denn die Lega und die Fünf Sterne eint ihre Ablehnung der EU-Haushaltsregeln.

Berlusconi dürfte seine Entscheidung auch aus Rachgelüsten an der EU getroffen haben: Er war am Höhepunkt der Euro-Krise auf Druck der EU entfernt und durch den Goldman-Banker Mario Monti ersetzt worden. Eine besondere Rolle hatten damals Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy gespielt. Zuletzt hatten Merkel EU-Konservative von der EVP Berlusconi umgarnt und ihn als wichtigen Politiker hofiert. Die Offensive scheint jedoch vergeblich gewesen zu sein.

Aus der Lega von Matteo Salvini waren zuletzt immer mehr Forderungen laut geworden, Berlusconi und die Forza Italia sollten durch einen Verzicht eine Koalition mit der Fünf-Sterne-Bewegung ermöglichen. Beide Parteien äußerten sich am Mittwochabend zunächst nicht zu der Erklärung Berlusconis.

Noch am Montag hatte es nach einem Scheitern der Bemühungen zur Bildung einer Regierungskoalition ausgesehen. Präsident Mattarella hatte sich nach erneuten Beratungen mit den Parteien deshalb für eine Expertenregierung ausgesprochen, die den Haushalt für das kommende Jahr verabschieden soll. Sie sollte bis zum Jahresende im Amt bleiben und dann den Weg für Neuwahlen 2019 freimachen. Fünf Sterne und Lega lehnten eine Technokratenregierung aber ab und forderten eine Neuwahl am 8. Juli, sollten sie sich nicht auf eine Koalition einigen können. So schnelle Neuwahlen wollte Mattarella nicht, weil er sich sorgte, dass es dann zu einer ähnlichen Stimmenverteilung wie bei der Wahl im März und damit erneut zu schwierigen Bündnis-Gesprächen kommen könnte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Signa-Gründer René Benko: Festnahme des Immobilienunternehmers angeordnet
23.01.2025

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Der Gründer der insolventen Signa-Gruppe, René Benko, wurde in seiner Villa in Innsbruck...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU kontert Trumps Kritik am Handelsdefizit, erklärt wie die Zusammenarbeit mit der US-Regierung aussehen wird
23.01.2025

US-Präsident Donald Trump nennt in einer Pressekonferenz eine merkwürdige Zahl zum amerikanischen Handelsdefizit mit der EU und droht mit...

DWN
Finanzen
Finanzen Vonovia-Aktie: Warum die Wohnungskrise für die nächste Bundesregierung endlich Priorität haben muss
23.01.2025

Diese Woche wird Rolf Buch, CEO des größten Immobilienkonzerns in Deutschland, die Übernahme der umstrittenen Deutsche Wohnen in Berlin...

DWN
Politik
Politik YouGov-Wahlumfrage: AfD und SPD gleichauf - CDU rutscht ab
22.01.2025

In der neuesten Wahlumfrage von YouGov kann die SPD deutlich zulegen. Die AfD verliert dagegen. Beide Parteien liegen nun gleichauf. Auch...

DWN
Politik
Politik Messerattacke: Aschaffenburg betrauert nach Gewalttat zwei Tote - was wir wissen
22.01.2025

Am Mittwochmittag wurde die Stadt Aschaffenburg von einer schrecklichen Gewalttat erschüttert. Ein 28-jähriger Mann attackierte nach...

DWN
Politik
Politik Wann greift Russland an? Geheimdienste rechnen mit 2028
22.01.2025

Russischer Angriff ab 2028? Geheimdienste warnen davor, dass Russland die EU in den kommenden Jahren an der Ostgrenze angreift. Laut...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank - Schwäche der deutschen Wirtschaft hält an, aber es gibt Hoffnungsschimmer
22.01.2025

Der Bundesbank zufolge ist ein Aufschwung in der deutschen Wirtshaft ist vorerst nicht in Sicht. Dafür gibt es mehrere Gründe. Doch etwas...

DWN
Technologie
Technologie Projekt "Stargate" - OpenAI und Trump setzen auf KI-Rechenzentren für die Zukunft
22.01.2025

OpenAI und bedeutende Technologie-Partner investieren 500 Milliarden Dollar in neue Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI). Das...