Politik

Nord Stream 2: Nabu will Baustopp vor Gericht erzwingen

Der Umweltschutzverband Nabu will den Bau des Pipeline-Projekts Nord Stream 2 gerichtlich verhindern.
11.05.2018 17:16
Lesezeit: 1 min

Der Umweltschutzverband Nabu will den bevorstehenden Baustart der Gaspipeline Nord Stream 2 per Gerichtsbeschluss noch verhindern. Der Verband habe beim Oberverwaltungsgericht (OVG) Greifswald eine Zwischenverfügung beantragt, damit das Gericht vor dem 15. Mai über eine Klage gegen den Bau der Pipeline durch die Ostsee entscheide, teilten die Umweltschützer am Freitag mit. Am 15. Mai will das Unternehmen Nord Stream 2 mit Baggerarbeiten im Greifswalder Bodden beginnen.

Der Nabu hatte bereits im Februar einen Eilantrag gegen den Planfeststellungsbeschluss des Bergamts Stralsund gestellt. Bevor das Gericht entscheide, wollten die Pipelinebetreiber „Tatsachen schaffen“, kritisierte Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Sie würden damit „den Meeres- und Klimaschutz, aber auch das Klagerecht von Naturschutzverbänden mit Füßen“ treten. Nach Ansicht des Nabu wird durch den Bau der Pipeline ein „hochsensibles Ökosystem irreparable Schäden“ erleiden. Zudem sei die Pipeline überflüssig, weil es nicht genügend Bedarf in Europa für das russische Gas gebe.

Das Nord-Stream-2-Unternehmen hat bereits in der Nähe von Lubmin mit Bauarbeiten für die Anlandestation der Gaspipeline begonnen. Der Planfeststellungsbeschluss des Bergamts Stralsunds erlaube es zudem, Mitte Mai im Greifswalder Bodden mit Baggerarbeiten zu beginnen, sagte ein Unternehmenssprecher am Freitag. „Solange schlechtes Wetter das nicht verhindert, wird man das auch tun.“ Der Eilantrag des NABU habe keine aufschiebende Wirkung, solange das OVG ihm nicht stattgebe. Zudem sei im Planfeststellungsbeschluss nachgewiesen, dass der Bau der Pipeline umweltverträglich erfolgen könne.

Nord Stream 2 soll über eine Länge von 1.230 Kilometern von Russland nach Deutschland führen. Sie wird weitgehend parallel zur Gas-Pipeline Nord Stream 1 verlaufen, die 2011 in Betrieb genommen worden war. Die Projektgesellschaft Nord Stream 2 AG hat ihren Sitz in der Schweiz. Die Unternehmensanteile werden vom russischen Konzern Gazprom gehalten.

Der Nabu will nicht nur gegen den Planfeststellungsbeschluss des Bergamts Stralsund vorgehen, der für das deutsche Küstengewässer gilt. Er will auch Widerspruch gegen die Genehmigung des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie einlegen, die den Pipeline-Abschnitt im Meeresgebiet jenseits des Küstenmeeres - der Ausschließlichen Wirtschaftszone Deutschlands - betrifft.

Widerstand gegen Nord Stream 2 kommt insbesondere auch aus einigen osteuropäischen Staaten sowie den USA. US-amerikanische Unternehmen versuchen seit einiger Zeit, auf den europäischen Markt für Flüssiggas vorzudringen. Die Polnische Regierung sieht das Projekt kritisch, weil sie ihr Land selbst zu einem wichtigen Energiedrehkreuz in Europa ausbauen möchte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Zinssenkung: Drückt Fed-Chef Powell den Notrufknopf?
21.04.2025

Das Risiko, dass im Finanzsystem etwas ausbrennt, wächst zunehmend. Sollte dies eintreten, könnte die US-Notenbank gezwungen sein, eine...

DWN
Panorama
Panorama Vererbter Reichtum: Der jüngste Milliardär der Welt ist ein 19-jähriger Deutscher
21.04.2025

In der Regel dauert es viele Jahre, oft Jahrzehnte, bis Menschen ein Milliardenvermögen aufbauen – meist durch harte Arbeit,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalbeschaffung: So erkennen Sie Lügen im Vorstellungsgespräch
21.04.2025

Fast jeder vierte Bewerber schummelt im Lebenslauf oder beim Vorstellungsgespräch – die Dunkelziffer könnte noch höher sein....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU investiert Milliarden in eigene KI-Gigafabriken: Brüssel will Abhängigkeit von US-Datenmonopolen beenden
21.04.2025

Die Europäische Kommission plant eine industriepolitische Offensive von historischer Dimension: Mit bis zu 20 Milliarden Euro sollen...

DWN
Politik
Politik Tech-Milliardäre planen libertäre Parallelstadt – und haben Grönland im Visier
21.04.2025

US-Tech-Milliardäre planen eine eigene Stadt – mit Grönland als möglichem Standort. Hinter dem Projekt stehen Namen wie Peter Thiel...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lohntransparenz: geheimes Gehalt - das letzte große Tabu?
21.04.2025

Ein dänischer Berater teilt sein Gehalt auf LinkedIn – und löst eine Welle an Reaktionen aus. Warum bleibt das Thema Gehalt in Europa...

DWN
Panorama
Panorama Die bestbezahlten Bank-CEOs in Europa: Auf der Liste steht ein Deutscher
21.04.2025

Im Jahr 2024 war Sergio Ermotti, CEO von UBS, der bestbezahlte Bank-CEO Europas mit einem Gesamteinkommen von 15,6 Millionen Euro. Auf der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine-Krieg: Frieden zwischen Ukraine und Russland kann neue Aktienrallye in Europa auslösen
20.04.2025

Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas leidet in besonderem Maße unter den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs. Hohe...