Wirtschaft

Strafzölle auf Stahl schaden USA mehr als Deutschland

Die US-Strafzölle auf ausländischen Stahl und Aluminium könnten die US-Wirtschaft härter treffen als die deutsche.
04.06.2018 00:06
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die ab Juni geltenden US-Strafzölle auf europäjschen Stahl in Höhe von 25 Prozent sowie auf Aluminium (10 Prozent) könnten für die US-Wirtschaft ernstere Folgen nach sich ziehen als für die deutsche. Wie die Financial Times und Bloomberg berichten, haben sich eine Reihe von amerikanischen Wirtschaftsverbänden deutlich gegen die Zölle ausgesprochen. Die „Vereinigung der amerikanischen metallverarbeitenden Industrie“ sagte, die Zölle setzten ihren Mitgliedsunternehmen großen Risiken aus. Vom „Zusammenschluss der amerikanischen Auto-Hersteller“ war zu hören, die Zölle würden „die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie gefährden.“ Ford und General Motors haben ihre Gewinnprognosen für dieses Jahr aufgrund der gestiegenen Stahlpreise bereits nach unten korrigiert.

Die Zölle verteuern nicht nur ausländischen Stahl, sie machen auch in den USA produzierten Stahl für einheimische Abnehmer teurer, weil die US-Produzenten weniger internationalem Wettbewerb ausgesetzt sind. Seit die Trump-Administration begann, mit der Erhöhung von Zöllen zu drohen und schließlich auch Strafzölle auf chinesischen Stahl erließ, haben sich die Preise für Stahl in den USA erhöht. Im Februar dieses Jahres betrug der Richtpreis für die US-Tonne (907 Kilo) Stahl 650 Dollar, im Mai betrug er 890 Dollar. Das entspricht einer Steigerung von 37 Prozent. Der Interessenverband der US-Stahl- und Eisenindustrie lobte die Einführung der Zölle: „Sie stellen sicher, dass der amerikanische Stahl-Sektor weiterhin stark bleibt, was für unsere nationale Sicherheit von fundamentaler Bedeutung ist.“

Das Münchener Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) schätzt, dass die Zölle der deutschen Stahl- und Aluminium-Industrie Verluste in Höhe von 40 Millionen Euro bescheren werden. Das entspricht einem 85 Tausendstel des jährlichen Bruttoinlandsprodukts.

Larry Kudlow, Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump hat eingeräumt, dass die neuen Strafzölle der Wirtschaft seines Landes schaden könnten. "Das könnte passieren, ich bestreite das nicht", sagte Präsidentenberater Kudlow am Sonntag im US-Sender Fox News. "Darauf muss man ein Auge haben", fügte er hinzu. Die US-Wirtschaft laufe derzeit allerdings "auf Hochtouren".

Kudlow rechtfertigte die Entscheidung von Präsident Trump. Sie ziele darauf ab, ein Welthandelssystem zu reformieren, in dem es zu viele Regelverstöße gegeben habe. "Beschuldigt nicht Trump", sagte der Berater. "Beschuldigt China, beschuldigt Europa, beschuldigt Nafta. Beschuldigt alle, die keinen Handel, keine Zölle und keinen Schutz beruhend auf Wechselseitigkeit wollen." Trump reagiere nur "auf Jahrzehnte des Missbrauchs".

Kudlow äußerte sich, nachdem die USA mit ihrer Zoll-Entscheidung beim G7-Finanzministertreffen in Kanada völlig isoliert dagestanden hatten und viel Kritik der Partner einstecken mussten. Kanadas Premierminister Justin Trudeau legte am Sonntag im US-Fernsehen mit Kritik nach.

Angesichts der engen Freundschaft zwischen Kanada und den USA seien die Strafzölle "beleidigend und nicht hinnehmbar", sagte Trudeau im Sender NBC. Er erinnerte daran, "dass unsere Soldaten in den Bergen von Afghanistan Seite an Seite gekämpft haben und gestorben sind". Für diese Soldaten sei die US-Entscheidung eine "Beleidigung".

Trumps Berater Kudlow wies die Äußerungen des Kanadiers zurück. "Ich denke, hier überreagiert er", sagte Kudlow. Kanada sei "ein guter Freund und Verbündeter der Vereinigten Staaten, niemand bestreitet das. Der Punkt ist aber: Wir müssen uns schützen."

Die US-Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium gelten seit Freitag. Die Ausnahme, die die USA zunächst der EU und den beiden Nachbarländern Kanada und Mexiko gewährt hatte, lief aus.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
USA
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rechtsruck in Polen – schlechte Aussichten für Berlin?
02.06.2025

Polen hat einen neuen Präsidenten – und der Wahlausgang sorgt europaweit für Nervosität. Welche Folgen hat der Rechtsruck für Tusk,...

DWN
Politik
Politik Trump zieht Investoren ab – Europa droht der Ausverkauf
02.06.2025

Donald Trump lockt mit Milliarden und Zöllen Investoren zurück in die USA – Europa verliert an Boden. Bricht der alte Kontinent im...

DWN
Politik
Politik Plan von Klingbeil: Steuerentlastungen für Unternehmen – das sind die Details
02.06.2025

Die schwarz-rote Koalition will zeigen, dass sie Probleme angeht – auch die schwächelnde Wirtschaft. Finanzminister Lars Klingbeil will...

DWN
Technologie
Technologie Robotikbranche 2025 in schwieriger Phase – Umsatzrückgang droht
02.06.2025

Die deutsche Robotikbranche kämpft 2025 mit rückläufigen Umsätzen und schwankenden Rahmenbedingungen. Welche Teilbereiche sind...

DWN
Finanzen
Finanzen Biontech-Aktie hebt ab: Milliardenkooperation mit US-Pharmaunternehmen
02.06.2025

Die Biontech-Aktie erhält neuen Aufwind: Eine milliardenschwere Allianz mit Bristol-Myers Squibb weckt Hoffnung bei Anlegern und...

DWN
Finanzen
Finanzen Hensoldt-Aktie auf Rekordjagd: Was Anleger jetzt wissen sollten
02.06.2025

Die Hensoldt-Aktie überrascht mit einem historischen Kursfeuerwerk – doch ist der Höhenflug gerechtfertigt? Anleger sollten genauer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KfW-Analyse: Mittelstand zieht sich aus dem Ausland zurück
02.06.2025

Eine aktuelle KfW-Analyse zeigt: Immer mehr Mittelständler ziehen sich aus dem Auslandsgeschäft zurück. Was steckt hinter dem Rückzug...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalstrategie: Warum Top-Kandidaten oft scheitern – und was das über unser System verrät
02.06.2025

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Bei der Personalauswahl geht es immer weniger um Kompetenz – und immer mehr um Bauchgefühl,...