Finanzen

ifo-Institut korrigiert Prognose für Deutschland deutlich nach unten

Lesezeit: 1 min
19.06.2018 14:09
Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft und die Weltwirtschaft trüben sich merklich ein. Mehrere Institute schwächen ihre Prognosen deutlich ab.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Immer mehr Institute schrauben nach dem schwachen Jahresauftakt und wegen des Handelsstreits mit den USA ihre Prognosen für die deutsche Wirtschaft kräftig herunter. Das Münchner Ifo-Institut nahm seine Vorhersage für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in diesem Jahr auf 1,8 (bislang: 2,6) Prozent zurück, für 2019 auf 1,8 (2,1) Prozent. „Am deutschen Konjunkturhimmel brauen sich derzeit kräftige Gewitterwolken zusammen“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

Das sieht das Essener RWI-Institut ebenfalls so: Es senkte seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 1,8 (2,4) Prozent und erwartet für 2019 sogar nur noch 1,5 (1,9) Prozent. Zuvor hatten schon das Berliner DIW und das IWH in Halle ihre Erwartungen kräftig nach unten korrigiert.

Seit mehreren Monaten deuten viele Wirtschaftsdaten eine bevorstehende Rezession in der Weltwirtschaft an.

„Das außenwirtschaftliche Klima ist rauer geworden“, erläuterte RWI-Chefökonom Roland Döhrn. „Selbst wenn nur kleine Teile des deutschen Exports von den durch die USA verhängten Zöllen betroffen sind, dürfte das Aufkeimen des Protektionismus negativ auf das Exportklima wirken und Unternehmen vorsichtiger agieren lassen.“ US-Präsident Donald Trump hat bereits Strafzölle auf Aluminium und Stahl aus den EU-Ländern eingeführt, als nächstes könnten welche auf Autos folgen. Döhrn ergänzte, zudem seien die Firmen verunsichert durch die unklare Zukunft der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU nach dem geplanten Brexit.

Auch das schwache erste Quartal - in dem sich das Wachstum von Europas größter Volkswirtschaft auf 0,3 Prozent halbierte - stimmt die Institute pessimistischer. „Der deutsche Konjunkturmotor hat ordentlich zu stottern begonnen“, sagte Ifo-Experte Wollmershäuser. Dazu hätten zwar Sonderfaktoren wie die Grippewelle mit ungewöhnlich vielen Arbeitsausfällen beigetragen. Aber inzwischen investierten die Unternehmen auch weniger. Zudem drohe die Gefahr einer neuen Euro-Krise. Als Brandherd könne sich vor allem Italien erweisen, wo die neue Regierung trotz hoher Verschuldung mehr Geld ausgeben wolle. „Die Abwärtsrisiken für die deutsche Wirtschaft haben sich deutlich erhöht“, fasste Wollmershäuser zusammen. „Sie überwiegen bei weitem."“

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Politik
Politik Migrationskrise: Asyl-Rekordhoch in Deutschland und die illegale Migration an den Grenzen geht ungebremst weiter
22.12.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...