Politik

Joachim Löw: „Wir haben Alternativen“

Bundestrainer Löw über seine Erwartungen an die WM nach dem Sieg gegen Schweden.
24.06.2018 10:11
Lesezeit: 3 min

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Die Wende gegen Schweden sieht Bundestrainer Löw als positives Zeichen für die deutsche Mannschaft. Er erklärt in Sotschi, wie er sich den weiteren Turnierverlauf vorstellt.

Fragen an Bundestrainer Joachim Löw in der Pressekonferenz am Samstag nach dem 2:1 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im zweiten WM-Spiel gegen Schweden.

Wie beurteilen Sie das Spiel gegen Schweden? Was war gut, was hat Ihnen nicht so gefallen?

Mir hat gut gefallen, dass wir in der zweiten Halbzeit nicht die Nerven verloren haben oder angefangen haben, hektisch zu spielen. Wir haben versucht, unsere Möglichkeiten auch gut vorzubereiten. Wir wollten schnell passen, Wege gehen, damit die Schweden müde werden. Das haben wir schon gut gemacht. Unser Druck war schon groß in der zweiten Halbzeit. Wir haben zwar einige Tormöglichkeiten ausgelassen. Aber die Moral hat mir gefallen. Wir haben immer geglaubt, dass wir das Spiel noch drehen können. Es war auch ein Sieg der Moral, am Ende zu zehnt.

Was lief zuvor nicht so gut?

Wir waren ein bisschen unglücklich im Abschluss und haben dann aus einem Fehlpass heraus ein Tor bekommen. Aber wichtig war, dass die Mannschaft dann diesen Glauben hatte.

Was ist in Ihnen vorgegangen nach dem Siegtor von Toni Kroos?

Ich habe mich für ihn gefreut, weil er am ersten Gegentor mit beteiligt war. Was ihm normalerweise selten passiert. Dass er das dann wieder gut macht in der letzten Minute, das hat mich wahnsinnig gefreut. Er ist normalerweise ein Spieler mit einer fast hundertprozentigen Passsicherheit.

Sie haben schon viel erlebt, wie ordnen Sie dieses dramatische Ende ein?

Natürlich war es ein Krimi voller Emotionen, gerade in der Schlussphase. Wir hatten nochmal eine Pfostenschuss. Wir haben in den letzten zehn Minuten auch alles riskiert. Wir haben dann einen Mann weniger gehabt und noch einen defensiven rausgenommen. Klar war, dass wir das Spiel unbedingt gewinnen mussten mit allen Mitteln. Das war natürlich riskant. Die Emotionen sind dann hochgekocht. Es war bis zum Schluss Dramatik pur. Solche Spiele gibt es immer mal. Das ist ja das Schöne am Fußball. Alle K.o.-Spiele bei einem Turnier sind ja auf Messers Schneide. Es war nicht das allererste Mal, dass ich das erlebt habe.

Es gibt eine große Chance, dass sie in der nächsten Runde auf Brasilien treffen?

Darüber muss ich jetzt nicht unbedingt reden. So weit ist es noch nicht. In der anderen Gruppe gibt es verschiedene Konstellationen. Auch Serbien und die Schweiz haben noch gute Chancen. Zunächst müssen wir gegen Südkorea gewinnen. Dann nehmen wir es, wie es kommt.

Sie haben Antonio Rüdiger für den verletzten Mats Hummels gebracht. Was gab den Ausschlag?

Antonio Rüdiger hat da gespielt, weil er im Training einen sehr aggressiven Eindruck gemacht hat und eine große Grundschnelligkeit hat. Und weil er auf der linken Seite auch häufig spielt bei Chelsea. Ich wollte nicht Boateng nach links und Süle nach recht rücken oder umgekehrt.

Wie gehen Sie jetzt das Spiel gegen Südkorea an?

Jetzt heißt es erst einmal, sammeln und sich regenerieren. Die Spieler waren am Ende müde. Marco Reus hatte Krämpfe. Boateng fällt aus. Rudy hat die Nase gebrochen. Wir werden einen Status quo erheben. Ab Montag werden wir uns auf Südkorea vorbereiten. Unsere Scouts haben die Mannschaft gesehen. Wir müssen dann sehen, welche Spieler zur Verfügung stehen. Mats Hummels kann wahrscheinlich wieder spielen.

Sie haben personelle Sachen verändert. Welche Zeichen sind das für den weiteren Turnierverlauf?

Es ist ja logisch, dass bei einer WM nicht immer eine Mannschaft spielen kann. Wir haben Alternativen, so ist auch der Kader ausgerichtet. Die Spieler, die diesmal nicht gespielt haben, werden definitiv weiter gebraucht, weil es einfach wichtige Spieler sind. Heute war die Entscheidung so, dass Khedira und Özil mal pausieren. Aber wir werden beide weiterhin brauchen. Timo Werner hat es in der zweiten Halbzeit über links gut gemacht. Weil er mit seiner Schnelligkeit für viel Gefahr gesorgt hat.

Aufgezeichnet von Jens Mende, dpa

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