Finanzen

Politische Turbulenzen: Hohe Verluste bei Derivaten möglich

Lesezeit: 1 min
02.07.2018 00:34
Politische oder wirtschaftliche Turbulenzen betreffen weltweit Derivate-Verträge im Wert dutzender Billionen.
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Politische oder wirtschaftliche Verwerfungen könnten weltweite Derivate-Positionen in enormem Umfang beinträchtigen. Über den genauen Umfang der meist im unregulierten Over the Counter-Handel (OTC) abgewickelten Spekulationen gibt es keine zuverlässigen Angaben.

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) gibt den theoretisch ausstehenden Gesamtbetrag von Devisen-Derivaten, Zins-Derivaten, Aktien-Derivaten, Rohstoff-Derivaten und Credit Default-Swaps für das zweite Halbjahr 2017 mit etwa 550 Billionen Dollar an, wie aus verschiedenen Dokumenten hervorgeht. Der Brutto-Marktwert dieser Positionen wird von der BIS mit „nur“ etwa 11,5 Billionen Dollar beziffert. Anderen Schätzungen zufolge beläuft sich der theoretische Wert der Derivatemärkte weltweit auf bis zu 1,2 Billiarden Dollar.

Weil es sich bei Derivaten um Spekulationen und Termingeschäfte auf andere Bezugsgrößen wie Währungen und Rohstoffe handelt, können Schwankungen in diesen Basiswerten zu hohen Verlusten oder Gewinnen im Derivatehandel führen.

Die britische Zentralbank Bank of England warnte in ihrem jüngsten Bericht zur Finanzstabilität, dass theoretisch Derivatepositionen im Umfang von etwa 29 Billionen Pfund (etwa 33 Billionen Euro) zwischen Vertragspartnern in Großbritannien und der EU durch einen Austritt des Landes aus der EU ohne Übergangsregelung vor der Auslöschung stehen.

Darin heißt es: „Die britische Seite und ihre Partner in der EU werden vielleicht nicht länger die notwendige Erlaubnis haben, bestimmte ungesicherte OTC-Derivatekontrakte mit der jeweils anderen Seite zu tätigen. Basierend auf den zuletzt verfügbaren Daten könnte das auf ein Viertel aller zwischen Großbritannien und Kontinentaleuropa abgeschlossenen Derivate-Verträge mit einem theoretischen Umfang von 29 Billionen Pfund zutreffen, von denen rund 16 Billionen Pfund nach dem März 2019 eingelöst werden.“

Der Financial Times zufolge könnte das Risiko jedoch geringer ausfallen, als die von der Bank of England postulierten 29 Billionen Pfund. Das tatsächliche Risiko für die Vertragspartner sei geringer. Grund dafür seien Bilanzoperationen wie das sogenannte „compressing“, bei dem Risiken verkleinert werden könnten. Die Warnung der britischen Zentralbank sei eher als Zeichen der Unzufriedenheit zu verstehen, dass die europäische Bankenaufsicht bislang keine Ausnahmeregelung für den Derivatebereich vor dem Anstehenden Brexit für britische Finanzspekulanten zugestanden habe.


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