Die Gewinne der großen Erdöl-Handelsgesellschaften sind deutlich eingebrochen. Wie Bloomberg berichtet, sind die Erlöse von Betreibern sehr großer Ölfrachter im laufenden Jahr auf einen Durchschnittswert von 6.159 Dollar pro Tag und damit auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2009 gesunken. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert noch bei 17.794 Dollar, im Jahr 2016 bei 41.488 Dollar und im Jahr 2015 bei 64.846 Dollar.
Zudem lassen die Handelsgesellschaften derzeit so viele ihrer Tanker verschrotten wie seit den 1980er Jahren nicht mehr. Dies geht aus Daten von Global Marketing Systems hervor, einem führenden Aufkäufer zu verschrottender Schiffe.
"Die Verschrottung von Tankern erreichte im Jahr 2010 einen Höchststand und wir glauben, dass die Gesamtzahl im laufenden Jahr noch höher als damals sein wird“, wird ein Branchenkenner aus Indien zitiert.
Bloomberg zufolge reflektieren die steigenden Verschrottungszahlen die „schlechtesten Charter-Erlöse seit Jahrzehnten“. Die US-Großbank Morgan Stanley schätzt, dass die globale Flotte großer Ölfrachter aufgrund der Verschrottungen bereits im Jahr 2020 eine Kapazitätslücke von etwa 100 Millionen Barrel (159 Liter) aufweisen wird.
Ein wichtiger Grund für die zunehmenden Verschrottungen und die Erlösrückgänge in der Branche ist die Abmachung des Ölkartells OPEC zu Förderkürzungen, welche sich auf eine Zurückhaltung von täglich 1,8 Millionen Barrel beläuft. Rund 20 Millionen Barrel Rohöl werden jeden Tag auf Ölfrachter verladen.
Der Branche stehen ohnehin steigende Kosten bevor, welche die Lage zusätzlich verschlechtern dürften. Die International Maritime Organization – eine Behörde der Vereinten Nationen – hat angeordnet, dass die Reeder ab dem Jahr 2020 nur noch Kraftstoffe mit einem Schwefelgehaltl von 0,5 Prozent verwenden dürfen. Derzeit sind noch 3,5 Prozent erlaubt. Reeder haben dann zwei Möglichkeiten, welche beide zu höheren Kosten führen: Entweder sie verwenden schwefelarmen Treibstoff, oder sie bauen teure Filteranlagen in ihre Schiffe ein.
Die Frachtbranche war im Jahr 2016 bereits in eine ernste Krise geraten, konnte sich seitdem aber etwas erholen. Da sich die Anzeichen für einen Abschwung in der Weltwirtschaft in den vergangenen Monaten gemehrt haben, ist der Ausbruch einer Rezession im kommenden Jahr nicht mehr auszuschließen, was den Ölhandel zusätzlich belasten würde.
Auch der Containerhandel verzeichnet zunehmenden Gegenwind. Gründe hierfür sind die höheren Ölpreise sowie nur schwach steigende Frachtraten. Nur drei Containerhändler fuhren im ersten Quartal 2018 einen Gewinn ein, berichtet JOC.com. „Die Ankündigung von Hapag Lloyd vom 2. Juli, dass der finanzielle Ausblick für das Jahr gesenkt wird, war die letzte Erinnerung daran, welche Risiken der Schifffahrt bei ihrer Suche nach Profitabilität drohen.“